Erstausgabe / Meta von Salis / Literatur / Emanzipation / Frauenrechte / Feminismus / Roman / Philosophie / Friedrich Nietzsche / Pergament / Handeinband - angeboten wird ein dekorativ in Halbpergament gebundener Sammelband (19,5 x 15 cm) mit zwei sehr seltenen Erstausgaben der Frauenrechtlerin, Historikerin und Schriftstellerin Meta von Salis (1855-1929) aus den Jahren 1889 und 1891. Es handelt sich um die beiden ersten und jeweils in sich abgeschlossenen Bände/Bücher des Romanwerks "Die Schutzengel" – der dritte Band bzw. das dritte Buch ist nie erschienen, womit das vorliegende Exemplar vollständig ist. Meta von Salis-Marschlins arbeitete zunächst als Erzieherin in Deutschland und England, bevor sie an der Universität Zürich Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte studierte. Dort wurde sie 1887 als erste Frau an der philosophischen Fakultät promoviert, hielt anschließend Vorträge über die Notwendigkeit der politischen Gleichstellung der Frau und kämpfte für das Frauenwahlrecht. Daneben war sie eine passionierte Philosophin und mit Friedrich Nietzsche sowie seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche befreundet. Die beiden vorliegenden Romane sind Versuche, das Thema Emanzipation literarisch zu bearbeiten.

Meta von Salis-Marschlins: Die Schutzengel. Roman aus der Gegenwart und Zukunft in drei Büchern [Buch 1 "Die Schutzengel" & Buch 2 "Furchtlos und treu" (MEHR NICHT ERSCHIENEN!)]. München, Merhoff 1889 & 1891. 346 & VI, 210 S. Goldgeprägtes Halbpergament.

