Sie bieten auf einen eigenhändigen, signierten Brief des Dirigenten Wolfgang-Helmuth Koch (1904-1987), Landesleiter der Reichsmusikkammer Wartheland und Beauftragter für den Aufbau des Musikwesens im Reichsgau Wartheland, Leiter der Symphoniekonzerte und der Oper in Posen. Vorher war er RMK-Landesleiter von Niedersachsen gewesen.


Ortsangabe "z.Zt. Litzmannstadt, Reichspropagandaamt." -- Laut Brieftext ist er ansonsten in Posen tätig.

Litzmannstadt war von 1940-1945 der Name von Łódź (dt. Lodz oder Lodsch) in Polen.


Undatiert, jedoch im Frühling 1941 geschrieben (der Brief ist eine Antwort auf einen Brief vom 23./24. März 1941).


Gerichtet an den Pianisten, Komponisten, Schriftsteller und Musikkritiker Erwin Kroll (1886-1976) in Berlin, wie Wolfgang-Helmuth Koch ein Schüler und Anhänger von Hans Pfitzner; oft hat er Werke von ihm dirigiert.


Mit interessantem Inhalt über die Entwicklung des Musikleben im Warthegau; gedacht für einen Bericht Krolls über dieses Thema.


V.a. über Posen, aber auch über Litzmannstadt. Themen: die "rückgesiedelten Baltenmusiker", die Posener Musikwoche, den Komponisten Alexander Maria Schnabel, Sänger und Orchester (viele Namen werden genannt), dann über die wenig entwickelte "Volksmusik", über Musikerziehung, die Rolle des Gauleiters für die Musikentwicklung etc.

"Mein neuester Auftrag: Aufbau von Musiksendungen im Sender Posen! (also noch nicht in Ihrem Bericht zu erwähnen.) So, ich hoffe Ihnen hiermit [...] die bisherige Entwicklung aufgezeigt zu haben. Hoffentlich können Sie meine Schreibe lesen."


Signiert "Ihr ergebener W. Helmuth Koch."


Umfang: 4 S. (29,7 x 21,2 cm); ohne Umschlag.


Zustand: Papier leicht gebräunt; ins. gut. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Kroll 2021-12-14


Über den Empfänger Erwin Kroll (Quelle: wikipedia):

Erwin Kroll (* 3. Februar 1886 in Deutsch Eylau, Ostpreußen; † 7. März 1976 in West-Berlin) war ein deutscher Pianist, Komponist, Schriftsteller und Musikkritiker. Wie sein Freund Otto Besch war Kroll ein Tondichter Ostpreußens.

Leben: Um 1900 kam Kroll nach Königsberg i. Pr. und besuchte mit Otto Besch das Königliche Hufengymnasium. An der Albertus-Universität studierte er Philologie und Musik. Mit einer Doktorarbeit über den in Königsberg von jeher verehrten E.T.A. Hoffmann zum Dr. phil. promoviert, ging er in den Schuldienst. Er wandte sich 1919 ganz der Musik zu und setzte seine bei Otto Fiebach und Paul Scheinpflug begonnenen Studien in München fort. Dort fand er vor allem in Hans Pfitzner einen wichtigen Lehrer. Ihm widmete er später ein vielbeachtetes Buch. Neben seinem Studium war Kroll Korrepetitor an der Münchner Staatsoper und Schriftführer des Hans-Pfitzner-Vereins für Deutsche Tonkunst, zu dessen Gründung Thomas Mann aufgerufen hatte. 1925 kehrte Kroll nach Ostpreußen zurück und wurde Musikkritiker der Hartungschen Zeitung, ab 1930 ihr Feuilletonchef. Seit 1934 wirkte er in Berlin als Kritiker und Musikschriftsteller. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er bis 1953 die Musikabteilung des Nordwestdeutschen Rundfunks in Berlin. Der (vergessenen) Bedeutung Königsbergs als Musikstadt hat Kroll mit seinem Buch ein Denkmal gesetzt.

Werke

Ostpreußische Heimat – Orchesterwerk

Violinsonate in B-Dur

Sonatine in F-Dur

Ostpreußische Tänze

Der Adebar – Fantasie über ostpreußische Volksweisen für großes Orchester

Gesangswerke und Liedbearbeitungen

Lieder für Solostimmen und Chorlieder

Schriften

Ernst Theodor Amadeus Hoffmann. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1923.

Hans Pfitzner. Drei Masken Verlag, München 1924 .

Das Theater. Festschrift zum 25 jährigen Bestehen der Städtischen Bühnen zu Dortmund. Das Theater, Berlin 1930.

Carl Maria Weber. Athenaion, Potsdam 1934 .

Musikstadt Königsberg. Atlantis, Freiburg i. Br. 1966.

Ehrungen

Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Verdienstkreuz am Bande (27. Januar 1956)

Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen (1960)