Sie bieten auf einen Brief von 1669 aus Merseburg.


Geschrieben im Namen von Herzog Christian I. von Sachsen-Merseburg (1615-1691).


Datiert Merßburgk (=Merseburg), den 22. Dezember 1669.


Signiert vom Rechtsgelehrten Johann Ernst Noricus (1634-1678), Direktor der Regierung in Merseburg und Verfasser mehrerer Werke.


Gerichtet an Heinrich Wilhelm Sack zu Klein Lauchstädt (heute ein OT von Bad Lauchstädt).


Zum Empfänger vgl. die Akte "Inventarium über den Nachlass des am 13. Februar 1673 verstorbenen Rittergutsbesitzers Heinrich Wilhelm Sack auf Kleinlauchstädt" im Landesarchiv Sachsen-Anhalt, A 30a II, II Nr. 773b (Benutzungsort: Wernigerode).


Der Empfänger wird zum 7. Februar (1670) früh acht Uhr in die Stiftskanzlei zu Merseburg geladen, wo sein Bruder Hans Christoph Sack zu "Peichlitz" (=Beuchlitz) eine "Läuterung" infolge eines Gerichtsprozesses einbringen wird.


Auch zu dem Bruder gibt es eine Akte (von 1691) im selben Archiv: "Vergleich und Kaufkontrakt zwischen Agnes Sophie Sack nach Absterben ihres Sohnes mit dem Kapitänleutnant Hans Christoph Sack zu Beuchlitz als nächstem Mitbelehnten über das Rittergut Kleinlauchstädt" (Signatur H 121, Nr. 9). -- Beuchlitz gehört heute zu Holleben (Teutschenthal). Das Schloß Beuchlitz gehörte im Jahr 1616 der zuletzt stark verschuldeten Familie Sack und wurde 1733 an den preußischen Kriegs- und Domänenrat Johann Paul Stecher versteigert.


Signiert "Johannes Ernestus Noricus".


Umfang: zwei Textseiten, eine Leerseite, eine Adressseite (27,8 x 19,3 cm).


Zustand: Brief mehrfach gefaltet. Papier stark gebräunt und fleckig, mit mehreren Einrissen. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: EVS 21-06-1


Über Johann Ernst Noricus und Christian I. (Sachsen-Merseburg) (Quelle: wikipedia):

Johann Ernst Noricus (auch: Nürnberger; * 16. Juni 1634 in Nordhausen; † 7. März 1678 in Merseburg) war ein deutscher Rechtsgelehrter.

Leben: Der Sohn des Nordhäuser Theologen Johann Samuel Noricus (1596–1669) und dessen Ehefrau Catharina, der Tochter des Nordhäuser Ratsherrn Hans Apel, entstammte einem alten Pfarrgeschlecht, das 109 Jahre vor ihm bereits in Nordhausen ansässig geworden war. Nach einem Unterricht durch Privatlehrer besuchte er die Stadtschule seiner Heimatstadt und frequentierte 1653 das Gymnasium in Gotha. 1654 begann er an der Universität Altdorf ein philosophisches Grundstudium, wobei er die Vorlesungen von Johann Paul Fellwinger (1606–1681), Johann Conrad Dürr und Georg Christoph Dreher (1609–1682) besuchte.

Nebenher forcierte er rechtliche Studien bei Wilhelm Ludwell (1598–1663), Georg Rittershausen (1595–1664) und Johann Kob (1590–1661). Finanzielle Engpässe nötigten ihn 1655 nach einem kurzen Aufenthalt in Hamburg und an der Universität Rostock, eine Hauslehrerstelle in Woltrop anzunehmen. 1658 setzte er seine Studien an der Universität Leipzig fort. Hier besuchte er die Vorlesungen zur Ethik und Politik bei Jacob Thomasius und Johann Siegmund Schwenck (auch Sigmund; † 1670 in Lüneburg), in den juristischen Fächern frequentierte er die Vorlesungen von Georg Tobias Schwendendörffer, Quirinus Schacher und Jacob Born (dem Älteren). Angeleitet von Amadeus Eckolt wurde er als juristischer Kandidat aufgenommen, begann 1660 Privatvorlesungen zu halten, erhielt eine Dienststelle beim Rat von Merseburg und war am 16. Oktober 1661 Baccalaureus der juristischen Fakultät in Leipzig.

