Sie bieten auf einen Brief von 1719 aus Mitau im Namen von Ferdinand Kettler (1655-1737), Herzog von Kurland und Semgallen. (Dieser wurde erst 1730 als regierender Herzog anerkannt.)


Betrifft Grenzstreitigkeiten, bezogen auf die "Sparrische Grentze".


Signiert vom Landhofmeister Heinrich Christian von den Brincken (1648-1729), vom Oberburggrafen Adam Kazimierz Kościuszko († 1729 oder 1730), vom Kanzler (und früheren sowie späteren Landmarschall) Johann Heinrich von Keyserlingk († 1734) sowie vom Landmarschall von der Brüggen.


Gerichtet an den Oberhauptmann Carl von Fiercks (1667-1746) zu Goldingen, den Kammerjunker Stromberg von Turlau, den Kammerjunker Dorthessen von Rönnen und den Jagd-Sekretär Richter.


Jelgava (deutsch Mitau) ist eine Stadt in Lettland im Gebiet Semgallen 44 km südwestlich von Riga. Bis 1919 war Mitau die Hauptstadt von Kurland und im Gegensatz zum hanseatischen Riga adelig geprägt.

Kuldīga (deutsch Goldingen) ist eine Stadt mit 12.000 Einwohnern (Stand vom Jahr 2016) im Westen Lettlands

Turlau = Turlava?

Rönnen: Renda


Datiert Mitau, 24. Juli 1719.


"Wir haben auff unterthänigstes Anhalten des Wohlgebohrnen Fähnrich Brincken von Sparren gewisse Commissarios constituirt und confirmirt, die die Sparrische Grentze mit denen Unsern angelegenen Ämbtern alß Rönnen und andern untersuchen und in Richtigkeit bringen mögen, und derowegen euch hiemit Zu Unsern gegen-Commissarien, Euch aber Jagdt Secretarium Richter Zugleich Zu Unserm Anwaldt bey der Grentzführung bestellen und bestätigen wollen, mit dem gnädigen Begehren, daß ihr euch mit des Gegenseits Commissarien, denen Wohlgebohrnen Heinrich Johann von Meerfeldt [=Meerveldt], Friderich Wilhelm von Brunnau, Lieutenant und Friderich Sigmund Forck, Cornet, eines gewißen Termini verabredet, solchen gewöhnlich innotessiret, in Termino euch auff die strittige Örther Begebet und fundata jurisdictione, non obstante unicus(?) vel alterig(?) Commissariorum absentia, die Sparrische und Fürstl. Grentze entweder in der Güte oder durch einen commissorialischen Spruch in Richtigkeit bringet. appellatione non nisi à definitiva salva. Daran geschiehet Unser gnädiger Wille."


Umfang: eine Textseite, zwei Leerseiten, eine Adressseite (34 x 19,8 cm).


Anbei moderne Abschrift (PC-Ausdruck), mit einigen Lücken und Lesefehlern.


Zustand: Brief mehrfach gefaltet. Papier gebräunt und etwas fleckig, mit Randschäden. Das Siegel fehlt. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: KRSt 210520


Über Ferdinand Kettler, Heinrich Christian von den Brincken, Adam Kazimierz Kościuszko und Johann Heinrich von Keyserlingk:

Ferdinand Kettler (* 2. November 1655 in Mitau; † 4. Mai 1737 in Danzig) war von 1730 bis 1737 regierender Herzog von Kurland und Semgallen. Er war der letzte Kettler, der diese Position innehatte. Nach seinem Tod starb die Linie aus.

Leben: Ferdinand Kettler war der vierte Sohn des Herzogs Jakob Kettler (1610–1682) und der Luise Charlotte von Brandenburg (1617–1676). Er war seit dem Jahre 1730 mit Prinzessin Johanna Magdalena von Sachsen-Weißenfels (* 17. März 1708 in Weißenfels; † 25. Januar 1760 in Leipzig), Tochter des Herzogs Johann Georg von Sachsen-Weißenfels verheiratet. Zum Zeitpunkt der Hochzeit war Herzog Ferdinand bereits 74 Jahre alt und die Braut 22 Jahre jung. Die Ehe blieb kinderlos.

