Sie bieten auf einen schönen Adelsbrief von 1692.


Wilhelm von Steprodt (1636 - nach 1695), auch nachweisbar als "Steprath", wendet sich an seine Schwester, die Baronesse von Loyson, geb. Baronesse von Steprodt (gest. 1694) in Oberaußem, Ehefrau von Johann Jakob von Loysen (gest. 1708), Besitzer des Galenhofs in Oberaußem (heute Stadtteil der Stadt Bergheim im Rhein-Erft-Kreis), der 1681 eine frühe Beschreibung eines Kometen veröffentlichte: "Prognosticon, Oder Unmaßgebliches Bedencken, Uber Den letzten im Außgang des verschienenen, und im Anfang dieses 1681sten Jahrs, erschienenen greülichen und unerhörten langen Cometen".


Der Galenhof wird heute Fleurshof genannt und besteht noch heute.


Beides waren Geschwister von Agathe Juliane von Steprodt (gestorben 1691), Äbtissin des Damenstifts Keppel.


Trauerbrief (mit schwarzem Siegel) über den Tod seiner Ehefrau; entweder seine erste Ehefrau, eine geborene geb. Leublfing (?), oder seine zweite Ehefrau, deren Geburtsname unbekannt ist.


Datiert 22. Januar 1692; der Ortsname ist schwer lesbar.


Auszüge: "Wohlgebohrne Frau, Hochgeehrte allerwehrteste Frau Schwester. Ach allerliebste Frau Schwester, Gott hat leider! meine hertzliebste Frau mir von der seite weggenommen, und mich in den lamentablen wittiberstand gesetzet. [...] Ach ich bin ein armer verlassener Man, ein frembdling, und der auch nicht einen einigen Freundt in dieser welt hat, der sich seiner anniehmet, ich hab keine mittel, ich hab kein gelt [...]. Mein Kreutz, Jammer und Elend hat kein ende [...]. ach die hart grosse betrübniß hat mich dergestalt eingenommen, daß mein weniger verstand gantz verhalten, und mir also weder rathen noch helffen kan, meine brüder verstehen solche händel nicht, u. was sie mir auch wolten beystehen{?}, so können u. dörfen sie es nicht thun, den sie sind mit Kriegs-Diensten befangen. [...] ich bin sechs Jahr über ein reicher Man geweßen, nun bin ich gantz arm, elend und in dem höchsten nothstand. [...] ich hoffe und bitte, meine allerwertheste frau Schwester wolle mich wegen meines [...] unvermöglichen Zustandes nicht verachten, weniger verlassen, ich hab noch das vertrauen, sie werde mich uff den bedürfftigen fall ein stück brott mitessen lassen, meine allerliebste frau Schwester weiß, daß ich in unser theilung all meinen geschwistern nachgegeben, und das allerschlechteste theil bekommen, von meiner lieben seel. Frauen bekomme ich auch nichts, also ist mir allein übrig, entweder catholisch zu werden, oder das bittere Armuth."


Signiert "Meiner allerliebsten Frau Schwester Ergebener treuer deinen Bruder Wilhelm von Steprodt."


Mit interessantem Postscriptum, bezogen auf die verstorbene Schwester, Agathe Juliane von Steprodt (gestorben am 24. November 1691 in Burbach), Äbtissin des Damenstifts Keppel: "P.S. [...] mein lieber herr Bruder hat mir ein attest{?} von meiner seel. Schwester der Frau Abtissin ihrem testament geschrieben, hatte sie meines [...] nothstand gewust, sie hatte mich wahrlich nicht excludiret."


Umfang: drei beschriebene Seiten und eine Adressseite mit schwarzem Siegel. Das erste Blatt im Format 20 x 16,3 cm; das zweite Blatt 20 x 14,7 cm.


Zustand: Papier gebräunt, mit leichten Randschäden. Das zweite Blatt mit Ausriss in der Mittelfalz; mit einer halben Zeile Textverlust. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Solar2207 Ordner 2


Über Verfasser und Empfängerin:

Conrad Wilhelm von Steprodt, geboren 1636 in Burbach, getauft am 30.05.1636 in Burbach, gestorben nach 1695 in Köln. Seine erste Ehefrau war eine geb. Leublfing (?); er ging auch noch eine zweite Ehe ein.

Seine Eltern waren Johann Gottfried von Steprodt (1664 nassaisch-dillenburgischer Rittmeister, 1654-1680 Hessen-Casselsche Rat, 1663 Kurmainzer Rat, 1662-1667 Reservatenkommissar in St. Goar, gestorben 1686 in Burbach) und Anna Ottilia, geb. von Langenbach (* 1631), die er am 30. Mai 1636 in Dillenburg geheiratet hatte.


Elisabeth Catharina von Loyson, geb. von von Steprodt (geboren in Burbach, gestorben 1694), Ehefrau von Johann Jakob von Loyson (geb. in Niederau als Sohn von Isaac Wilhelm von Loyson und der Anna von Wolff, gest. 1708).

Sie hatten einen Sohn namens Weinand Werner von Loyson.


Über den Fleurshof in Oberaußem (Quelle: wikipedia):

Der Fleurshof, auch Galenhof genannt, ist ein denkmalgeschütztes Rittergut in Oberaußem.

Geschichte: Erstmals urkundlich erwähnt wird die Hofanlage im 17. Jahrhundert als Sitz des Freiherrn Franz von Galen. Der Linie von Galen folgte das Freiherrliche Geschlecht von Loyson, welches aber im 18. Jahrhundert in der Freiherrlichen Familie von Berken aufging, die 1744 das Gut übernahm. Lehnsherr des Gutes war zeitweise die Reichsabtei Kornelimünster. 1778 wurde der Hof vom Freiherrn von Cloudt erworben.

Zur Zeit der französischen Besatzung von 1794 bis ca. 1815 diente das Gut als Lazarett für verwundete französische Offiziere. Diesem Verwendungszweck verdankt der Hof höchstwahrscheinlich seinen heutigen Namen „Fleurshof“. Es ist überliefert, dass Napoleon bei seinem Besuch in Bergheim auch seine verletzten Offiziere besuchte, die im Fleurshof untergebracht waren. Nach der Niederlage Napoleons bei der Schlacht von Waterloo ging der Fleurshof in den Besitz der Familie Hintzen über, die den Hof 1841 teilweise erneuerte.

Zum Rittergut gehörte auch ein großer Wassergraben, der den Hof fast komplett umschloss. Im 19./20. Jahrhundert wurde der Weiher zugeschüttet und zu einer Weide für die Nutztiere des Hofes.

20. Jahrhundert: Zu Beginn des 20. Jahrhunderts ging der Besitz an die Familie Hamacher über, die dort eine Metzgerei, sowie ein Kolonialwarenladen einrichtete. 1945 besetzten amerikanische Soldaten die Hofanlage und richteten dort eine Funk- und Fernsprechstation ein. Aus dieser Zeit stammt ein Loch in der Haustüre, das zur Verlegung von Kabelsträngen von den Besatzern durchbohrt wurde. Nachdem in den 1950er Jahren ein Anbau für die Metzgerei errichtet wurde, gab man diese in den 1970er Jahren auf.

Wohnhaus mit ehemaliger Metzgerei

Heute: In den letzten Jahren wurde der Fleurshof umfassend restauriert und ist heute einer der wenigen Oberaußemer landwirtschaftlichen Höfe.