Sie bieten auf zwei Briefe von 1908 und 1909 aus Stargard (Pommern).


Stargard (1950–2015 Stargard Szczeciński, deutsch Stargard in Pommern) ist eine Stadt in der Woiwodschaft Westpommern in Polen.


Betrifft Steuersachen des Zahlmeisters a.D. Carl Schulz.


1.) 2-seitiger Brief (33 x 21 cm) von Carl Schulz an den Vorsitzenden der Einkommenssteuer-Veranlungskommission Landrat von Loos in Stargard, d.i. der Verwaltungsbeamte und Parlamentarier Klaus von Loos (1862-1919).

Datiert Stargard, den 7. April 1908.

Begleitschreiben zur Übersendung eines steuerlichen Auszuges, den Schulz als Kriegsinvalide jährlich vorlegen muss. Der Auszug selbst ist hier nicht mehr vorhanden.

Mit Randbemerkungen des Empfängers, signiert "v. Loos."


2.) 1-seitiges Schreiben (20,8 x 16,5 cm) von Klaus von Loos an Carl Schulz, datiert Stargard, den 5. April 1909.

Begleitschreiben zur Übersendung eines "beglaubigten Staatssteuerlisten-Auszug[s] für 1909."

Signiert "v. Loos."


Jeweils ohne Umschlag.


Über den Zahlmeister Schulz: Carl Rudolph Schulz, geboren am 4. Mai 1836 in Bernhagen, Kreis Neugard (Pommern), am 1. April 1854 Eintritt in den Militärdienst.

Am 25. April 1862 heiratete er Stettin Emilie Wilhelmine Caroline Oestereich, geb. um 1838 als Tochter des Eigentümers Wilhelm Ostereich in Bernhagen.

Bis Anfang 1872 war er Zahlmeister (ab 1867 Zahlmeister 1. Klasse) im 1. Füselier-Bataillon des 1. Hanseatischen Infanterie-Regiments No. 75 in Stade; dann wurde er zum Vollinvaliden erklärt, da vermehrte Schreibtätigkeit während des Feldzugs 1870/71 zu einem Leiden und Zittern der Hand geführt hat.

Anfang 1873 wurde ihm das Eiserne Kreuz 2. Klasse verliehen.

Schon 1872 zog er als Zahlmeister a.D. nach Stargard (Pommern), wo er noch nach 1900 nachweisbar ist (z.B. 1900 in der Mühlengasse 16; 1908 in der Jägerstr. 16).


Zustand: Papier gebräunt und etwas fleckig, das zweite Schreiben rückseitig mit Kleberesten. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Beige Bingomappe


Über Klaus von Loos und das Infanterie-Regiment „Bremen“ (1. Hanseatisches) Nr. 75 (Quelle: wikipedia):

Klaus Cornelius Hugo von Loos (* 10. Dezember 1862 in Berlin; † 27. November 1919 in Stargard) war ein deutscher Verwaltungsbeamter und Parlamentarier.

Leben

Herkunft: Klaus war ein Sohn des preußischen Generalleutnants Hugo von Loos (1820–1883) und dessen Ehefrau Hermine, geborene Ehrenberg (1820–1893). Sein älterer Bruder Friedrich stieg ebenfalls zum preußischen Generalleutnant auf.

Karriere: Loos studierte Rechtswissenschaft an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. 1884 wurde er wie Georg Deycke Mitglied des Corps Hasso-Borussia Freiburg. Nach Abschluss des Studiums trat er in den preußischen Staatsdienst und war von 1899 bis zu seinem Tod Ende 1919 Landrat des Kreises Saatzig. Im Sommer 1919 sorgte Loos für einen politischen Eklat, als er bei einer Feierlichkeit des örtlichen Veteranenvereins eine Fahne mit der Inschrift „Mit Gott für König und Vaterland!“ entrollte. Die Provinzregierung in Stettin leitete daraufhin ein Diszipilarverfahren gegen ihn ein und entband ihn seiner Funktion. Nach seinem Bekenntnis zum neuen Staat konnte er schließlich wieder in den Dienst zurückkehren.

Loos saß von 1913 bis 1918 als Abgeordneter des Wahlkreises Stettin 4 (Pyritz, Saatzig, Stadtkreis Stargard) im Preußischen Abgeordnetenhaus. Er gehörte der Fraktion der Konservativen Partei an. Er war Mitglied des Provinziallandtags von Pommern. Er war Stiftshauptmann und Major der Reserve.