Barbara Margaretha von Salis-Marschlins [besser bekannt als Meta von Salis ] (1. März 1855 auf Schloss Marschlins in Igis - 29. März 1929 in Basel), war die erste Historikerin der Schweiz, die erste Schweizerin, die an der Philosophischen Fakultät der Universität Zürich promoviert wurde, eine der bekanntesten Frauenrechtlerinnen und eine Kämpferin für das Frauenstimmrecht in der Schweiz. Daneben war sie eine passionierte Philosophin und Brieffreundin von Friedrich Nietzsche sowie seiner Schwester Elisabeth Förster-Nietzsche. Barbara Margaretha „Meta“ von Salis-Marschlins entstammte der alten Bündner Adelsfamilie der von Salis und wuchs im elterlichen Schloss Marschlins auf. Gemäss dem konservativen Erziehungsideal ihres Vaters besuchte sie typische Mädchenpensionate. Nach ihrer Ausbildung in den von ihr so genannten Hausfrauen-Züchtungsanstalten bildete sie sich autodidaktisch weiter und beschloss als junge Frau, Erzieherin zu werden, damals eine der wenigen Erwerbsmöglichkeiten für Frauen aus der Oberschicht. Ab 1883 studierte sie als erste Frau in der Schweiz an der Universität Zürich Geschichte, Philosophie und Kunstgeschichte sowie Jurisprudenz. 1887 wurde sie mit einer Dissertation über Agnes von Poitou von der Philosophischen Fakultät promoviert und damit die erste «Frau Doktor» des Kantons Graubünden. Im selben Jahr wurde Emilie Kempin-Spyri auch von der Juristischen Fakultät promoviert. Danach arbeitete von Salis als freie Journalistin und Publizistin. Als Frauenrechtlerin auf sich aufmerksam machte sie zuerst 1886 mit dem lyrischen Pamphlet "Die Zukunft der Frau". Mehr Beachtung fand ein Artikel in der liberalen Tageszeitung Züricher Post vom 1. Januar 1887: unter dem Titel "Ketzerische Neujahrsgedanken einer Frau" forderte sie dort, zum ersten Mal in der deutschsprachigen Schweiz, das politische Stimm- und Wahlrecht auch für Frauen. Bekannt machte sie außerdem ihre Tätigkeit als Vortragsrednerin, unter anderem eine Vortragsreihe des Jahres 1894 mit dem Titel "Frauenstimmrecht und die Wahl der Frau". Neben der politischen Gleichberechtigung forderte Meta von Salis insbesondere die rechtliche Gleichstellung der Frau. Sie kritisierte die Tatsache, dass die Frau im schweizerischen Recht nicht als mündige Person anerkannt wurde, jedoch trotzdem wie eine solche vor Gericht verurteilt werden konnte. Auch literarisch setzte sie sich in Gedichten und Romanen mit der Benachteiligung von Frauen auseinander, etwa in den Romanen "Die Schutzengel" (1889) und "Furchtlos und treu" (1891). Große Aufmerksamkeit erregte ihr publizistischer Einsatz für die Zürcher Ärztin und Frauenrechtlerin Caroline Farner, die 1892 wegen angeblicher Unterschlagung sieben Wochen in Untersuchungshaft verbrachte und währenddessen einer öffentlichen Rufmordkampagne ausgesetzt war. Die juristische Rehabilitierung vermochte sie zwar zu erkämpfen (Farner wurde 1893 freigesprochen), wurde aber im Anschluss daran selbst vom unterlegenen Richter in einen Ehrverletzungsprozess verwickelt und 1894 zu einer – wenn auch eher symbolischen – Gefängnisstrafe verurteilt. Nach diesem Rückschlag zog sie sich stärker ins Privatleben zurück. 1904 wanderte sie zusammen mit ihrer Lebenspartnerin Hedwig Kym nach Capri aus und lebte auch nach deren Heirat mit Ernst Feigenwinter im Jahr 1910 bis zu ihrem Tod in Basel mit ihr im selben Haushalt zusammen. Hedwig Kyms Eheschliessung, die für alle Bekannten überraschend kam, hatte Meta von Salis sehr irritiert. Vor ihrer Beziehung zu Hedwig Kym (1860–1949) unterhielt Meta von Salis jahrelang eine Liebesbeziehung zu Theophanie Schücking (1850–1903), die abrupt endete, weil diese von ihrem Vater Levin Schücking für dessen eigene Pläne beansprucht wurde, wogegen sich die Tochter vergeblich aufzulehnen versucht hatte. Meta von Salis hatte Friedrich Nietzsche 1884 persönlich kennengelernt und zeigte sich nach dessen geistigem Tod als großzügige Gönnerin des Nietzsche-Archivs. So kaufte sie 1897 für ihre Freundin Elisabeth Förster-Nietzsche die «Villa Silberblick» in Weimar, die als Sitz des Archivs diente. Nach eigenmächtigen Umbaumassnahmen Förster-Nietzsches am Gebäude zerstritten sich die beiden Frauen aber, und von Salis verkaufte das Haus an den Nietzsche-Verwandten Adalbert Oehler, von dem es Förster-Nietzsche später selbst erwerben konnte. Als Bewunderin Nietzsches veröffentlichte Meta von Salis 1897 zudem das erfolgreiche Buch Philosophie und Edelmensch über ihre Begegnungen mit dem Philosophen. Meta von Salis war eine ausgeprägte Individualistin; der zeitgenössischen Frauenbewegung misstraute sie eher. Ausser im Fall der Frauenrechte vertrat sie in allen übrigen sozialpolitischen Fragen dezidiert konservative und aristokratische Ansichten. Sie publizierte in den 1920er Jahren regelmässig in den Schweizerischen Monatsheften für Politik und Kultur. Nach der verlorenen Rechtsstreitigkeit von 1894 wandte sie sich vom Kampf für die Frauenrechte ab und interessierte sich nun stärker für die Rassentheorien Arthur de Gobineaus. Bestärkt wurde sie in ihrem deutsch-nationalen Bewusstsein durch die Lektüre der Briefe von Heinrich von Treitschke. In ihren späten Schriften war sie geprägt von deutsch-nationalen und rassistischen Vorstellungen.

ZUSTAND: Gutes bis sehr gutes, festes und an sich recht sauberes Exemplar. Der ebenso dekorative wie stabile Einband hat nur leichte Gebrauchs- und Lagerspuren und ist nirgends defekt. Das Innenleben ist – abgesehen von einem Besitzvermerk und einem mehrzeiligen Zitat in Tinte auf dem Vorsatz – frei von nicht entfernbaren Einträgen, allerdings gibt es häufiger An- und Unterstreichungen sowie kleine Anmerkungen mit Bleistift. Man kann das aber (falls gewünscht) alles mit ein wenig Geduld und einem weichen Radiergummi entfernen. Sehr seltenes Sammlerstück.