Sie bieten auf einen eigenhändigen, signierten Brief von Conrad Adolf Hartleben (1778-1863), 1804 Gründer des bedeutenden Verlags A. Hartleben.


Datiert Pesth (=Pest / Budapest), den 8. September 1818.


Gerichtet an den Buchhändler Groos in Heidelberg, d.i. wohl Karl Groos (gest. 1840), späterer Inhaber der Universitäts-Buchhandlung.


Betrifft Geschäftliches, u.a. unrechtmäßige Nachdrucke. In diesem Zusammenhang sind u.a. erwähnt Professor (Joh.) Weleczky (theor. Chirurg) und Professor (Ignaz) von Stahly (prakt. Chirurg), beide nachweisbar als Professoren an der medizinischen Fakultät der Universität Pest.


Signiert "Bestens empfiehlt sich ergebener Hartleben."


Gelaufen als Vorphila-Brief (mit handschriftlicher Frankierung).


Siegel öffnungsbedingt zweigeteilt.


Umfang: eine Textseite und eine Adressseite (25,7 x 20,8 cm).


Format (zusammengefaltet): 9,3 x 12,2 cm.


Zustand: Papier stark gebräunt und etwas fleckig, mit Randschäden und Einrissen. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: K-Akt 115


Über den Verlagsgründer Conrad Adolf Hartleben (Quelle: NDB) und den Verlag im 19. Jahrhundert (Quelle: wikipedia):

Hartleben, Conrad Adolf, Verleger, Buchhändler, * 26.8.1778 Mainz, † 5.4.1863 Wien. (katholisch)

Genealogie: V →Franz Jos. (1740–1808), Prof. d. Rechte u. Syndikus in M., Hofpfalzgraf (s. ADB X), M Cath. Josepha Ollen;

B →Theodor Conrad (1770–1827), Prof. d. Rechte in Salzburg, seit 1807 in Freiburg/Br. (s. L);

- ⚭ N. N.; kinderlos;

Groß-N Adolf v. H. (österr. Adel 1888, 1835-1903), Verleger.

Leben: Nach Dienst im kurmainzer Regiment als Kadett (1793) und der Übersiedlung des Vaters nach Wien (1795) hörte H. 1797 dort juristische Vorlesungen; im gleichen Jahr folgte er dem allgemeinen Aufgebot und trat in die Universitätsbrigade ein. Bald zum Offizier befördert, gab er jedoch aus familiären Gründen 1798 die militärische Laufbahn auf. Er widmete sich literarischen Unternehmungen und gab 1801 die „Malerischen Darstellungen aus Österreich“ heraus. 1802 erwarb er die Buchhandlung des Sigmund von Ivanics in Ofen, 1804 eröffnete er eine Buchhandlung in Pest. In seinem bald darauf gegründeten Verlag veröffentlichte er schöngeistige und wissenschaftliche Literatur in deutscher und ungarischer Sprache. 1844 verlegte er den Hauptsitz seiner Firma nach Wien; in Leipzig unterhielt er eine Verlagsexpedition. – Raschen Aufschwung nahm der Verlag vor allem durch die Herausgabe gediegen ausgestatteter und illustrierter Werke wie Gallettis „Weltkunde“ (121861), „Panorama der österreichischen Monarchie“, „Bilder-Magazin der Weltkunde“, „Bildliche Naturgeschichte aller drei Reiche“ u. ä. Zu seinen Autoren zählte auch Joseph Freiherr von Hammer-Purgstall mit seiner „Geschichte des osmanischen Reiches“ (1827-35) und anderen Werken.

Nach H.s Tode erbte sein Großneffe Adolf den deutschen und ungarischen Verlag, das Sortiment in Budapest wurde verkauft, 1866 auch der dortige Verlag. 1870 nahm Adolf H. seinen Mitarbeiter Eugen Marx (1844–1934) als Geschäftsführer auf. Dieser wurde 1875 Gesellschafter, 1892 alleiniger Inhaber des Verlages A. Hartleben. E. Marx führte den Verlag zu voller Blüte. Er entdeckte Peter Rosegger, verlegte Jules Verne und gründete die Reihen: „Chemisch-technische Bibliothek“, „Mechanisch-technische Bibliothek“, „Bibliothek der Sprachwissenschaften“ und „Elektrotechnische Bibliothek“, die bis zum 1. Weltkrieg mit rund 550 Bänden in über 1 Million Exemplaren weit verbreitet waren. – 1919 übernahm Richard Marx († 1959), Sohn des Eugen, den Verlag. Er verkaufte ihn 1950. Die Firma wird heute vorwiegend als Fachbuchhandlung weitergeführt.

A. Hartleben’s Verlag erlangte um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert Popularität durch seine Übersetzungen Jules Vernes, Alexandre Dumas und Erzählungen von Peter Rosegger. Die Belletristik und Reisebeschreibungen wurde jedoch reduziert. Als Fachbuchverlag stieg er unter der Führung des an technischen Entwicklungen interessierten Eugen Marx auf, so dass zu besten Zeiten um 1910 jährlich 75 bis 100 Bände neu produziert wurden. Diese Zahlen schrumpften in den beiden Weltkriegen dramatisch und leiteten das Ende der kreativen Verlagstätigkeit ein. Mit einem unkapriziösen Bruch zur Tradition wurde der Verlagsmantel als Neuanfang in der Nachkriegszeit von Walter Rob begriffen, dessen Familie bis 2007 Inhaber war.