Ferdinand Kettler beteiligte sich aktiv als polnischer Generalleutnant am Nordischen Krieg, begab sich aber im Jahre 1700 unter dem Druck der vorrückenden Schweden nach Danzig, wo er fortan residierte. Weil er nunmehr nicht auf dem Gebiet seines Herzogtums Kurland und Semgallen wohnte, versagte ihm die Ritterschaft zunächst die Anerkennung als Herzog. Er hatte zunächst gegenüber seinem Neffen Friedrich Wilhelm Kettler (1692–1711) in der Herrschaftsausübung das Nachsehen, lehnte aber auch nach dessen Tod eine Rückkehr nach Kurland ab. Da er der letzte männliche Vertreter der Kettler-Dynastie war, versuchten die umliegenden Mächte die Nachfolgeschaft zu gewinnen. Neben Fürst Menschikow hatte anfänglich Graf Moritz von Sachsen, Sohn von August II., dem König von Polen, gute Chancen. Doch Russland wollte seinen Einfluss nicht verlieren und besetzte das westliche Kurland, um Moritz zu vertreiben, was auch gelang. Ferdinand Kettler regierte dann aus dem Danziger Exil bis zu seinem Tode, worauf Anna Iwanowna, Witwe von Friedrich Wilhelm Kettler, die inzwischen den russischen Thron als Zarin bestiegen hatte, durchsetzte, dass ihr Favorit Ernst Johann von Biron Herzog von Kurland wurde.


Heinrich Christian von den Brincken (* 1648; † 12. oder 19. April 1729) war ein Landespolitiker im Herzogtum Kurland und Semgallen. Er war Angehöriger der Adelsfamilie von den Brincken und bekleidete zwischen 1684 und 1727 hochrangige landespolitische Ämter.

Werdegang: Im Jahre 1684 war er Hauptmann (Gemeinde- oder Bezirksvorsteher) von Doblen, 1688 wurde er zum Oberhauptmann in Tukums berufen. Seit 1689 war er Landmarschall und übernahm von 1691 bis 1703 das Amt des Oberburggrafen in Kurland. Sein nächstes landespolitisches Amt war von 1703 bis 1709 die des kurländischen Kanzlers. Ab 1709 führte er als Mitglied des Oberrats beim Herzog von Kurland und Semgallen als Landhofmeister die Landesregierung an. Im Jahre 1717 wurden die vier Oberräte Landhofmeister Heinrich Christian von den Brincken, Kanzler Ewald von Osten genannt Sacken, Oberburggrafen Adam Kazimierz Kościuszko und Landmarschall Johann Heinrich von Keyserlingk in ihren Ämtern bestätigt. Heinrich Christian v.d.B. war politisch ein Anhänger des Grafen Moritz von Sachsen (1726 bis 1729 Herzog von Kurland und Semgallen) und wurde 1727 nach dessen Rücktritt als Herzog von Kurland und Semgallen von einer polnischen Kommission abgesetzt.

Familie: Sein Vater war Heinrich von den Brincken, Herr auf Zezern und Sessilen in Kurland, seine Mutter Maria Magdalena war eine geborene Lüdinghausen genannt Wolff. Heinrich Christian war 1687 in erster Ehe mit Juliane Louise von Klitzing (verwitwete von Medem) und in zweiter Ehe mit Catharina Elisabeth von Grotthuß (verwitwete zum Berge; † 1696) verheiratet. Er war Gutsbesitzer von Sessilen, Neuhof und Alt-Autz, sowie Pfandbesitzer[2] von Luttringen in Kurland.

Ihre Nachkommen aus der zweiten Ehe waren:

Heinrich Christian († 1716) Brigadier, Herr auf Sessilen, verh. mit Gottliebe Hedwig von der Osten-Sacken

Wilhelm Ernst (*/† ?), Herr auf Mittelhof, Enkenhof, Neuhof und Alt-Autz, verh. mit Magarethe Benigna von Fircks

Anna (*/† ?), verh. in erster Ehe mit Johann Friedrich von Tiesenhausen und in zweiter Ehe mit Friedrich Casimir von Lysander


Adam Kazimierz Kościuszko († 1729 oder 1730) war ein polenstämmiger Adeliger in Livland. Er war von 1727 bis 1729 herzoglicher Landhofmeister und Oberrat im Herzogtum Kurland und Semgallen.

