Excerpt from Das Theater, 1529-1740, Vol. 6 (Classic Reprint)



Fünftel aufweist. Langsam, aber sicher erweitern sie ihre Unterrichtsrechte und Befugnisse, sie erringen nach langen Reibereien Zutritt an der Hochschule, bis auch diese fast unum schränkt in ihre Hände übergeht, 1633 beziehen sie das Gebäude der Universität, während der Stammsitz Am Hof als Profeßhaus eingerichtet wird. Die Schülerzahl steigt um die Mitte des XVII. Jahrhunderts auf nahezu 1800, Türkengefahr und Pest vermindern sie frei lich zu Ende des Säkulums ganz bedeutend, doch um 1703 haben sie wieder 2500 Schüler im Kollegium, 500 im Profeßhaus, wo die unteren Klassen, für die der Weg bis zum Stuben tore zu weit war, untergebracht wurden. Die niederen Schulen von St. Anna, die verschie denen Konvikte gliederten sich an. So beherrscht der Orden die Bildungsinstitute der Kaiser stadt mit unumschränktester Gewalt, die'jugend des Adels und der Bürgerschaft ist ihm anvertraut, Seine Stellung wird unerschütterlich gegen alle Angriffe, auch gegen die ver steckte Abneigung Maximilians IL Der Unterrichtsplan hatte sich wesentlich erweitert, den sieben Jahrgängen der niederen Schulen folgen die «studia superiora» in drei Abteilungen. Es war ein großer Sieg des Katholizismus, dem noch 1629 nur ein Drittel der städtischen Bevölkerung anhing, in erster Linie erstritten durch die Pädagogik des-ordens, in der sich zwei Faktoren vereinten: eine trotz manchem Formelkram auf den Resultaten des Human1s mus aufgebaute klassische Bildung und ein wahrhaft künstlerischer Sinn, der, von Italien ausgegangen, die großartigen Formen des Barocks sich ganz zueigen machte.i Und ihre wirksamste und offenbarste Kundgebung-erfolgt mit der Schulbühne,2 die auch das Theater leben Wiens im XVII. Jahrhundert fast umumschränkt beherrscht.