Nachdem er sich dort am 18. September 1662 das Lizentiat erworben hatte, promovierte er am 2. April 1663 zum Doktor der Rechte und wurde am 2. November zum Assessor des akademischen Konzils der sächsischen Landsmannschaft gewählt. Als er im Sommersemester 1665 Rektor der Alma Mater gewesen war, folgte er am 7. September 1665 einem Ruf des Administrators des Stiftes Merseburg Christians von Sachsen-Merseburg als Hof- und Justizrat, war 1668 Direktor der dortigen Regierung und 1673 Direktor des Merseburger Konsistoriums.

Noricus starb an einem fortschreitenden Körperverfall (Cachexia) und wurde am 12. März in der Merseburger Schloss- und Domkirche begraben.

Familie: Aus seiner 1663 geschlossenen Ehe mit Anna Sophia, der Tochter des Theologen Johann Hülsemann stammen zehn Kinder., drei Söhne und sieben Töchter. Von diesen Kindern kennt man:

Johann Ernst Noricus (starb jung)

Magdalena Sophia Noricus (starb jung)

Christiana Sophia Noricus

Anna Sophia Noricus

Magaretha Sophia Noricus

Maria Elisabeth Noricus

Christian Noricus

Christian Ernst Noricus

Christiana Catharina Noricus

Dorothea Sophia Noricus

Werke (Auswahl)

Diss. Pro lic. De damno infecto. 1662, 1663, 1664, 1665.

Tractatus varii iuris civil. Altenburg 1676.

Notae ad Finckelthausii controv. Feudal. Helmstedt 1655, 1680.

Vinnii Comment. Ad Institutiones. Leipzig 1664.

Annotat. Pract. Ad Institut. Gloss. Leipzig 1683.


Christian I. von Sachsen-Merseburg (* 27. Oktober 1615 in Dresden; † 18. Oktober 1691 in Merseburg) war der Stifter einer Seitenlinie der albertinischen Wettiner und erster Herzog des kursächsischen Sekundogeniturfürstentums Sachsen-Merseburg. Zur Unterscheidung von seinem Sohn wird er auch „Christian der Ältere“ genannt.

Familie: Christian war der dritte Sohn des Kurfürsten Johann Georg I. von Sachsen und dessen zweiter Gemahlin Magdalena Sibylle, einer Tochter des Herzogs Albrecht Friedrich von Preußen.

Leben

Regierung im Merseburger Fürstentum: Christian, der sich als nachgeborener Sohn kaum Hoffnung auf das väterliche Erbe machen konnte, wurde 1650 – nach einer vier Wochen währenden Doppelhochzeit, die für ihn und seinen Bruder Moritz ausgerichtet worden war, – zu seiner standesgemäßen Versorgung mit der Verwaltung des alten Hochstifts Merseburg, das die Kurfürsten im Zuge der Reformation eingezogen hatten, betraut und nach seiner Wahl durch das Domkapitel zum Administrator postuliert.

Im Testament vom 20. Juli 1652 verfügte sein Vater die Teilung des albertinischen Territoriums, die von den zur Beerdigung des kurfürstlichen Vaters am 27. Januar 1657 angereisten Brüdern im „Freundbrüderlichen Hauptvergleich“ gegen den Widerstand der Landstände am 22. April 1657 in Dresden vollzogen wurde. Dabei kamen die Stiftslande des Hochstifts Merseburg mit dem „Küchenamt“ sowie den Ämtern, Städten und Schlössern Bad Lauchstädt, Schkeuditz, Lützen und Zwenkau sowie ein erbländischer Teil mit Brehna, Zörbig, Dobrilugk und Finsterwalde und die Markgrafschaft Niederlausitz, einschließlich der Städte und Schlösser Lübben, Doberlug, Finsterwalde, Guben, Luckau, Calau und Spremberg, als wettinische Sekundogenitur an Christian, der damit erster Herzog von Sachsen-Merseburg wurde. Nach dem Aussterben der Bibersteiner am 16. Oktober 1667 fiel zudem die Herrschaft Forst nebst Stadt, Schloss und allen südlich davon gelegenen Kammer- und Vasallendörfern, also auch Döbern an Kursachsen, das im Zuge des Teilungsprozesses vom 11. August 1668 diese Gebiete ebenfalls an Sachsen-Merseburg abtrat.