Leben: Seine politische Laufbahn begann zwischen 1698 und 1699 in Warschau, dort war er 1701 im Parlament tätig. Von 1705 bis 1707 war er Stadtkommandant von Grobina in Livland und wurde danach zum Oberburggrafen von Selburg ernannt. Er war nun Mitglied im Oberrat des Herzogtums Kurland und Semgallen und war Mitunterzeichner der ersten herzoglich-kurländischen Verfassung von 1710. Im Jahre 1711 war er als Gesandter des Herzogs an den Zarenhof Peter des Großen (1672–1725) abgeordnet. 1727 wurde er in das Amt des Landhofmeisters berufen. Als dieser trat er für den Zusammenschluss des Königreichs Polen-Litauens, mit den Staatsgrenzen der Polnischen Krone ein, hierzu sollten das Großfürstentum Litauen, Herzogtum Livland, ein zu gründendes Herzogtum Kurland und das vormalige Herzogtum Preußen gehören. Er verehrte den späteren polnischen König August III. (Polen) (1696–1763) und unterstütze in einigen politischen Belangen auch den Herzog von Kurland und Semgallen Ferdinand Kettler (1655–1737). Obwohl er einer der wenigen katholischen Würdenträger im Herzogtum war, genoss er auf beiden Seiten großes Ansehen im baltischen Adel.

Allgemeines: Über das Leben, seiner Herkunft und Familie ist nicht viel bekannt. Auch über die Todesursache ranken sich legendenartige Vermutungen. Er soll mit einer Katarina verheiratet gewesen sein. Zu seinem Besitzgut zählte man einen Gutshof in Pasvalys, einer Stadt im heutigen Litauen. Auch genealogisch sind mehrere Unstimmigkeiten verbreitet, einige polnische und weißrussische Quellen verweisen ebenfalls auf eine Verwandtschaft mit dem polnisch-weißrussischen Nationalhelden Tadeusz Kościuszko.


Johann Heinrich von Keyserlingk (auch Johann Heinrich I. von Keyserling oder Keyserling; † 18. März 1734) war ein kurländischer Landesbeamter, Landmarschall und gehörte als Kanzler dem Oberrat im Herzogtum Kurland und Semgallen an. Er stammte aus dem alten westfälisch-baltischen Adelsgeschlecht der von Keyserlingk.

Werdegang: Johann Heinrich I. von Keyserling war zuerst königlich polnischer Kammerherr. Nach seiner Übersiedlung in das Herzogtum Kurland und Semgallen war er von 1707 bis 1710 Oberhauptmann von Golding und wurde anschließend im Jahre 1711[1] bis 1712 zum ersten Mal Landmarschall und 1717 bis 1718 zum zweiten Mal. Von 1718 bis 1727 war er herzoglicher Kanzler im Herzogtum Kurland und Semgallen. Eine polnische Kommission veranlasste seine Absetzung, weil er sich für die freie Herzogwahl eingesetzt hatte. Er war Besitzer folgender Güter: Dserwen (1704–29), Ligutten (-1712), Rudbahren (1724–28), Remessen (-1724), Sallenen, Bächhof bei Neuenburg, Schloss Hasenpoth (seit 1724), sowie Muischazeem u. Gaiken (seit 1729).

Familie und Nachkommen: Seine Eltern waren der kurländische Freiherr Georg Johann I. von Keyserlingk (* um 1629, † 20. Januar 1705), Herr auf Rudbahren, Bächhof, Remessen und Sallenen im Kurland und der Margarethe Anna eine geborene Rappe (* um 1643, † 15. November 1721) aus dem Hause Sallenen. Johann Heinrich I. war mit Anna Maria von Nolde aus dem Hause Gramsden ( † 25. April 1696) und mit Margarethe Anna von Schlippenbach († 4. März 1740) verheiratet.

Kinder aus der Ehe mit Anna Maria:

Heinrich Ernst von Keyserlingk (1693–1764), verheiratet mit Benigna Gottliebe von Fircks

Michael Georg von Keyserlingk († 1751), verheiratet mit Catharina Sybilla von der Osten-Sacken

Johann Christoph von Keyserlingk († 1754), verheiratet mit Juliana Margarethe von Strandmann

Kinder aus der Ehe mit Margarethe Anna:

Anna Elisabeth von Keyserlingk († 6. Juli 1751), war mit Pete IV. von Kosull (1678–1735) verheiratet

Elisabeth Magdalena von Keyserlingk (1704–1755), war mit Christian Sigismund von Stromberg (1712–1755) verheiratet

Johann Heinrich II. von Keyserlingk († 1754), war mit Elisabeth Juliane von Mirbach († 1739) verheiratet

Friedrich Wilhelm von Keyserlingk († 1761), war mit Elisabeth von Rappe verheiratet

Anna Maria von Keyserlingk war mit Christian Georg von Stromberg verheiratet

Anna Margareta von Keyserlingk (1709–1793), war mit Christopher Reinhold von Fircks († 1747) verheiratet.