Reservistenglas
Krefelder Tanzhusaren
2. Westfälisches Husaren-Regiment Nr. 11
Krefeld (bis 1925 Crefeld)
(Regiment und Garnision werden auf dem Glas nicht erwähnt)

um 1910

Tanzhusar F. Herms

aus der Sammlung Lonzen und Heucher,
Düsseldorf.
siehe auch Buch Frank Hübener,
"Reservistenkrüge" mit vielen Krügen und anderen Reservistika aus der Sammlung

1/4L
Höhe: 17,5 cm

Zustand
Glas unbeschädigt und in gutem Zustand.
Bemalung mit leichten Spuren auf der Oberfläche.
( siehe Fotos )




2. Westfälisches Husaren-Regiment Nr. 11
Krefeld (bis 1925 Crefeld)
 war ein Kavallerieverband der Preußischen Armee.

Geschichte des Regiments:

Das Regiment wurde am 8. Dezember 1813 in Düsseldorf im neu gebildeten Generalgouvernement Berg als „1. Husaren-Regiment“ aus den Resten der napoleonischen Kavallerie des Großherzogtums Berg. 1860 wurde das Regiment im Zuge einer weitreichenden Umbenennung preußischer Regimenter in „2. Westfälisches Husaren-Regiment (Nr. 11)“ umbenannt. Ab 1906 wurde das Regiment nach seiner Verlegung von Düsseldorf nach Krefeld auch scherzhaft „Krefelder Tanzhusaren“ genannt. Das Regiment war in Düsseldorf in der Neustadt an der Neusser Straße stationiert; Westlich der Roßstraße wurde 1893 eine Kaserne für ein Geschwader auf dem Gelände des heutigen Landesamtes für Information und Technik in Nordrhein-Westfalen errichtet. In Krefeld wurde dann das gesamte Regiment in der neu errichteten Kaserne an der heutigen Westparkstraße stationiert.

Umzug nach Krefeld

Am 2. April 1906 führte Kaiser Wilhelm II. das Regiment nach Krefeld. Bei diesem Besuch, den Kaiser Wilhelm II. 1902 der Stadt Krefeld anlässlich des 200-jährigen Jubiläums ihrer Zugehörigkeit zu Preußen abstattete, versprach er scheinbar spontan, Krefeld zur Garnisonsstadt zu machen. Bei einem Bankett hatten sich die Ehrendamen der Krefelder Oberschicht zuvor geäußert, dass ihnen in Krefeld keine Tänzer zur Verfügung stünden. Der Kaiser versprach daraufhin, geeignete Tänze zu schicken. Was zunächst für einen Scherz gehalten wurde, bestätigte noch am selben Abend der kommandierende General des VII. Armeekorps, Moritz von Bissing. Die Generäle teilten telegrafisch mit, dass Krefeld eine Kavallerieeinheit erhalten würde und dass Vorschläge für Unterkünfte erbeten würden.

Dieses Versprechen entwickelte sich im Reichstag zu einem wahren Skandal. Es wurde angenommen, dass dieses Versprechen nur eine Laune des Kaisers war und dass viel Geld ausgegeben werden musste, um nur ein paar Damen zu gefallen. Neben der fehlenden Gegenzeichnung durch den Reichskanzler oder den Kriegsminister widersprach die Entscheidung auch dem Grundsatz, keine Garnisonen in große Industriestädte zu verlegen. Hinzu kam, dass ein halbes Jahr zuvor beschlossen worden war, die Düsseldorfer Kaserne zu renovieren.

Die Schnelligkeit, mit der die Militärverwaltung bald konkrete Vorstellungen äußerte, deutete jedoch nicht darauf hin, dass es sich nur um eine spontane Entscheidung handelte, sondern dass die Militärverwaltung bereits Überlegungen angestellt hatte, die Garnison nach Krefeld zu verlegen. Der Kaiser hatte den Besuch in Krefeld lediglich zum Anlass genommen, die bereits getroffene Entscheidung auf etwas ungewöhnliche Weise bekannt zu geben.

