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Dt. Tagebuch DARESSALAM (DOA) 1901 - Kolonien. BA-Schreiber, über Prostituierte!


Beschreibung

 

Weitere Bilder und Teil-Abschrift siehe unten! –


 

Sie bieten auf ein deutsches handschriftliches Tagebuch von 1901 aus Daressalam.

 

Daressalam gehört heute zu Tansania; von 1888 bis 1916 gehörte er zur deutschen Kolonie "Deutsch-Ostafrika" (DOA).


 

Geschrieben von einem deutschen Kolonialbeamten, der dort Bezirksamtsschreiber in Daressalam war.



Begonnen am 1. Februar 1901; der letzte Eintrag am 19. November 1901. Sein letzter Arbeitstag ist der 15. November; sein Amtsnachfolger heißt Warnebold.


 

Besonders interessant ist der private Charakter des Tagebuchs; mit häufigen Erwähnungen seiner sexuellen Abenteuer. Er vergnügt sich oft mit Prostituierten, die er "bibi" nennt; vgl. im Eintrag vom 24. Februar: "Bibi getroffen, ihr bis ins Haus nachgegangen, dort erkannt. Sie erzählt, daß sie neulich die ganze Nacht neben ihrem Freier geschlafen; sie heißt Sitahawa. –" Bezeichnenderweise lautet das letzte Wort im Tagebuch "gefögelt."

Er wohnt anfangs bei einem Pastor, wird aber aus seiner Wohnung geschmissen, nachdem sein Verkehr mit einheimischen Prostituierten herauskam...


 

Der Verfasser schreibt Gedichte und Erzählung "Jacob Rothbach" nach Kleist, die er nach Deutschland sendet (zur Veröffentlichung oder zum privaten Vergnügen, bleibt unklar).


 

Ich habe nur die ersten 7 ½ Seiten gründlich gelesen und abgeschrieben (Abschrift s. unten, mit einigen Fragenzeichen wegen der schwierigen Schrift), den Rest habe ich nur stichpunktartig gelesen. Jetzt fehlt mir leider die Zeit dafür, mich weiter mit dem Projekt zu beschäftigen.


 

Erwähnt sind u.a. die Pastoren Emil Böye (1870-1932), Franz Robert Gleiß (1868–1939) und Roloff und der Rechtsanwalt Wendte.


 

Umfang: 80 beschriebene Seiten (16,3 x 20,8 cm); Format des Einbands: 19,3 x 24,2 cm.


 

Einbandtitel: "Tagebuch Dar es Salam, 1901 1. Febr."


 

Transkription der ersten 7 ½ Seiten:


"1. Februar Freitag: Abends vorher hatte ich die Reinschrift meiner Gedichte beendet und habe sie heute Abend geheftet; mit großer Freude und rechter Zufriedenheit blicke ich auf die stattliche Auswahl, die ich noch durchsehen und vervollständigen will und dann nach Deutschland zu schicken beabsichtige. – Auch 10 Stück meiner Übungshefte habe ich heute fertiggestellt und mit Aufschrift versehen; hoffentlich finde ich Zeit und Kraft, sie täglich langsam anzufüllen und dabei zu lernen. Noch 6 Stück will ich einrichten und dann vorläufig damit genug sein lassen; sie repräsentieren ungefähr alles, was ich mir zu lernen beabsichtige. Dann habe ich mir noch heute ein kleines Büchlein für Gedichte, die ich in Bearbeitung habe, als neue Gedanken, Anfänge etc. eingerichtet, sowie ein tägliches Notizbuch; ich bin somit heute endlich durch die freie Zeit, die ich habe, dahin gelangt, wo ich schon längst mich hinsehnte.

 

2. Februar: Morgens alte Gedicht-Anfänge und Skizzen in das kleine Heft getragen. Mittags "Dichtung und Wahrheit" gelesen. Abends mit Pastor Reuß, Frau P. Gleiss und Pastor Boye am Strand gesessen bei herrlichem Vollmond. Darauf gearbeitet. – Heute ist Steffens Segler "Edikt" eingetroffen. Franz soll krank sein an Fieber und Mangobeulen; eine gerechte Strafe würde es sein für die Unbill, die er mir zugefügt.

 

Sonntag, 3. Februar: Um 7 Uhr Frühstück bei Hauck. Morgens Gottesdienst unter Reuß den Schwarzen. Darauf von ½ 11 - 12 im Büro privatim gearbeitet, an Reinschrift der Gedichte Verbesserungen und Radierungen vorgenommen. Nachmittags Faust vorgetragen und Gedichte verbessert. 4 ½ Uhr Bad, dann Landpromenade; hierbei "Dichtung und Wahrheit" beendet, wenigstens bis zum 20. Buch, und scheint diese schätzbare Biographie nicht weiter zu gehen, obwohl jetzt das eigentlich Interessante kommen könnte, nämlich Weimar und die Begebenheiten daselbst.

