Sie bieten auf einen eigenhändigen, signierten Brief des Politikers und Legationsrats Georg Humbert (1839-1898), als vortragender Rat im Auswärtigen Amt u.a. zuständig für Personal-Angelegenheiten.


Datiert Berlin, den 26. Juli 1884.


Bezeichnet als "Vertraulich."


Gerichtet an einen Grafen, d.i. der Diplomat Christian von Tattenbach (1846-1910), vorher Legationssekretär in Peking, der wegen Fehler in der Amtsführung von seinem Amt abgezogen wurde und zum Hilfsarbeiter im Auswärtigen Amt degradiert wurde. Sein Amtsnachfolger in Peking war übrigens der Diplomat Christian von Ketteler (1853-1900), der während des Boxeraufstandes von einem chinesischen Soldaten in Peking erschossen wurde.


Auszüge: "Hochverehrter Herr Graf! Aus dem Ihnen zugehenden amtlichen Erlasse werden Euer Hochgeboren ersehen, daß die von mir für Ihre künftige Stellung gemachten Vorschläge quo ad Lissabon höheren Orts leider nicht acceptirt worden sind. Immerhin aber enthält die Entscheidung des Herrn Reichskanzlers Manches, was für Sie wohl als erfreulich bezeichnet werden kann. Zunächst hat Seine Durchlaucht Ihre Rechtfertigungsschrift, wie es scheint, wohlwollend aufgenommen und ist auf die Frage der Heraussendung der Schiffe nicht mehr zurückgekommen. Wegen der Länge des Telegramms hat der Hofrath Willisch eine jedes Verschulden von Ihrer Seite ausschließende Erklärung geliefert, welche dem Herrn Reichskanzler vorgelegt werden wird. Nicht minder gündtig ist die Bestimmung des Fürsten, daß Sie als Hülfsarbeiter im Amte beschäftigt werden sollen; damit werden auch alle etwaeige (!) Schwierigkeiten hinsichtlich der Höhe der Ihnen im Amte zu gewährenden Diäten beseitigt [...]. Mit dem Wunsche, Sie nach beendigtem Urlaube wohlbehalten hier wiederzusehen, verbleibe ich, verehrter Herr Graf, stets Ihr aufrichtig ergebenster Humbert."


Umfang: 3 von 4 Seiten beschrieben (22 x 14 cm); ohne Umschlag.


Zustand: Papier gebräunt und fleckig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Corner 22-6-36


Über Georg Humbert und Christian von Tattenbach (Quelle: wikipedia):

Georg Paul Andreas Humbert (* 10. Februar 1839 in Berlin; † 17. Juli 1898 ebenda) war ein deutscher Politiker.

Leben: Als Sohn eines Geheimen Sekretärs geboren, studierte Humbert nach seiner Schulzeit am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium in Berlin Rechtswissenschaften in Bonn und Berlin. Während seines Studiums wurde er 1857 Mitglied der Bonner Burschenschaft Frankonia. Nach seinen Examina und Referendariat wurde er 1866 im Preußischen Außenministerium angestellt und im Expeditionsfach eingesetzt. 1869 wurde er etatmäßiger Expedient, 1872 Legationsrat im Sekretariat des Ministeriums und 1874 Wirklicher Legationsrat. Dort war er 1880 als Geheimer Legationsrat und 1881 als Vortragender Rat unter anderem für die Personalien zuständig und als Kassenkurator tätig. Er saß auch in der General-Kommission in Angelegenheiten der Königlichen Orden. Ab 1885 war er Stellvertretender Bevollmächtigter Preußens im Bundesrat. 1886 wurde er Wirklicher Geheimer Legationsrat und Rat I. Klasse. Im Preußischen Staatsministerium wurde er 1895 Unterstaatssekretär unter Chlodwig zu Hohenlohe-Schillingsfürst. 1896 wurde er Wirklicher Geheimer Rat mit dem Prädikat Exzellenz und Ehrenmitglied des Deutschen Archäologischen Instituts.


Christian Graf von Tattenbach (* 16. Januar 1846 in Landshut; † 10. Februar 1910 in Madrid) war ein deutscher Diplomat.

Leben: Christian von Tattenbach heiratete Franziska Louise Constanze von Metzler (1856–1934) am 15. Juli 1885 in Frankfurt am Main und war Vater des Diplomaten Franz von Tattenbach. Er war Gesandter in Tanger (1889–1898) und Botschafter in Lissabon (1897–1908) und schließlich in Madrid von 1908 bis zu seinem Tode 1910.

Marokko: Mulai al-Hassan I. entsandte eine am 23. Mai 1878 von Kaid von Safi Taibi Benhima geleitete Delegation zur Wilhelm I. Er sandte eine weitere Delegation, welche von Gouverneur der Chaouia Abdeslam Ben Rachid Lahrizi geleitet wurde und am 6. Februar 1889 von Wilhelm II. in Bremerhaven empfangen wurde. Wilhelm II. entsandte daraufhin 1889 Tattenbach als seinen Botschafter in der Form eines Ministerresidenten in Tanger zu al-Hassan I. Dieser war nun mit verantwortlich, dass am 1. Juni 1890 der erste deutsch-marokkanische Handelsvertrag in Fès unterzeichnet werden konnte. Sein Nachfolger als Botschafter in Marokko wurde am 29. April 1898 Gustav Adolf Schenck zu Schweinsberg, der von Sultan Abd al-Aziz in Marrakesch empfangen wurde.

Portugal: Von 1897 bis 1908 war Tattenbach Botschafter von Wilhelm II. bei Karl I. von Portugal in Lissabon. Er hatte die koloniale Strategie von Wilhelm II. zu vertreten, zu der der Versuch gehörte, die Herrschaft über Kolonien Portugals zu erlangen. Als 1898 bekannt wurde, dass es englisch-portugiesische Umschuldungsverhandlungen gab, stellten die Botschafter des deutschen Reiches in London und Lissabon die friedlichen Beziehungen zur Disposition, falls die deutschen Interessen nicht angemessen berücksichtigt würden. Als Bürgschaft für ein Darlehen über 25 Millionen Mark wurden dem Deutschen Reich in Asien Timor und Goa Damaio, Macao und Diu sowie in Afrika die portugiesischen Gebiete nördlich von Mozambique mit Ausnahme eines Streifens von drei Meilen beiderseits der Cecil Rhodes Trans-African Railway, verpfändet.

Zu Wilhelms II. Auftritt in Tanger zur ersten Marokkokrise am 31. März 1905 war dieser über Portugal gereist und war ab Lissabon durch von Tattenbach begleitet worden. Am 16. Januar 1906 war Tattenbach Verhandlungsteilnehmer bei der Algeciras-Konferenz über Marokko.