Excerpt from Eichenlaub: Auf Luthers Grab Gestreut im Jahre 1817 (Classic Reprint)



Unsterbliches Leben hat zugesprochen der Vater des Lebens dcn Starken und Guten unsterbliches Leben unter den Menschen, ihren Brüdern denn wo ihr Zelt stand auf der gastfreundlichen Erde, wo sie mit Ehren trieben ihr Tagewerk zwischen den Wende kreisen der Monden und Jahre, da gräbt sich ihr Daseyn bey seinem scheinbaren Ver schwinden nur desto tiefer in die Fluren und in die Seelen; da wohnt ein unsicht berer Häusler, und ohne je verwiesen werden zu können der Geist ihrer Herrlich keit und ihrer Würde. Also wird vollendet der Wille der seligen Gottheit, die auch nimmer auszieht aus ihrem Tempel. Sie hat gesendet die heilige Mnemosyne zu den Menschen, und ihr aufgetragen _das Mittlemmt zwischen Vorwelt und Nachwelt; sie hat gegeben dem Genitithe die Befugnifs und das Verlangen, in sich zu beherbergcn die Kraftgestalten des Alterthums, dafs diese nicht auswandem durfefl aus der heben Heimath, wenn ihre Grabhugel einsinken oder wenn das Jahrhundert, was ihrer Arbeit Zeuge und Herold war, auch begraben wird, wie seine Kinder. Ja den Grofsen und Weisen unter uns ist eine Antwort worden vom heiligen Geiste, dafs sie den Tod nicht sehen sollten im Lande des Todes, und dafs ob sie gleich überwi1ltiget wurden von der Gewalt des Schlafes ihr Erlöser, der Dank der Menschen, dach lebe, der sie hemach auferwecken werde aus der Erde. Und dieser Spruch des Herrn ist wahr heftig und gewifs denn es wachemgmd leben in uns die Schläfer alle, die vormals Blut und Schweifs vergossen haben im Kampfe mit der Nacht, mit der Unsitte und mit dem Ungemache ihrer Gechwister. N1cht gerichtet sind sie, wie die Tragen, die Feigen und Unholde: sondern sie richten selbst noch die Welt der Geister, dazu auf gefordert von dem Vertrauen der Nachkommen. Die Zeit ist mit ihnen, eine treue Pflegerinn, eine liebliche Freundinn; sie tragt dienstbar ihre Fackel vor dem sti Hel denzuge, fur und für ihn zu verklären; sie bringt im Morgenlande Aloe und M_i*r1hen ihn zu erfrischen mit siifsen Duften; im Norden das Krafügste, was der Fruhling da erzeugt, Eichenlaub, Ehrenkränzc davon zu winden für ihre Auserwahlten. Das Rad der Jahrhunderte kreiset in nimmer muden Schwungs; es zerschmettert Menschen; es cerstreuet gemeines Gebein und gemeine Asche; es bedeckt mit dem Sande seiner Bahn.