Herzog Christian zog mit seiner Gemahlin, die bereits im achten Monat schwanger war und seiner ältesten, erst knapp zwei Jahre alten Tochter am 30. September 1653 in Merseburg ein und begann den Aufbau einer eigenen Hofhaltung. Sein Hofstaat umfasste schon bald 150 Personen.

Schon bald entwickelte sich ähnlich wie an den neuen Residenzen seiner Brüder auch unter Herzog Christian eine rege Bautätigkeit, was zu einem großen wirtschaftlichen Aufschwung Merseburgs führte. So wurde auch die im Zuge des Dreißigjährigen Krieges zerstörte Neumarktbrücke wieder aufgebaut, das Renaissance-Wasserschloss in Merseburg ab 1689 renoviert und dem frühbarocken Zeitgeschmack entsprechend erweitert und im Jahr 1661 auf dem Gelände der alten Königspfalz, durch Mauern und Gräben getrennt, der Schlossgarten angelegt. Zudem ließ er den Jägerhof, die Hoffischerei, eine Fasanerie, eine Post und das Fischhaus am Gotthardteich anlegen. Des Weiteren gründete Christian eine eigene Hofkapelle, ließ eine Bibliothek anlegen und verhalf Kunst und Kultur zu neuer Blüte. So wirkten auch der bedeutende Theologe Paul Gerhardt sowie Christoph Spätner als Christians Hofmaler im Zwergstaat. Schloss Delitzsch wurde als Reiseresidenz um- und ausgebaut.

Auch wurde das Rechts- und Verwaltungswesen neu geordnet, das Mühlenwesen, die Polizei- und die Stadtordnung wurden geändert. 1679 wurde die Neumarktmühle in Merseburg instandgesetzt.

Zwischen Zörbig und dem anhaltischen Radegast ließ er zwischen 1683 und 1685 den Fuhnedamm erneuern und befestigen, womit das Sumpfgebiet der Fuhneaue begehbar wurde. Zu Christians Ehren wurde daher 1688 das Wegebaudenkmal Theurer Christian errichtet.

In der Niederlausitz ließ er Schloss Lübben als Verwaltungssitz errichten. Im September 1673 bestätigte er jedoch die Innungsartikel der Krämergilde, wodurch reisenden Händlern, insbesondere Juden, das Betreiben von Handel in der Niederlausitz erheblich erschwert wurde.

Am 25. November 1659 erteilte er dem Grafen Erdmann Leopold von Promnitz die Genehmigung zur Aufnahme protestantischer Glaubensflüchtlinge aus Schlesien, vorwiegend aus den Fürstentümern Sagan und Glogau, in dessen Besitzung Neudorf und verlieh dieser das Stadtrecht. Es wurde zu seinen Ehren in Christianstadt umbenannt.

Schwieriges Verhältnis zu Kursachsen: Nachdem die neuen albertinischen Versorgungsfürstentümer auf kursächsischem Boden schon beim ältesten Bruder Johann Georg II. von Sachsen für Irritationen gesorgt hatten, der mit diesen Abspaltungen die Primogenitur sowie die machtpolitisch wichtige Einheit des Kurstaates in Gefahr sah und seinen Brüdern daher nur widerwillig Souveränitätsrechte billigen wollte, versuchte nun auch dessen Sohn und Nachfolger, Christians Neffe, Kurfürst Johann Georg III. Sachsen-Merseburg wieder stärker unter kursächsische Oberhoheit zu bringen. So ließ Johann Georg III. vorherige Vereinbarungen, die dem Merseburger Herzog mehrere Landsassen unterworfen hatten, widerrufen, was unter Christians Nachfolger zum offenen Konflikt führte.