Für Krefeld bedeutete der Umzug angesichts einer erneuten Krise in der Textilindustrie eine Belebung der heimischen Wirtschaft, sodass beschlossen wurde, die Kosten von vier Millionen Mark für den Bau der Kaserne zu übernehmen, was dann auch die letzten Kritiker überzeugte . 1904 wurde schließlich der Grundstein gelegt, und am 2. April 1906 führte Kaiser Wilhelm selbst das Regiment an der Spitze reitend in die Stadt. Am Bissing-Platz (heute Konrad-Adenauer-Platz) übergab er das Regiment mit den Worten: Ich habe der Stadt ihre Besatzung und den jungen Damen ihre Tänzer gebracht.

18.000 ehemalige Soldaten und 100.000 Besucher nahmen an der Veranstaltung teil. Die Bevölkerung gab den Soldaten den Namen Tanzhusaren, unter dem sie schließlich im ganzen Reich bekannt wurden.

Regimentschef
König Wilhelm III. der Niederlande 7. Juni 1855 bis 23. November 1890
Erzherzog Otto von Österreich 15. April 1896 bis 1. Oktober 1906
Karl von Österreich 2. Dezember 1914 bis Auflösung

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum[3]
Major Alexander von Romberg 29. März 1815 bis 10. Mai 1816
Major/Oberstleutnant/Oberst Karl Heinrich von Czettritz und Neuhaus 11. Mai 1816 bis 30. November 1823
Major Anton von Glaser 1. Dezember 1823 bis 7. September 1824 (mit der Führung beauftragt)
Major/Oberstleutnant/Oberst Anton von Glaser 8. September 1824 bis 12. November 1834
Oberstleutnant/Oberst Friedrich Karl von Forstner 13. November 1834 bis 17. Juli 1839
Oberstleutnant/Oberst Heinrich von Heydebrand und der Lasa 18. Juli 1839 bis 29. März 1844
Major/Oberstleutnant/Oberst Karl von Lebbin 30. März 1844 bis 17. April 1850
Major/Oberstleutnant/Oberst Wilhelm von Schlichten 18. April 1850 bis 9. Juni 1856
Major/Oberstleutnant Wilhelm Alexander von Salisch 10. Juni 1856 bis 3. April 1857
Major/Oberstleutnant/Oberst Wolf von Pfuel 30. April 1857 bis 1. Juli 1862
Oberstleutnant/Oberst Gustav Waldemar von Rauch 2. Juli 1862 bis 14. September 1866
Oberstleutnant/Oberst Karl von Witzendorff 17. September 1866 bis 30. November 1869
Major/Oberstleutnant Karl von Eller-Eberstein 11. Dezember 1869 bis 9. März 1870 (mit der Führung beauftragt)
Major/Oberstleutnant Karl von Eller-Eberstein 10. März 1870 bis 10. November 1871
Major/Oberstleutnant Gustav von Griesheim 12. Dezember 1871 bis 13. März 1875
Oberst Hugo von Saldern-Ahlimb 16. März 1875 bis 4. August 1876
Major/Oberstleutnant/Oberst Günther von der Groeben 5. August 1876 bis 25. März 1885
Oberstleutnant/Oberst Adolf von Michaelis 26. März 1885 bis 13. Dezember 1889
Oberstleutnant/Oberst Bernhard von Britzke 14. Dezember 1889 bis 25. Mai 1893
Oberstleutnant/Oberst Hugo von Itzenplitz 26. Mai 1893 bis 19. Juli 1897
Oberst Franz Miketta 20. Juli 1897 bis 15. Februar 1901
Oberst Friedrich Schimmelpfennig von der Oye 16. Februar 1901 bis 18. Oktober 1905
Oberstleutnant/Oberst Adolf von Storch 19. Oktober 1905 bis 20. April 1911
Oberst Egmont von Websky 21. April 1911 bis 1. April 1912
Oberstleutnant/Oberst Bruno von Gillhaußen 2. April 1912 bis 23. Januar 1917
Major Friedrich zu Waldeck-Pyrmont 24. Januar 1917 bis 31. Dezember 1918

