Sie bieten auf ein Zeugnis von 1811 aus Aurich.


Aus der Zeit der französischen Besatzung unter Napoleon. Aurich gehörte damals zum Departement de l’Ems-Oriental (Osterems).


Geschrieben trotzdem auf deutsch.


Ausgestellt und eigenhändig signiert von Reinhard Friedrich von Schlechtendal (1739-1818), Präsident des Justiztribunals in Aurich, für den Commis-Greffier Gerhard von Halem (1791-1830). Vorher war er Regierungspräsident in Aurich.


Datiert Aurich, den 21. August 1811.


Transkription: "Dem Herrn Gerhard Carl Heinrich von Halem, Commis-Greffier bey dem hiesigen Tribunal der ersten Instanz, wird hierdurch das wohl verdiente Zeugniß gegeben, daß Er mit anhaltendem strengem Fleiße, sich hat angelegen seyn laßen, seine Pflichten zu erfüllen, daß Er mit rühmlichem Eiffer sich dem Studio der Gesetzen gewidmet, und in Ansehung seines moralischen Betragens das beste Lob verdienet. Zur Wahrheits-Urkunde habe ich Ihm dieses Zeugniß gerne ertheilet, und mit meinem AmtsSiegel bekräftiget."

Signiert "Der President des Tribunals v. Schlechtendal."


Mit schönem Siegel.


Umfang: eine halbe von vier Seiten beschrieben (29,8 x 20,2 cm).


Geschrieben auf kräftigem Papier.


Über den Empfänger: Gerhard Carl Heinrich von Halem, geb. am 22. Mai 1791 in Dornum, kinderlos gestorben am 27. Oktober 1830 in Aurich, Justiz-Commissar zu Leer, 1823 Kammerkonsulent und 1827 zusätzlich Rat zu Aurich.

Er war der älteste Sohn von Gottfried Anton von Halem (geb. am 5. Januar 1757 in Dornum, gest. am 5. April 1812 in Dornum, wo er zu Besuch weilte), 1782-1806 Amtmann zu Dornum, zuletzt Substitut-procourateur zu Aurich, und der Anna Dorothea, geb. Kettler (geb. 19. Juli 1772 in Esens, gest. 16. Oktober 1835 in Aurich).

Am 14. Mai 1824 heiratete er in Rhaude Helene Marie Louise Adelheid von Spies (* 13. Januar 1803, gest. am 17. Oktober 1832 in Lotten bei Haselünne), eine Tochter des Gutsherrn Christian Wolfgang von Spies (* 1774, gest. am 28. September 1854, begraben in Haselünne) auf Lotten, der 1805 bis 1810 Bürgermeister von Aurich war, und der Cornelia Elisabeth, geb. Boden.

Ein Teilnachlass der Familie von Halem (mit einigen Schriftstücken von Gerhard von Halem) findet sich in der Eutiner Landesbibliothek.


Herkunft: Teil-Nachlass der Familie von Halem, erworben aus der Verwandtschaft.



Zustand: Papier leicht fleckig, mit kleinem Eckknick.

Interner Vermerk: grüner Ordner von Halem


Über Reinhard Friedrich von Schlechtendal und die Familie von Halem (Quelle: wikipedia):

Reinhard Friedrich von Schlechtenda(h)l (* 2. August 1739 in Kleve; † 17. Mai 1818 in Aurich) war Regierungspräsident in Aurich und Oberlandesgerichtspräsident. Er wurde 1786 nobilitiert.

Herkunft: Die urkundlich beglaubigte Stammreihe der Familie Schlechtendal beginnt mit der dem cleverischen Hofgerichtsrat Johann Dietrich Schlechtendal († 1704). Dessen Enkel der Kriegsrat Johann Dietrich Schlechtendal (* 14. April 1698; † 15. Mai 1795) heiratete 1734 Elisabeth Anne von Rauner (* 1701; † 17. Juli 1763) verwitwete Rittmeyer. Dessen Söhne waren Georg Heinrich (1736–1800), Franz Friedrich (1735–1791) und Reinhard Friedrich (1739) wurden am 14. Oktober 1786 vom preußischen König Friedrich Wilhelm II. in den preußischen Adelsstand erhoben.

Leben: Er studierte an der Universität Göttingen Jura und kehrte nach Kleve zurück. Wo er in der Verwaltung dann bis zum Geheimen Rat aufstieg. Im Jahr 1790 kam er mit dem klevischen Kammerpräsidenten von Buggenhagen preußischer Landtagskommissar – also Vertreter des Königs – in den Landtag nach Aurich. Hier lernte er schnell die Besonderheiten des friesischen Rechts kennen, wie auch die landschaftlichen Besonderheit wie Fehne und Moorkultivierung. Der Landtag endete 1791 und die Zufriedenheit der Stände drückte sich in dem Indigenat für Buggenhagen und Schlechtendal aus. Als der Regierungspräsident Friedrich Wilhelm von Benecke 1793 überraschend verstarb wurde Schlechtendal im September 1793 zu dessen Nachfolger bestimmt. In Aurich wurde Schlechtendal schnell ein anerkanntes Mitglied der städtischen Honoratioren. Ludwig von Vincke seiner Zeit Präsidenten der Kriegs- und Domänenkammer in Aurich beschrieb ihn als „gut, aber langweilig“ und seine Frau als „unsauber und geizig“.

