Fachbuch: Formdesign - Farbdesign (mit CD-ROM). Design of Form - Design of Color (with CD-ROM)
Finnisches und italienisches Glas der Sammlung Losch. Finnish and Italian Glass from the Losch Collection.
Autoren: Kaisa Koivisto, Howard J. Lockwood, Ursula Losch, Helmut Ricke, Timo Sarpaneva und Simona Scarchilli Cocchi


Farbdesign – Formdesign, das Begriffspaar bringt das Thema des Buches und der Ausstellung, und zugleich das Konzept der Sammlung Losch, auf eine gängige Formel. Schnell stellen sich die passenden, wenn auch leicht abgegriffenen Assoziationen ein: das Licht des Südens, die Freude an der Farbe, die dieses Licht bewirkt und verstärkt, die Heiterkeit der Menschen, deren Leben in der Farbe seinen Ausdruck findet. Auf der anderen Seite dann der Norden: kühles Licht, gebrochene Farben, Menschen mit ernsterer Gemütsart und einem Hang zur intellektuellen Distanz, vielleicht sogar zur Melancholie – Konzentration auf das Wesentliche, Dominanz von Form und Linie.

Also Farbe gleich Süden, Form gleich Norden und nichts dazwischen oder gar dahinter? Ganz so einfach lassen sich die Dinge natürlich nicht auf den Punkt bringen. Die Gleichung trifft nur zu, wenn man sich damit begnügt, die Hauptakteure der frühen 50er Jahre – Fulvio Bianconi und Timo Sarpaneva – in ihren Werken eben dieser Jahre nebeneinander zu stellen. Schon mit den 60er Jahren verliert auch diese Gegenüberstellung ihre Randschärfe.

Doch derart ausschließlich will der Titel der Ausstellung auch nicht verstanden werden Neben Form und Farbe ist bei der Beschäftigung mit der Glaskunst aus Finnland und Murano eine Vielzahl weiterer Faktoren zu bedenken: Vor welchem historischen Hintergrund entwickelt sich die neue Glaskunst, welche Bedeutung hat der Wandel im Materialverständnis, die Haltung gegenüber Masse und Volumen, dem skulpturalen Potential des Glases und dem der Gestaltung seiner Oberflächentextur; welche Rolle schließlich spielt das künstlerische Individuum, wie bestimmend sind Temperament und Vermögen des Entwerfers? Über dies alles sollte sich der Betrachter über Form und Farbe hinaus ein klares Bild machen, um die Ausstrahlung, Faszination und künstlerische Substanz des einzelnen Werkes verstehen und würdigen zu können.

Doch auch das simpelste Klischee hat seinen Kern an Wahrheit, und es kann sicher nichts schaden, beim Betrachten der Beziehungen von Norden und Süden vom Offensichtlichen auszugehen. Und da ist es wohl kaum falsch, die Betonung der Farbe eher dem Süden und die der Form dem Norden zuzuweisen. Und ebenso unübersehbar ist im Norden die Dominanz der Linie, die Entstehung des Entwurfs am Zeichenbrett, während im Süden häufig die Spontaneität des Extemporierten und der Anteil des Meisterglasbläsers am Ergebnis eine wesentliche Rolle spielen. Hier gibt es offensichtlich grundlegende Unterschiede in den Auffassungen. Auf eine knappe Formel gebracht, versteht der Norden die künstlerische Arbeit mit Glas als Verbindung von Design und Kunst, der Süden von Kunst und Design.

Vorwort

Die Sammlung Ursula und Rainer Losch ist das Resultat intensiver Bemühung um ein hohes Maß an Qualität und um die Konzentration auf Wesentliches. Als work in progress ist sie – das betonen ihre Schöpfer immer wieder – keineswegs abgeschlossen. Doch schien es uns angesichts der Zahl ungewöhnlicher Werke, der klaren Gliederung im Aufbau der Sammlung und deren faszinierendem, auf Gegenüberstellungen basierenden Konzept an der Zeit, sie einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen.

Diese Publikation dokumentiert eine Art Zwischenstation auf dem Wege zu einem noch unbekannten, doch erhofften und erträumten Ziel, dessen Erreichung die kommenden Jahre gewidmet sein werden. Anlass für Ausstellung und Katalog war die erklärte Absicht der Sammler, ihren Schatz in der künftigen Endform dem Glasmuseum Hentrich des Düsseldorfer museum kunst palast als Vermächtnis anzuvertrauen. Für diesen Entschluss möchte ich Ursula und Rainer Losch, auch im Namen des Museums und der Stadt Düsseldorf, mit Nachdruck Dank sagen.

Rainer Losch hat den größten Anteil an dieser Publikation. Er entwickelte zu großen Teilen das Konzept, zeichnet für die sachlichen Angaben zu den einzelnen Stücken verantwortlich und stellte den Kontakt zu den Autoren her. Von ihm stammen die fotografischen Aufnahmen, und er hat die Gestaltung und Produktion der dem Buch beigegebenen CD-ROM übernommen.

An der Realisierung der Veröffentlichung waren neben dem Sammlerehepaar zahlreiche engagierte Kollegen und Helfer beteiligt. An erster Stelle zu nennen sind die Autoren der Beiträge, die unterschiedliche Aspekte der Sammlung beleuchten – Kaisa Koivisto, Howard J. Lockwood, Timo Sarpaneva und Simona Scarchilli Cocchi – sowie die Übersetzer und Übersetzerinnen dieser Texte Jyri Kokkonen, Uta Laurén und Claudia Lupri. Wesentliche Teile der Übersetzungsarbeit leistete Regina Lange. Sie übernahm auch den Großteil der Lektorats- und Redaktionsarbeit, an der außerdem Anne Marie Katins maßgeblich beteiligt war. Die ansprechende Gestaltung dieser Publikation gelang Monika Hagenberg.

Ihnen allen gilt – auch im Namen von Ursula und Rainer Losch – mein herzlicher Dank.
Helmut Ricke





Autoren: Kaisa Koivisto, Howard J. Lockwood, Ursula Losch, Helmut Ricke, Timo Sarpaneva und Simona Scarchilli Cocchi
Herausgeber: museum kunst palast - Glasmuseum Hentrich, Düsseldorf
Erstauflage: 2002
Auflage: 1. Auflage 2002
Seitenanzahl: 112 Seiten
Buchart: Paperback
Beilage: 1 CD-ROM
Abbildungen: 292 Farbabbildungen plus ca. 750 Farbabbildungen auf CD-ROM
Sprache: Deutsch und Englisch
ISBN 10: 3-9808208-2-3
ISBN 13: 978-3-9808208-2-0
Größe: ca. 270 x 210 x 11 mm
Gewicht: ca. 650 Gramm
Zustand: neu, ungelesen, verlagsfrisch