Bekannte Regimentsangehörige
Benno von Achenbach (1861–1936), Sohn des Landschaftsmalers Oswald Achenbach, Maler, Fahrkunst-Lehrer und Leiter des Fahrstalls Wilhelms II.
Maximilian Achenbach (1851–1898), Sohn des Landschaftsmalers Andreas Achenbach, Architekt und Opernsänger
Armand von Ardenne (1848–1919), Urbild der Romanfigur „Baron von Innstetten“ in Fontanes Effi Briest, Großvater von Manfred von Ardenne
August Wilhelm Julius von Bismarck (1849–1920), Cousin 3. Grades des Reichskanzlers Otto von Bismarck, Offizier und Pferdezüchter
Peter Greeff (1865–1939), Landschaftsmaler
Georg Oeder (1846–1931), Maler, Kunstsammler und Ehrenbürger der Stadt Düsseldorf
Hans Piekenbrock (1893–1959), Generalleutnant
Felix zu Salm-Salm (1828–1870), Fürstensohn und Abenteurer
Johann Josef Scotti (1787–1866), Oberjäger, später preußischer Regierungssekretär in Düsseldorf
Werner Voß (1897–1917), Jagdflieger

TANZENDE HUSAREN

Es war einmal der deutsche Kaiser Wilhelm II. Er besuchte 1902 die Stadt Krefeld, weil er mit der Stadtverwaltung den 200. Jahrestag der Zugehörigkeit zu Preußen feiern wollte. Doch dann geschah es, dass die Krefelder Mädchen dem Kaiser schmeichelten. Sie würden gerne kluge Tänzer haben, Offiziere, die so gut wie möglich sind. Und auch die älteren Damen unterstützten die Sache. Sie träumten jedoch von späteren Ehen und Verbindungen zwischen dem Krefelder Geldadel und dem preußischen Adel, aus dem die meisten Offiziere stammten. Nun war der Kaiser ein sehr netter Mann, der Frauen keinen Wunsch abschlagen konnte und so befahl er seinen Leuten, Soldaten nach Krefeld zu schicken. Sie wählten Reiter aus Düsseldorf, das 2. Westfälische Husaren-Regiment Nr. 11. Die Husaren trugen besonders schicke Uniformen mit hübschen Zöpfen und Säbeln. Zu besonderen Anlässen trugen sie weiße und schwarze Geierfedern auf ihren Pelzmützen. Die Krefelder waren so dankbar, dass sie für die kaiserlichen Soldaten einen modernen Kasernenneubau samt Offizierskasino und Exerzierplatz errichteten. Der Kaiser war sehr glücklich und kam nach Krefeld zurück. Am 2. April 1906 ritt er an der Spitze der Husaren in die Stadt ein. Ganz Krefeld war auf den Beinen und jubelte. Der Kaiser brachte persönlich eine Garnison zu den Krefeldern und ihre Tänzer zu den Damen. Alle waren glücklich und zufrieden und tanzten bis an ihr Lebensende. Als Tanzhussaren wurden die Krefelder Husaren weltweit bekannt.

