Sie bieten auf einen maschinenschriftlichen, signierten Brief des Komponisten, Musiktheoretikers und Archivleiters Heinrich Simbriger (1903-1976).
Autographe von Simbriger sind selten!
Datiert
Regensburg,
6. Januar 1967.
Gerichtet an den Pianisten, Komponisten, Schriftsteller und Musikkritiker Erwin Kroll (1886-1976) in Berlin.
Interessanter Inhalt; über Druck und Aufführung seiner Werke und das Archiv der Künstlergilde, das Werke und Nachlässe von Komponisten aufnimmt. Kroll wurde anscheinend diesbezüglich angefragt.
Dann über die hohen Kosten von Kopien. "Viele von unseren Kollegen – auch ich selber – helfen sich dadurch, dass sie normale Reinschriften gar nicht mehr herstellen sondern alles mit Tusche auf Transparentpapier schreiben, wonach man dann um relativ geringen Preis soviel Kopien und Lichtpausen herstellen kann als jeweils gebraucht werden. [...] Ihre 'Musikstadt Königsberg' interessiert mich selber und ist auch für das Archiv interessant, denn ich lege eine kleine Fachbibliothek an mit Werken von unseren 'Klienten' [...]."
Signiert "[Ihr sehr ergebener] H. Simbriger."
Umfang: Doppelseitig beschriebenes A4-Blatt.
Anbei der originale Umschlag (die Adresse des Empfängers zensiert); maschinenschriftlich adressiert; die Briefmarke fehlend.
Zustand: Papier leicht gebräunt und etwas knittrig; Umschlag leicht schadhaft, die Briefmarke fehlend. Bitte beachten Sie auch die Bilder!
Interner Vermerk: Kroll 2021-12-15 Autogramm Autograph
Über Heinrich Simbriger und Erwin Kroll (Quelle: wikipedia):
Heinrich Simbriger (* 4. Januar 1903 in Aussig, Böhmen; † 16. Juli 1976 in Regensburg) war ein Komponist, Musiktheoretiker und Archivleiter. Simbriger ist Begründer einer zwölftönigen Kompositionslehre, die er Komplementäre Harmonik nannte.
Leben: Er studierte 1921–1923 bei Fidelio Fritz Finke Komposition in Prag, dann bei Joseph Haas in München und Josef Lechthaler in Wien. 1929 gelangte er in den Kreis um Josef Matthias Hauer, 1937 wurde er promoviert, ebenfalls in Wien. "Gong und Gongspiele" lautete das Thema seiner Dissertation. Während des Zweiten Weltkrieges war Simbriger in Tetschen-Bodenbach als Musiklehrer tätig. Ab etwa 1950 begann Simbriger an der Arbeit an seiner Komplementären Harmonik. 1950 erhielt er den Sudetendeutschen Kulturpreis für Musik, 1963 den Johann-Wenzel-Stamitz-Preis[1]. In Regensburg, wo Simbriger ab 1966 das Musikarchiv der Künstlergilde aufbaute, vollendete er auch seine musiktheoretischen Hauptschriften und unterzog sein kompositorisches Schaffen einer kritischen Gesamtrevision.
Einordnung seines Schaffens: Als Musiktheoretiker und Komponist wurde Simbriger nachhaltig von der Gedankenwelt Josef Matthias Hauers geprägt, wenngleich er sich erst gegen 1950 der Zwölftonkomposition zugewandt hat. Auf der Grundlage von Hauers Tropenlehre entwickelte Simbriger seine eigene Musiktheorie, die Komplementäre Harmonik, eine umfassende Erweiterung und lexikale Katalogisierung des Tropensystems auf alle möglichen Klangkombinationen, die einander zur Zwölftontotalität ergänzen. Wenngleich Simbriger in seiner Klanglehre (aufgrund von deren kompositorischen Eignung) den komplementären Hexachorden (6+6), die den hauerschen Tropen entsprechen, und auch der ternären Tetrachordik (4+4+4) eine besondere Stellung einräumt, hat er dennoch auch alle weiteren möglichen Gruppenbildungen systematisiert. Abgesehen von allgemeinen Studien ist eine ausführliche wissenschaftliche Aufarbeitung der Theorien Simbrigers bis heute nicht erfolgt.