Verlagsgeschichte

1802–1863 Conrad Adolf Hartleben: Der Verlagsgründer Conrad Adolf Hartleben (* 26. August 1778 in Mainz; † 5. April 1863) wird als Sohn eines in Mainz lehrenden Juristen geboren. 1802 kauft er vierundzwanzigjährig die Buchhandlung des Sigmund von Ivanics in Ofen. Die Bewilligung zur Errichtung einer Buchhandlung in Pest erhält er 1803 und eröffnet diese im Juni 1804 als Sortiments- und Verlagsbuchhandlung. Mit großem ideellem Einsatz und kaufmännischem Geschick erarbeitet er sich ein weithin in der Monarchie bekanntes Renommee des florierenden Unternehmens. Im Jahre 1844 verlegt er den Firmenhauptsitz in das verkehrsgünstiger gelegene Wien und firmiert unter „C.A. Hartleben’s Verlags-Expedition in Pest, Wien und Leipzig“. Weidmanns österreichischer Messkatalog von 1845 verweist auf 508 Werke des Verlags, welche im österreichischen Kaiserstaat erschienen sind. Conrad Adolf Hartleben beteiligt sich 1859 an der Mitgründung des Vereines der österreichischen Buchhändler. Viele Anerkennungen werden dem Verlagsgründer zu teil, so wird ihm im Jahr 1861 die goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft von Kaiser Franz Joseph I. verliehen. Bis ins Alter engagiert sich der Verleger und verstarb mit 85 Jahren.

1863–1869 Adolf Hartleben: Nach dem Tod des Firmengründers werden die Geschäftszweige für Sortiment (Pest) und Verlag (Wien) in selbstständige Abteilungen und Besitzverhältnisse aufgeteilt. Der Großneffe des Gründers, Adolf Hartleben (* 1835 in Neu-Gradiska; † 18. November 1903 in Blasewitz bei Dresden), Buchhändler, übernimmt den gesamten deutschen und ungarischen Verlag. Daraufhin wird der Verlag in Pest verkauft, um die Struktur zu konsolidieren. Adolf Hartleben engagiert sich als Branchenneuling 1864 in der Firma A. Hartleben den jungen Eugen Marx aus Leipzig, den er während seiner Ausbildung zum Buchhändler kennengelernt hatte.

1869–1918 Eugen Marx: Eugen Marx (* 1844 in Leipzig; † 11. Juni 1934 in Graz) erhält 1869 Prokura. Der Verlag ungarischer Schulbücher in Pest wird von Gustav Heckenast, der Verlag ungarischer Belletristik von M. Rath übernommen. Adolf Hartleben verlegt 1870 seinen Wohnsitz nach Leipzig und zieht sich in den folgenden Jahren zunehmend mehr aus dem Geschäftsleben zurück. Im Jahre 1871 verkauft Adolf Hartleben seinen Geschäftsanteil an der Sortiments-Buchhandlung Hartleben & Comp. in Pest an beide Gesellschafter August Röber und Hermann Starke. Deren Buchhandlungsfirma Hartleben & Comp. wird 1872 in Röber & Starke in Pest umbenannt, um Verwechslungen mit dem Stammhaus A. Hartleben zu vermeiden. Die „Sortiments-Abtheilung“ „Buchhandlung für periodische Literatur“ wird 1873 mit ihren Lagerbeständen und Verbindungen, ohne Aktiva und Passiva, an die Herren Fr. Leo & Co. verkauft. 1875 wird das Geschäftslokal in die Walfischgasse 1, Eckhaus der Kärntner Straße verlegt und Eugen Marx als Gesellschafter unter der Firma „A. Hartleben in Wien“ aufgenommen. 1877 beschafft er eine Remington’sche Schreib-Druckmaschine für das Comptoir und damit vermutlich eine der ersten dieser Art in Wien überhaupt. Kurz vor seinem Tod veräußert der schon lange in Blasewitz als Privatmann lebende Adolf Hartleben seinen Anteil an der als Gesellschaftsfirma betriebenen Verlags-, Sortiments- und Commissions-Buchhandlung „A. Hartleben“ 1892 an seinen Associé Eugen Marx. Eugen Marx, mittlerweile 74 Jahre alt, hoffte auf die Rückkehr seines einzigen Sohnes aus dem Krieg. In den Kriegsjahren herrschte großer Mangel an männlichen Arbeitskräften, so dass sämtliche Aufgaben des Geschäftsbetriebs von den Senioren und Frauen übernommen werden mussten und die Produktion bald völlig unterblieb. Eugen Marx tritt 1918 von der Leitung der Firma zurück und übergibt sie seinem als Oberleutnant und Batteriekommandant heimgekehrten Sohn Richard Marx (* 25. Juni 1885 in Wien-Dornbach; † 27. September 1959 in Wien) und zieht sich nach Graz zurück, wo er in seiner Freizeit an der Grazer Universität Chemie studiert.