Sie bieten auf eine eigenhändige, signierte Postkarte des Ethnologen Fritz Paudler (1882-1945).


Datiert Wien, den 25. Dezember 1917.


Gerichtet an den österreichischen Ethnographen und Anthropologen Rudolf Pöch (1870-1921) in Wien, bei dem er studiert hatte.


Transkription: "Sehr geehrter Herr Professor! Ihr Brief überraschte mich, kurz nachdem ich den meinigen abgeschickt hatte. Ich erhielt ihn noch draußen, kann aber erst hier, in der früheren Wohnung bei Schwiegermutter und Schwägerin, antworten, wo wir die Feiertage verbringen (und wo ich nur Karten zur Hand habe). Was den 11. Band 'Archiv für Anthropologie' betrifft, so hatte grade ich ihn reklamieren lassen und hatte ihn auch schon erhalten; diese Sache ist also schon erledigt. Für die Ansetzung des 3. oder 4. Jänner danke ich verbindlichst; ich werde also am 4., Freitag, gegen Mittag im Institut vorsprechen. Inzwischen mit nochmaligen herzlichen Wünschen für 1918 ganz ergebenst Fritz Paudler."


Fritz Paudler war mit einer Jüdin verheiratet (weshalb er auch 1944 als Professor entlassen wurde und 1945 in KZ Theresienstadt verschleppt wurde); also war auch die erwähnte Schwiegermutter jüdisch.


8-Heller-Ganzsache (9 x 14 cm).


Zustand: Karte seitlich gelocht; Papier gebräunt und etwas fleckig, Schrift stellenweise leicht verwischt. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: corn22-2 Autogramm Autograph Wissenschaftler Mommse 2


Über Fritz Paudler und den Empfänger Rudolf Pöch (Quelle: wikipedia):

Fritz Paudler (* 3. Juli 1882 in Königswald / Libouchec; † Mai 1945 in Prag) war ein deutscher Ethnologe.

Leben: Er studierte Ethnologie an der Universität Wien bei Rudolf Pöch. Im Ersten Weltkrieg führte er physikalisch-anthropologische Messungen in Kriegsgefangenenlagern in Deutschland, im Habsburgerreich und in Rumänien durch.

1923 habilitierte er und arbeitete als Privatdozent für Rassen-, Völker- und Vorgeschichtsforschung an der Deutschen Universität Prag, 1925 wurde er Professor für Anthropologie und Ethnologie. Er war mit einer jüdischen Partnerin verheiratet und wurde 1944 von den Nazis als Professor entlassen. 1945 wurde er in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht.

Er beeinflusste die Arbeit der Ethnologen Dominik Wölfel und Franz Baermann Steiner.

Schriften (Auswahl)

als Herausgeber mit Karl Koberg: Die Einrichtung und Verwaltung kleiner Gemeindebüchereien. Auf Grund der Arbeit Ernst Schmidts. Leitmeritz 1921

Die hellfarbigen Rassen und ihre Sprachstämme, Kulturen und Urheimaten. Ein neues Bild vom heutigen und urzeitlichen Europa. Heidelberg 1924

Scheitelnarbensitte, Anschwellungsglaube und Kulturkreislehre. Brünn 1932

Die Volkserzählungen von der Abschaffung der Altentötung. Helsinki 1937

Rudolf Pöch (* 17. April 1870 in Tarnopol, Galizien, Österreich-Ungarn; † 4. März 1921 in Innsbruck) war ein österreichischer Mediziner, Ethnograph, Anthropologe, Forschungsreisender und Pionier der Fotografie, Kinematographie und Tondokumentation. Er gilt als Begründer des Institutes für Anthropologie und Ethnographie an der Universität Wien.

Leben und Wirken: Rudolf (gelegentlich auch Rudolph geschrieben) Pöch machte das Abitur 1888 am Wiener Piaristengymnasium und studierte an der Universität Wien Medizin bis zum Dr. med. 1895, danach war er Assistenzarzt in Wien. Er gehörte zur Kommission unter Hermann Franz Müller, die 1896/97 die Pest im indischen Bombay untersuchte. Durch seinen Mut konnte er 1898 den Ausbruch der Lungenpest in Wien unterbinden. Danach studierte er 1900/1901 Anthropologie in Berlin bei Felix von Luschan.