Simbrigers Kammermusik- und Liedschaffen fand zu Lebzeiten des Komponisten überregionale Beachtung und wurde zum Teil von namhaften Interpreten gespielt. Das von Simbriger geschaffene Musikarchiv der Künstlergilde Esslingen (Depositum im Sudetendeutschen Musikinstitut (SMI), Regensburg) umfasst nahezu alle im dritten Viertel des 20. Jahrhunderts greifbaren Werke von Komponisten, die nach dem Zweiten Weltkrieg aus den einstigen deutschen Ostgebieten vertrieben wurden.
Schriften (Auswahl)
Gong und Gongspiele, E.J. Brill, Leiden 1939
Handbuch der musikalischen Akustik, Habbel, Regensburg 1951
Werkkatalog zeitgenössischer Komponisten aus den deutschen Ostgebieten, Bd. 1–6, Die Künstlergilde e.V., Esslingen 1955–1974
Geheimnis der Mitte. Aus dem geistigen Vermächtnis des alten China, Diederichs, Düsseldorf 1961
Vom Erbe deutscher Musik aus den Ostgebieten, Laumannsche Verlagsbuchhandlung, Dülmen 1973
Komplementäre Harmonik, Die Künstlergilde, Esslingen 1979, 2. Aufl. 1980
Die Klangführung in der Zwölftonmusik. Peritonale Harmonik, Die Künstlergilde, Esslingen o. J. (1991)
Werkübersicht (Auswahl)
Orchesterwerke
op. 38 Passacaglia für Solo-Violoncello und kleines Orchester -
op. 54 Musik für Violine und Orchester -
op. 94 Elegie für Englisch-Horn, Solo-Violine und tiefe Streicher -
op. 102 Musik für Klavier und Streichorchester -
op. 104 Kleines Konzert für Streicher
Klaviermusik
WoO 4 Phantasietanz und Menuett
WoO 8 Variationen, Intermezzo und Finale über ein chinesisches Volkslied
Stücke (op. 2, op. 77, op. 109)
3 Suiten (op. 19, op. 47, op. 112)
Inventionen (op. 36, op. 83)
Sonaten (op. 78, op. 86)
Sechs lyrische Präludien (op. 90)
Phantasie (op. 108)
Tusch-Bilder (op. 113)
Variationen über ein eigenes Liedthema (op. 126)
Orgelwerke
WoO 16 70 Takte Orgelmusik zum 70. Geburtstag von Prof. Anton Nowakowski -
op. 89 Präludium und Fuge -
op. 111 Triptychon -
op. 136 Musica spiritualis -
Weltliche Chorwerke
op. 3 Fünf Gesänge nach Gedichten aus „Der Stern des Bundes“ von Stefan George
op. 28 „Lob der Heimat“. Kantate nach Gedichten von Franz Höller
op. 34, 35 Chöre nach altdeutschen Texten
op. 48a „Weite Nacht“ nach Worten von Elisabeth von Langen
op. 56 Sieben sudetendeutsche Volkslieder
op. 75 „Abschied“. Zwei Männerchöre nach Gedichten von Erwin Ott
Geistliche Musik
op. 1 Missa alme pater
op. 17 Motette
op. 18 Kleine Perlacher Messe
op. 43b Kleine Messe
op. 60 Kleine Weihnachts-Kantate
op. 63 Maria Mutter, reine Magd
op. 64 Murnauer-Festmesse
op. 65 Es flog ein Täublein weiße. Kantate
op. 67 Missa brevis
op. 70 Ave maris stella
op. 71 Vier Engel-Hymnen
op. 119 Fünf geistliche Gesänge
op. 125 Worte des Propheten Jesajah
Kammermusik ohne Klavier
op. 26 Solo-Suite für Bratsche
op. 62a Allegro espressivo für Violoncello solo
op. 88 Zwei Stücke für Solo-Violoncello
op. 45 Trio für Violine, Bratsche und Violoncello
op. 46 Trio für zwei Bratschen und Violoncello
op. 138 Drei Präludien für Streichtrio
op. 122 Streichquartett Nr. 3
op. 124 Streichquartett Nr. 4
op. 136 Musica spiritualis
Für Bläser allein
op. 23 Sechs kurze Blasmusiken in alten Tonarten (für Blechbläsersextett)
op. 93 Bläserquintett
op. 103 Variationen für Bläserquintett
Kammermusik mit Klavier
WoO 6 Sonatine für Violine und Klavier
WoO 7 Phantasie für Violine und Klavier