 

Montag, 4. Februar: Wie gewöhnlich gearbeitet. Heute viel geregnet. Abends Rechtsanwalt Wendte kl. Kauri{?}. Darauf Schulden bei Sache{?} Pire{?} & Hassan Ali {???}, dann Weissmann Masch[inist] Schröder getroffen und erfahren, daß Brinkmann die Gelbsucht hat und in Kilwa ist zur Kur. – Morgens und abends arabisch angefangen zu lernen. –

 

Dienstag, 5. Februar: Regen fast den ganzen Tag, obgleich die eigentliche Regenzeit schon vorbei sein sollte. Begann heute im Büro mit Stengels "Die deutschen Schutzgebiete" und zu Hause Dr. Martensen's "Christliche Ethik". Begann von neuem heute regelmäßige Übungen im Latein und las zur Erbauung "Odhin's Trost" von Dahn. –

 

Mittwoch, 6. Februar: Trockenes, ziemlich klares Wetter. Wie gestern fortgefahren, sonst nichts besonderes. Monod's Predigt "Des Menschen Elend und Gottes Erbarmen" beendet.

 

Freitag, 8. Februar: Trocknes Wetter bei bewölktem Himmel. Persönlich wie die sonstigen Tage; am Nachmittag kamen die beiden D.O.A.L.-Dampfer. Sonet{?} wurde die Erlaubnis entzogen, Rechtsverkehr zu sein. Heute Monod's Predigt "Gott ist die Liebe" gelesen. Gehrke gestorben.

 

Sonnabend, 9. Februar: Schönes Wetter, gegen Abend starker Wind. Morgens Kisuaheli, mittags Monod's Predigt: "Nathanael" gelesen. Briefe von Mutter, A. Haßfeld & Harsch{?} erhalten. Sonets Anschuldigungen und Entschuldigungen vorgestern gelesen (en "§§80), heute daraufhin Dolmetscher Ribeiro vernommen. Aus Karchenbauers Nachlass Tagebuch und Jagdaufzeichnungen gelesen. Letzte Eintragung 28. Oktober 1900, gestorben 2. November in seinem Lager am Lakunde{?}. 36 Jahre alt. Eine Eintragung hieß: "Brief an 'Gretchen', auch mit Oberländer {???}." 2 Bücher von Oberländer im Nachlass. Goldgräber Arndt von Hennings{?} hat mit ihm gejagt im September. Seine Jagderlebnisse füllen ein großes Buch aus und sind sehr ausführlich; sollten wohl später veröffentlicht werden.

Körner's sämtliche Werke heute ergattert von Störtzbach. "Kronprinz" ging heute morgen nach Norden und "Kaiser" nach Süden.

 

Sonntag, 10. Februar: Nachts ein heftiges Gewitter, bei welchem ich unter dem Wellblech, doch im Freien, einige Angst ausgestanden habe. Morgens Negergottesdienst Pastor Gleiss. Darauf Europäer Gottesdienst. Pastor Gleiss: Gleichniss vom Sämann in schlichter herzlicher Art erklärt und erläutert. – Gestern ist mir Körner's Buch in die Hände gefallen, und stürzte ich mich heißhungrig darüber her. Mich interessiert vor allem das darin befindlich Unbekannte seiner Werke, seine Briefe und weiteren Gedichte, und hat die kurze, glänzende Schaffensperiode des glücklichen Dichters einige Aufregung und Anregung über mich gebracht; ich unternahm, ein Schauspiel "Jacob Rothbach" zu schreiben nach Kleist's Erzählung "Das Duell". Am Strand mit Simon über Somet unterhalten; dort{?} Pastor Böye getroffen.

 

Montag, 11. Februar. Regen. In der Nacht wieder ein furchtbares Gewitter, wenig Schlaf und viel Angst in meiner freien Lage ausgestanden. Abends bei Somet mit{?} Simon und seiner Anleitung zum Arabischen mitgenommen. (Entwurf zum neuen Gefängnis geschrieben.)

 

Dienstag, 12. Februar. Regen. In der Nacht wieder Gewitter, lag empfindlich kühl und windig, sonst wie gewöhnlich. Hatte Leibschmerzen vorgestern und gestern, nach Leibumschlag heute Nacht nachgelassen. –

 

Mittwoch, 13. Februar. Regnerisches Wetter, windig. Mittags Manod's Predigt "Die großen Seelen" gelesen. Abends auf der B{???} auf und ab gegangen, weil zu stürmisch.

 

Sonntag, 14. Februar. Trocknes Wetter, kühl und windig. Wie gewöhnlich Kisuaheli gelernt. Odhin's Trost gelesen. Von 5-7 bei Krausnick nett unterhalten. Dann zu Hause gegessen und zu Störzbach gegangen; die Radfahrerei will im Waldschlössel{?} ein Fastnachtsfest abhalten, zu welchem ich auch ein Gedicht liefern soll. Bis 11 Uhr bei Störzbach.

 

Freitag, 15. Februar. Schönes Wetter, abends sehr windig. Wie sonst. Abends am Strand 1, nachher gelernt.

