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·        Angaben zum Buch: Verlagsfrische und OVP in Folie verpackte Ausgabe - Gebundene Ausgabe

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Der Mechanismus einer Krise

Die Schweiz und ihr Umgang mit den Holocaust-Geldern

Im letzten Dezember wurde der Volcker-Bericht über nachrichtenlose Konten bei Schweizer Banken publiziert. Seither ist es um diese Thematik ruhig geworden. Grund genug, sich zwei Bücher vorzunehmen, die wohl vor der Publikation des Berichts erschienen sind, aber aus verschiedenen Blickwinkeln versuchen, den Mechanismus einer Krise aufzuzeigen.

bb. Von ihrem Anspruch her sind die Autoren Pierre Weill und Philippe Braillard zwar grundverschiedenen, nicht aber vom Ziel ihrer Analyse: Beide untersuchen in ihren vor Publikation des Volcker-Berichts erschienenen Büchern die Entstehungsgeschichte der Schweizer Krise um den Umgang mit nachrichtenlosen Vermögen von Opfern des Nationalsozialismus. Weill, Ökonom und Wirtschaftsredaktor bei der «Basler Zeitung», geht es primär darum, berichtend jene Ereignisse nachzuzeichnen, die ab 1995 zu kumulieren begannen und im 1,25 Mrd. $ schweren Vergleich der Grossbanken mit den US-Sammelklägern und den jüdischen Organisationen am 12./13. August 1998 gipfelten. Der Genfer Politologieprofessor Braillard macht sich auf die Suche nach den verborgenen Gründen der Krise um die jüdischen Vermögen und versucht die Interessen der Schweizer Ankläger und ihre Strategien aufzuzeigen. Weills Buch ist eine journalistisch gut aufgemachte Dokumentation, und als ausgesprochen nützlich erweist sich die mehrseitige, detaillierte Chronologie der Ereignisse. Dem pragmatisch-zurückhaltenden Ansatz Weills stellt Braillard eine klar wertende Sicht der Dinge gegenüber.

Lehren und Vermutungen

Besonders deutlich wird dies bei den Schlussfolgerungen: Beide Autoren sind sich einig, dass die Schweiz in Sachen Holocaust-Gelder schmerzhafte Erfahrungen machen musste, Illusionen und vermeintliche treue Freunde verlor. Bei der Qualifikation des Vorgehens der jüdischen Organisationen ergeben sich indessen klare Unterschiede. Eine der Thesen Weills lautet, dass der Konflikt gezeigt habe, dass eine gute Lobby auch für Macht sorge, womit sich wiederum Dinge beeinflussen lassen. Die jüdischen Organisationen hätten ihre Lehren aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs gezogen. Damals seien sie nicht im Stande gewesen, die Roosevelt-Regierung zu überzeugen, dass die Alliierten die Eisenbahnlinien nach Auschwitz bombardieren sollten. Zwar hinkt der Vergleich; die Situation im einstigen Unrechts-Staat mit seinen Greueln lässt sich schwerlich mit den jüngsten Auseinandersetzungen in einem Rechtsstaat vergleichen, der sich zu Recht vorwerfen lassen musste, er habe zu vieles, zu lange verdrängt. Gleichwohl, was nachklingt, ist ein spezifisches Verständnis. Unterschwellig scheint auch bei Weill die Vermutung zu bestehen, dass eben doch – und ungeachtet aller aufwendigen Abklärungen – mehr Verfehlungen als aufgedeckt bestanden haben könnten.

Entehrung des Anliegens?

Gewiss, auch Weill spricht von unberechtigten Vorwürfen an die Adresse der Schweiz, doch Braillard ist deutlicher. Er ist der Auffassung, der Jüdische Weltkongress habe eindeutig eine Taktik der Einschüchterung und der Druckausübung verfolgt, die erst noch von amerikanischen Politikern unterstützt worden sei. Hinter dem deklarierten und berechtigten Ziel der Gerechtigkeit seien auch andere Interessen gestanden. Braillard räumt ein, dass es schwierig sei, vor dem Hintergrund des «schrecklichsten aller Völkermorde» der Menschheitsgeschichte eine politische Analyse vorzunehmen. Doch gerade der «heilige» Charakter der Rechte der Überlebenden des Holocausts verlange und erfordere dies. Sein Fazit ist klar: Durch die schonungslosen und oft auch unredlichen Methoden hätten die amerikanisch-jüdischen Organisationen die Anliegen entehrt, die zu verteidigen sie vorgeben würden. – Mit Blick auf ihre Zielsetzungen fallen auch die Überlegungen der beiden Autoren nach dem «Wie-weiter?» unterschiedlich aus. Aus der Sicht Weills ist das Thema für die Amerikaner mit dem Banken-Deal abgeschlossen, und der Jüdische Weltkongress widme sich längst anderen Ländern und Problemen. Braillard glaubt, ein Muster zu erkennen. Die Krise, in welche die Schweiz verwickelt worden sei, erfasse im Rahmen einer Strategie weitere Länder. Kurzfristig könnten diese umstrittenen Methoden Erfolg haben. Doch die «gerechte Sache, der man zu dienen vorgibt, nimmt schweren Schaden, wenn finanzielle Überlegungen die Oberhand gewinnen über die Pflicht zu Rückbesinnung.» -- Neue Zürcher Zeitung

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