op. 22 Suite für Violoncello und Klavier
op. 25 Sonatine für Violine und Klavier im alten Styl
op. 37 Kleine Hausmusik für Violine und Klavier
op. 49 Sonate für Bratsche und Klavier
op. 51a Zur Erinnerung. Stück für Violine und Klavier
op. 52 Kleine Liedersuite. Hausmusik für Violoncello und Klavier
op. 74 Canzona für Violine und Klavier
op. 81 Sonate für Violoncello und Klavier
op. 87 Sonatine für Violine und Klavier
op. 97 Trio für Violine, Violoncello und Klavier
op. 100 Sonate für Bratsche und Klavier
op. 110 Sonate für Violine und Klavier
op. 116 Variationen für Bratsche und Klavier
op. 118 Trio concertante für Violine, Bratsche und Klavier
op. 131 Spiegelungen für Violine und Klavier
Lieder
244 Lieder (in 39 Zyklen) nach Texten von Joseph von Eichendorff, Hans Christoph Ade, Rabindranath Tagore, Rudolf Schott, Hans Nüchtern, Friedrich Jaksch, Ernst Leibl, Emil Merker, Theodor Kramer, Josef Moder, Friedrich Hölderlin, Bô Yin Râ, Rainer Maria Rilke, Imma von Bodmershof u. a.
Bühnenwerke
WoO 10 „So ein freier Junggeselle“. Komische Oper in einem Akt von Otto Deiglmayr -
WoO 11 „Judith“. Operntragödie in zwei Akten von Hermann Ferdinand Schell
Erwin Kroll (* 3. Februar 1886 in Deutsch Eylau, Ostpreußen; † 7. März 1976 in West-Berlin) war ein deutscher Pianist, Komponist, Schriftsteller und Musikkritiker. Wie sein Freund Otto Besch war Kroll ein Tondichter Ostpreußens.
Leben: Um 1900 kam Kroll nach Königsberg i. Pr. und besuchte mit Otto Besch das Königliche Hufengymnasium. An der Albertus-Universität studierte er Philologie und Musik. Mit einer Doktorarbeit über den in Königsberg von jeher verehrten E.T.A. Hoffmann zum Dr. phil. promoviert, ging er in den Schuldienst. Er wandte sich 1919 ganz der Musik zu und setzte seine bei Otto Fiebach und Paul Scheinpflug begonnenen Studien in München fort. Dort fand er vor allem in Hans Pfitzner einen wichtigen Lehrer. Ihm widmete er später ein vielbeachtetes Buch. Neben seinem Studium war Kroll Korrepetitor an der Münchner Staatsoper und Schriftführer des Hans-Pfitzner-Vereins für Deutsche Tonkunst, zu dessen Gründung Thomas Mann aufgerufen hatte. 1925 kehrte Kroll nach Ostpreußen zurück und wurde Musikkritiker der Hartungschen Zeitung, ab 1930 ihr Feuilletonchef. Seit 1934 wirkte er in Berlin als Kritiker und Musikschriftsteller. Nach dem Zweiten Weltkrieg leitete er bis 1953 die Musikabteilung des Nordwestdeutschen Rundfunks in Berlin. Der (vergessenen) Bedeutung Königsbergs als Musikstadt hat Kroll mit seinem Buch ein Denkmal gesetzt.
Werke
Ostpreußische Heimat – Orchesterwerk
Violinsonate in B-Dur
Sonatine in F-Dur
Ostpreußische Tänze
Der Adebar – Fantasie über ostpreußische Volksweisen für großes Orchester
Gesangswerke und Liedbearbeitungen
Lieder für Solostimmen und Chorlieder
Schriften
Ernst Theodor Amadeus Hoffmann. Breitkopf & Härtel, Leipzig 1923.
Hans Pfitzner. Drei Masken Verlag, München 1924 .
Das Theater. Festschrift zum 25 jährigen Bestehen der Städtischen Bühnen zu Dortmund. Das Theater, Berlin 1930.
Carl Maria Weber. Athenaion, Potsdam 1934 .
Musikstadt Königsberg. Atlantis, Freiburg i. Br. 1966.
Ehrungen
Verdienstorden der Bundesrepublik Deutschland, Verdienstkreuz am Bande (27. Januar 1956)
Kulturpreis der Landsmannschaft Ostpreußen (1960)