In der Fruchtbringenden Gesellschaft: 1655 wurde Herzog Christian I. durch Herzog Wilhelm IV. von Sachsen-Weimar in die Fruchtbringende Gesellschaft aufgenommen. Dieser verlieh ihm den Gesellschaftsnamen der Krönende und das Motto das Ehrenlob. Als Emblem wurde ihm Efeu um eine Pyramide gewunden zugedacht. Herzog Christians Eintrag findet sich im Köthener Gesellschaftsbuch unter der Nr. 643.

Tod und Bestattung: Herzog Christian I. starb am 18. Oktober 1691 75-jährig und wurde in einem Zinnprunksarg in der Fürstengruft des Merseburger Doms beigesetzt. Ihm folgte sein ältester Sohn Christian auf dem Thron. Gleich seinem Vater hatte jedoch auch Christian I. noch vor seinem Tode Apanagen an seine drei nachgeborenen Söhne vergeben und diesen eigene Residenzen zugewiesen.

Ehe und Nachkommen: Seine einzige Ehe schloss er am 19. November 1650 in Dresden mit Christiana von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg, der Tochter Philipps, Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Glücksburg aus dessen Ehe mit Sophie Hedwig von Sachsen-Lauenburg.

Mit seiner Gemahlin hatte er folgende Kinder:

Magdalena Sophia (* 19. Oktober 1651 in Dresden; † 29. März 1675 in Merseburg), Prinzessin von Sachsen-Merseburg

Johann Georg (* 4. Dezember 1652 in Merseburg; † 3. Januar 1654 in Merseburg), Erbprinz von Sachsen-Merseburg

Christian II. (* 19. November 1653 in Merseburg; † 20. Oktober 1694 in Merseburg), Herzog von Sachsen-Merseburg Erdmuth Dorothea von Sachsen-Zeitz

August (* 15. Februar 1655 in Merseburg; † 27. März 1715 in Zörbig), Herzog von Sachsen-Merseburg-Zörbig Hedwig Eleonore von Mecklenburg-Güstrow

totgeborener Sohn (*/† 1. Februar 1656 in Merseburg), Prinz von Sachsen-Merseburg

Philipp (* 26. Oktober 1657 in Merseburg; † 1. Juli 1690 in Fleurus), Herzog von Sachsen-Merseburg-Lauchstädt (I) Eleonore Sophie von Sachsen-Weimar; (II) Luise Elisabeth von Württemberg-Oels

Christiane (* 1. Juni 1659 in Merseburg; † 13. März 1679 in Eisenberg), Prinzessin von Sachsen-Merseburg Christian, Herzog von Sachsen-Eisenberg

Sophie Hedwig (* 4. August 1660 in Merseburg; † 2. August 1686 in Saalfeld), Prinzessin von Sachsen-Merseburg Johann Ernst, Herzog von Sachsen-Coburg-Saalfeld

Heinrich (* 2. September 1661 in Merseburg; † 28. Juli 1738 in Doberlug), Herzog von Sachsen-Merseburg-Spremberg (später von ganz Sachsen-Merseburg) Elisabeth von Mecklenburg-Güstrow

Moritz (* 29. Oktober 1662 in Merseburg; † 21. April 1664 in Merseburg), Prinz von Sachsen-Merseburg

Sibylle Marie (* 28. Oktober 1667 in Merseburg; † 9. Oktober 1693 in Bernstadt), Prinzessin von Sachsen-Merseburg Christian Ulrich I., Herzog von Württemberg-Oels-Bernstadt

Jüngere Forschungsergebnisse belegen darüber hinaus eine nicht unwesentliche Anzahl unehelicher Kinder aus seinen Verbindungen zu Mätressen, was jedoch durchaus nichts Ungewöhnliches darstellte.