Nach dem verlorenen vierten Koalitionskrieg wurde Ostfriesland 1806 dem Königreich Holland eingegliedert. Man ernannte Schlechtendal zum Mitglied der Landesdeputation, die den Übergang des Landes an die holländisch-französische Herrschaft verwaltungstechnisch zu regeln hatte. Er behielt den Titel eines Regierungspräsidenten, war aber ohne viel Einfluss. Bereits 1810 wurde das Königreich in das Kaiserreich Frankreich eingegliedert; die Justiz wurde neugeordnet und die Regierung aufgehoben. Schlechtendal wurde am 24. Februar 1811 zum Präsidenten des für Zivilprozesse zuständigen Justiztribunals in Aurich ernannt und nahm im Sommer aber auch vorübergehend den Vorsitz des Assisengerichts für Strafsachen wahr. Nach dem Befreiungskriegen fiel Ostfriesland an das Königreich Hannover. Schlechtendal war nun schwerhörig und altersschwach und wurde daher pensioniert, in Anerkennung seiner Verdienste erhielt er eine Pension die doppelt so hoch war, wie er unter den Preußen erwarten durfte.

Er starb im Jahr 1818 in Aurich.

Familie: Schlechtendal heiratete am 27. Oktober 1801 Dorothea Juliane Marie Henriette Sölling (* 12. August 1757; † 29. Dezember 1835), die Witwe des Kriegs- und Domänenrates Johann Gottfried Rademacher (1740–1792)[3] aus Aurich. Die Ehe blieb kinderlos.


Die Familie von Halem ist ein ostfriesisches briefadeliges Geschlecht.

Geschichte: Die sichere Stammreihe beginnt mit Hilmann von Halem, der urkundlich 1612 in Delmenhorst erwähnt wird. Dessen Enkelsöhne, der Königlich dänische Regierungsrat in Oldenburg und Fürstlich ostfriesische Amtmann in Rastede und Jade, zugleich Oberinspektor in Varel und Kniphausen, Gerhard Henrich von Halem (1644–1723), und Johann Philipp von Halem (1647–1686), Burggraf in Kniphausen, sind die Stammväter der beiden blühenden Linien, der ostfriesischen und der oldenburgischen Linie.

Nachdem Ostfriesland nach dem Aussterben des einheimischen Fürstenhauses der Cirksena 1744 an Preußen vererbt wurde, wird der Fürstlich ostfriesische Regierungs- und Hofgerichtssekretär Heinrich Hermann von Halem als Besitzer des Freien Gutes Barstede bei Aurich in die von Preußen neugeschaffene Adelsmatrikel (Ostfriesische Vasallentabelle) eingetragen und damit als Adliger anerkannt. Der jüngeren oldenburgischen Linie wird mit Rücksicht auf den bereits anerkannten Adel der älteren Linie durch den Reichsvikar, den Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern, der Reichsadelsstand für die Brüder Bernhard Friedrich von Halem, preußischer Kriegsrat, Gerhard Anton von Halem und Ludwig Wilhelm Christian von Halem erteilt.

1979 erwarben Hilmann von Halem und seine Frau Marina, geb. von Richthofen, das Schloss Zeilitzheim in Unterfranken.

Wappen: In Blau ein goldener Sparren, belegt oben von 2 silbernen Rosen mit goldenen Butzen, unten von einem silbernen Vogel.

Bekannte Namensträger

Gerhard Anton von Halem (1752–1819), Großherzogl. oldenburgischer Justizrat, Erster Regierungsrat des Fürstentums Lübeck in Eutin, Dichter und Schriftsteller

Ludwig Wilhelm Christian von Halem (1758–1839), Hofrat und Bibliothekar

Gustav Adolf von Halem (1870–1932), Kgl. preuß. Landrat, Hofmarschall und Mitglied des Reichstages

Gustav Adolph von Halem (1899–1999), deutscher Diplomat und Filmkaufmann

Carl Otto von Halem (1901–1968), Vorstand der Hermes Kredit-Versicherungs AG

Nikolaus von Halem (1905–1944), Widerstandskämpfer, 1944 hingerichtet

Victor von Halem (* 1940), deutscher Opernsänger (Bassist)

Marie Luise von Halem (* 1962), Politikerin von Bündnis 90/Die Grünen