Aus der Hinterlassenschaft eines Verwandten. Aus erster Hand.

Der Zustand beim ersten Test war bedenklich. Die Tastatur erstarrt, nichts bewegte sich. 

Verklebt oder verklemmt?

Viel Geduld, Fingerspitzengefühl und vor allem der Einsatz von einer nicht unbeträchtlichen Menge von WD40-Spezial-Schließzylinderspray brachte den beruhigenden Befund: Verklebt.

Mittlerweile schlägt jede Taste wieder an - auch bei der Großschreibungseinstellung. Dennoch lässt das Rückschwingen manchmal noch zu wünschen übrig. Ein sorgfältiger, zweiter Reinigungsgang wird empfohlen. Das Farbband liefert noch ein gutes Schriftbild.

Das Bemerkenswerteste an dieser Maschine ist allerdings die Sonder-Tastatur.

In der obersten Reihe wurde auf die "1", das "ß" und die beiden Akzente ` und ´  verzichtet. Stattdessen wurden rechtwinklige Haken als Tottasten auf zwei Tasten platziert. Mit jenen kann man zum Beispiel Buchstaben oder Ziffern umrahmen - oder Mäandermuster tippen. Den Sinn des Ganzen - und ob dies einen kaufmännischen oder technischen Hintergrund hat, konnte leider noch nicht recherchiert werden.

Weitere Zeichen blieben zwar in der oberen Reihe erhalten, wurden aber umsortiert:

+ und = wanderten auf die Taste ganz rechts oben, Der : rutschte auf den Platz der 1, die wohl mit dem großen I oder dem kleinen l dargestellt werden musste (so wie die Null ja damals sowieso mit dem großen O geschrieben wurde). Der noch übrige / fand schließlich seinen Platz über der 3.

Trotzdem war all dies wahrscheinlich keine Sonderanfertigung.  Der erhaltene Artikelanhänger bezeichnet die Schrift mit "Pica/Zahn", was auf die Winkelhaken hindeuten könnte.

Keine Fehler am Wagenmechanismus gefunden, sogar die Papierstütze schwingt eigenständig und schwungvoll in die richtige Position, wenn man das Knöpfchen drückt

Die erhaltene Grundausstattung ist auch beeindruckend: Bedienungsanleitung, Artikelschild und vor allem der Original-Garantieschein mit Funktionskontrolle und Schriftprobe der "Princess Kleinschreibmaschine Nr. 52676.

Jene findet man im "Geheimfach" im Deckel des zeittypischen Echt-Lederkoffers, der zugegebenermaßen typische Gebrauchsspuren aufweist.