 

Sonnabend, 16. Februar. Schönes Wetter, windig. Wie sonst. Abends mit Gedicht zu Störzbach gegangen, nicht zu Hause angetroffen. Darauf in der Stadt spazieren gegangen und nachher bibi aufgegabelt und mitgenommen, doch scheiterte das Vergnügen, weil die Pastoren zu lange aufwaren und die bibi nicht länger warten wollte.

 

Sonntag, 17. Februar. Morgens Suaheli-Gottesdienst Pastor Gleiss; darauf Weißen-Gottesdienst Pastor Roloff. Den übrigen Tag zu Hause und gelesen, gelernt und memoriert. Abends brachte Mikonde eine bibi angeschleift, Yaya hieß und bis morgens bei mir blieb. Meine Kenntnisse in der Sprache sind schon famos, und konnte ich mich flott unterhalten.

 

Montag, 18. Februar. Schönes Wetter. Windig. Wie sonst. Abends am Strand, nachher gedichtet.

 

Sonntag, 19. Februar. Schönes Wetter. Windig. Wie sonst. Mein Post-Brief von Frau Mariechen, sehr gefreut! Bücher umgetauscht und andere geholt. Lese heute Claudius. Abends am Strand.

 

Mittwoch, 20. Februar. Schönes Wetter. Windig. Wie sonst. Brief an Frau Raecke. Lese Claudius. Abends Strand.

 

Donnerstag, 21. Februar. Regen. Wie sonst. Abends um ½ 6 Uhr zu Vincenti und Karten gekauft und Ansichten angesehen zu Kauf. Dann Uhr geholt. Darauf bei Störzbach, lag zu Bett und hatte 40° Fieber. Darauf Hunik{?} gegessen, Phonographen gehört und nachher Illustrierte Welt gelesen (Böcklin tot).

 

Freitag, 22. Februar. Regen. Morgens gebadet. Brief an Frau R[aeke] beendet, dann Strandbilder von Dar-es-Salaam angefangen. Brief an Gerlich und einige Karten versandt. Um 8 Uhr kam bibi "Tansi", gleich nachher wieder fort. Den Ren{???}t von Zachariä heute gelesen.

 

Sonnabend, 23. Februar. Schönes Wetter. Luthers Tischreden Bd. III angefangen. Wie sonst.

 

Sonntag, 24. Februar. Schönes Wetter. Suaheli-Gottesdienst Pastor Böye, immer Pastor Roloff. Deutsche Zeitungen gelesen. Nachmittags Strandpromenade, darauf in die Stadt gegangen und Störzbach, immer noch Fieber. Zumal{?} Bibi getroffen, ihr bis ins Haus nachgegangen, dort erkannt. Sie erzählt, daß sie neulich die ganze Nacht neben ihrem Freier geschlafen; sie heißt Sitahawa. –

 

Montag, 25. Februar. Veränderlich, etwas Regen. Wie sonst. Immermann's "Pygmalion" gelesen und Saphir's "Album geselliger Thorheiten" begonnen. Tripper stellt sich ein, jedenfalls Überreizung vom ersten Mal.

 

Dienstag, 26. Februar. Schönes Wetter. Wie sonst. Tripper scheint es nicht gewesen zu sein, sondern nur Reizung der Schleimhäute durch starke Lösung Sublimat. Heute begann ich Bellamy's "Rückblick" zu lesen. Abends bei Störzbach; dann Uhrmacher.

 

Mittwoch, 27. Februar. Regen. Wie sonst. Abends Strand. Störzbach kommt wieder zum Geschäft. Pastor Böye. Anfall Dysenten: heute wieder ziemlich gesund{?}.

 

Donnerstag, 28. Februar. Schönes Wetter. Nachts Regen. Wie sonst. Mikonde wollte gehen, bleibt aber doch. Abends Hauck bezahlt. Danach Störzbach. –

 

Freitag, 1. März. Schönes Wetter. Wie sonst: Morgens Kisuaheli; Mittags "Landprediger von Wakefield" begonnen. Abends Dar-es-Salam. Vodka geholt. Jeder gab mir sofort mein Geld gegen seine schlechte {???} wieder. Darauf zu Hause gearbeitet.

 

Sonnabend, den 2. März. Regen. Wie sonst. Früh zu Bett.

 

Sonntag, den 3. März. Schon um ½ 5 munter & ¼ sechs auf, schnell angekleidet. Uskunda hat natürlich Zeit verschlafen, schnell geweckt, dann übersetzen lassen & im taunassen Gras marschiert bis Meeresstrand, dann entlang bis Magogoni. Da ich Hunger hatte und kein Essen bei mir, kaufte ich 3 rohe Eier, welche, genossen, mir gut taten. Ein junger Schwarzer führte mich durch das Dorf, welches ziemlich groß ist, 325 Einwohner. Dann besuchte ich den Akiden Mohamady; derselbe war etwas krank & schlief noch. Darauf weiter durchs Dorf gegangen & 2 Matafus getrunken, gut unterhalten. Darauf zurück, Akide getroffen. Soda getrunken, in der [...]."


 

Zustand: Einband fleckig; kräftiges Papier gebräunt. Bitte beachten Sie auch die Bilder am Ende der Artikelbeschreibung!

 


Bilder

 

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