Soviel zu einer Anekdote, die den Krefeldern hartnäckig im Gedächtnis bleibt. Wie die meisten schönen Geschichten enthält sie ein Körnchen Wahrheit. Tatsächlich kündigte Wilhelm II. bei seinem Besuch in Krefeld an, hier eine Garnison sehen zu wollen. Diese Idee wurde jedoch so eifrig aufgenommen, dass ihre vermeintliche Spontaneität in Frage gestellt werden kann. Das Militär hatte ein Eigeninteresse an einer Garnison am Westufer des Rheins, und die Husaren waren in Düsseldorf in dringend renovierungsbedürftigen Kasernen untergebracht. Die Krefelder Stadtoberen waren dankbar für jedes stabile Wirtschaftsgeschehen, denn die Textilindustrie war äußerst krisenanfällig. Wirtschaftswachstum wurde von einer Garnison erwartet. Die tausend Soldaten brauchten Essen, Kleidung und Unterhaltung. Die Offiziere sollten in Häusern mit Bediensteten wohnen. Als Willkommensgeschenk kamen 4 Millionen Mark aus der Stadtkasse, was schon damals viel Geld war. Dass säbelschwingende Reiter auch bei inneren Unruhen wie Streiks und Arbeiteraufständen eingesetzt werden konnten, war wohl eine unausgesprochene Zusicherung der Stadtoberen.

Getanzt wurde nur bis 1914. Nach der Mobilmachung für den Ersten Weltkrieg ging es Richtung Westen. Die Husaren ritten nach Meaux und nahmen unter anderem an der Schlacht an der Marne teil. Es entwickelte sich jedoch bald ein Grabenkrieg, in dem die anachronistische Bewaffnung nicht mehr zu gebrauchen war. Von Ende 1914 bis Anfang 1918 kämpften die Husaren an der Ostfront, ab 1916 waren sie nicht mehr zu Pferd. Die Überlebenden wurden in den letzten Kriegstagen an der Westfront eingesetzt. Nach dem Versailler Abkommen musste das Regiment aufgelöst werden und kehrte nie mehr nach Krefeld zurück. Die Soldaten bildeten nun eine Art Einheit der inneren Sicherheit innerhalb der Reichswehr. Unter verschiedenen Umbenennungen kämpften sie erneut mit Säbeln gegen aufständische Arbeiter in Berlin, München und im Ruhrgebiet, 1920 auch gegen die Putschisten gegen die Bauer-Reichsregierung. Erst im September 1920 (nicht wie im Vertrag vom 10. Januar vorgesehen) 1920) wurde das Regiment dann formell aufgelöst.

Diese Tatsache erklärt auch eine seltsame Inschrift auf dem Husarendenkmal am Vluyner Platz, das 1929 im Auftrag der ehemaligen Offiziere errichtet wurde und an 319 tote Kameraden erinnern sollte: »Unsere Gefallenen 1914-18-20«. Der Krefelder Heimatforscher Prof. Dr. Karl Rembert, selbst einst Husar, fasste die Kämpfe der Soldaten im Innern mit folgenden Worten zusammen: „Auch nach dem Umsturz blieben Führer und Mannschaft ihrem Treueeid, so wie er war, unerschütterlich treu während der revolutionären Kämpfe in Berlin und dem Sturz der Räteregierung in München die höchsten Selbstdisziplinierungsproben abzulegen und sich schließlich 1920 im Ruhkampf zu behaupten, um unsere niederrheinische Heimat vor dem Bolschewismus zu schützen.« ( Heimat Bd. 8/1929)
Man fragt sich, was der Schulleiter (Realgymnasium am Moltkeplatz) mit „Umsturz“ gemeint hat und an wen sein Treueid 1920/29 gerichtet sein könnte. Aber egal: Der Reiter mit dem sich dynamisch aufbäumenden Pferd auf der hohen Säule strahlt definitiv Männlichkeit und Selbstdisziplin aus. Mit entschlossenem Blick streckt er sein starkes Kinn vor und stößt seinen langen Speer in die Luft. Die Gedenksäule trägt unter den Hufen das alte Regimentswappen. Unterhalb der deutschen Kaiserkrone befinden sich die Buchstaben W für Wilhelm (der I), R für Rex (als preußischer König) und H für Husaren. Auch dies deutet darauf hin, dass Rembert und die anderen tanzenden Offiziere auch nach 10 Jahren keine Anhänger der Weimarer Republik geworden waren.