Inspiriert durch seine Tätigkeit in der afrikanisch-ozeanischen Abteilung des Museums für Völkerkunde in Berlin unternahm Pöch zunächst 1902 eine Reise nach Westafrika zum Studium der Malaria und von 1904 bis 1906 eine Forschungsreise nach Neuguinea, wo ihm erstmals der wissenschaftliche Nachweis einer kleinwüchsigen ethnischen Gruppe auf der Insel gelang, sowie Australien. Bemerkenswert bei Pöchs Expedition ist vor allem seine technische Ausrüstung. So führte er eine schwere Plattenkamera und eine Filmkamera mit, mit der ihm cinematographische Aufnahmen der indigenen Bevölkerung Neuguineas gelangen, was für die damalige Zeit eine Sensation darstellte und Pöch zu einem Pionier des Dokumentarfilms machte. Daneben hatte er auch einen sogenannten Archivphonographen mit, mit dem er 72 Tonaufnahmen der überwiegend vokalen Musik Neuguineas in Papua-Sprachen und von Schlitztrommeln (Pidgin garamut, lokal ongar) aufnahm.

1907 bis 1909 führte ihn eine zweite große Forschungsreise nach Südafrika, wo er die Kultur der San studierte. 1910 habilitierte er sich mit einem Bericht über die Reise nach Neuguinea und wurde Assistent am Institut für Physiologie.

1913 wurde er außerordentlicher Professor für Anthropologie und Ethnographie an der Universität Wien, 1915 erwarb er an der Universität München den akademischen Grad Dr. phil. mit einer Schädelstudie über Neu-Süd-Wales,[2] 1919 wurde er ordentlicher Professor am neu gegründeten Lehrstuhl für Anthropologie und Ethnographie. Sein Schwerpunkt lag auf der physischen Ethnographie. 1919 wurde er in die Österreichische Akademie der Wissenschaften berufen.

Im Ersten Weltkrieg wurde er als Militärarzt dienstverpflichtet. Sein Institut untersuchte vor allem russische Kriegsgefangene auf ihre morphologischen „Rassenmerkmale“.

1921 unerwartet verstorben, wurde er auf dem Wiener Zentralfriedhof in einem Ehrengrab beigesetzt, wohin 1976 ihm auch seine Ehefrau Hella Pöch (1893–1976) folgte. 1933 wurde Pöch ein Denkmal im Arkadenhof der Wiener Universität gesetzt.

Sein Nachfolger wurde 1924 der Rassenkundler Otto Reche. Diesem folgte 1929 Pöchs Schüler Josef Weninger für die Anthropologie.

Obwohl Pöchs anthropologische Interpretation der von ihm studierten ethnischen Gruppe der Kai auf Neuguinea und der südafrikanischen San – er sah in ihnen Überreste einer menschheitsgeschichtlichen älteren Population – sich mittlerweile als falsch herausstellte, verdankten die europäischen Museen und Wissenschaftler ihm, seiner Sammelleidenschaft und seinen genauen Aufzeichnungen wertvolle Erkenntnisse über die von ihm studierten Kulturen.

Pöchs Akquisitionsmethoden (er verfügte etwa über australische und melanesische Unterkiefer) werden jedoch aus heutiger Sicht kritisch gesehen. Bereits drei Mal wurden Teile der Pöch-Sammlung, die von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften (ÖAW) und dem Naturhistorischen Museum in Wien verwaltet wird, zurückgegeben. In 31 Restitutionsfällen von Überresten indigener Australier im Jahr 2011 betrafen 30 Fälle die Sammlung Pöchs. 2012 wurden die Überreste von Klaas und Trooi Pienaar nach Südafrika überstellt, nachdem die Leichname 1909 trotz Protesten Angehöriger und unter Gewaltandrohung im Auftrag der ÖAW nach Wien gebracht wurden. Obwohl dieses Vorgehen in Südafrika illegal war und auch Polizeiuntersuchungen nach sich zog, wurden insgesamt 150 Leichen durch Pöchs Forscherteam zu Zwecken der „Rassenforschung“ nach Wien transportiert. Die Rückgabe der beiden erstgenannten Leichname war begleitet von einer offiziellen Entschuldigung der Republik Österreich und einem Staatsbegräbnis der Überreste in Südafrika im Jahr 2013.

Pöchs für die damalige Zeit revolutionäre technische Ausrüstung befindet sich heute im Naturhistorischen Museum, seine Tonaufnahmen im Wiener Phonogrammarchiv, seine Filmaufnahmen im Filmarchiv Austria.

Ehrungen: Sein Ehrengrab befindet sich auf dem Wiener Zentralfriedhof (Gruppe 0, Reihe 1, Nummer 89). Im Jahr 1931 wurde in Wien-Penzing (14. Bezirk) die Rudolf-Pöch-Gasse nach ihm benannt.