Familie: Loos heiratete am 24. November 1893 Maria von Bismarck (1864–1927), Tochter von Bernhard von Bismarck und Witwe des Georg von Ramin († 1888). Das Paar hatte mehrere Kinder:

Hermine Malvine Clara Ottilie (* 1895) 1920 Hans Karl von Arnim, Herr auf Züsedom

Christiane Meta Maria (* 1896)

Marianna Dorothea Sybille (* 1902) 1924 Ulrich Kolbe

Clara Adelheid Elisabeth Kornelia (* 1907)


Das Infanterie-Regiment „Bremen“ (1. Hanseatisches) Nr. 75 war ein Infanterieverband der Preußischen Armee, der in Bremen und Stade stationiert war.

Organisation

Name

2. Oktober 1866 – Infanterie-Regiment Nr. 75

7. November 1867 – 1. Hanseatisches Infanterie-Regiment Nr. 75

5. September 1904 (Kaiserparade) – Infanterie-Regiment „Bremen“ (1. Hanseatisches) Nr. 75

Hanseatische Besonderheiten: Da die Hansestädte Bremen, Hamburg und Lübeck Probleme mit der Stellung von genügend Wehrpflichtigen hatte, wurden keine Begrenzungen bei Einjährigen gemacht und die Reservepflicht für überseeische Wehrdienstpflichtige ausgesetzt.

Unterstellung

Kaserne

IX. Armee-Korps in Altona

17. Division in Schwerin

33. Infanterie-Brigade in Altona

Infanterie-Regiment „Bremen“ (1. Hanseatisches) Nr. 75 in Bremen und Stade

Infanterie-Regiment „Hamburg“ (2. Hanseatisches) Nr. 76 in Hamburg

Bezirks-Kommando I Bremen

Bezirks-Kommando Bremerhaven

ab dem 23. März 1915:

34. Infanterie-Brigade (Großherzoglich Mecklenburgische)


Infanterie-Regiment „Bremen“ (1. Hanseatisches) Nr. 75

Großherzoglich Mecklenburgisches Grenadier-Regiment Nr. 89

Großherzoglich Mecklenburgisches Füsilier-Regiment „Kaiser Wilhelm“ Nr. 90

Gliederung

I. und II. Bataillon (Musketiere)

III. Bataillon (Füsiliere)

Abtretungen

Am 1. April 1881 trat das Regiment seine 6. Kompanie an das neuaufgestellte Danziger Infanterie-Regiment Nr. 128 ab.

Am 1. April 1887 trat das Regiment seine 11. Kompanie an das 2. Unter-Elsässische Infanterie-Regiment Nr. 137 ab.

Am 2. Oktober 1893 errichtete es sein IV. (Halb)-Bataillon

Am 1. April 1897 gab es dieses an das 2. Hanseatische Infanterie-Regiment Nr. 76, dessen III. Bataillon in Lübeck wurde in das II. des neugegründeten 3. Hanseatischen Infanterie-Regiments Nr. 162 gewandelt, ab

Am 1. Oktober 1912 trat das Regiment eine Kompanie zur Bildung der 11. Kompanie des neuaufgestellten III. Bataillons des Schleswig-Holsteinischen Infanterie-Regiments Nr. 163 ab.

Am 1. Oktober 1913 trat das Regiment eine Kompanie zur Bildung des III. Bataillons des Infanterie-Regiment „Lübeck“ (3. Hanseatisches) Nr. 162 ab.

Bewaffnung und Ausrüstung

Hauptbewaffnung: Das Regiment war mit dem Gewehr 88 und dem Seitengewehr 71 bewaffnet. Ab 1906 verwendete man das Gewehr 98. Um 1909 wurde eine Kompanie mit dem Maschinengewehr MG 08 ausgerüstet und zu einer MG-Kompanie umgebildet.

Uniform

Das Regiment trug die preußische Uniform mit den der Hansestadt Bremen zugestandenen Änderungen. So wurde am Helm und an der Mütze neben der schwarz-weiß-roten Reichskokarde die hanseatische Kokarde (rotes Hanseatenkreuz auf weißem Grund) getragen. Die Achselklappen waren weiß mit roter Nummer (75), die Ärmelpatten weiß mit gelber Paspelierung.

Bereits im August 1914 wurde auf der Fahrt nach Westen feldgraues Tuch zum Verhüllen von unzweckmäßig leuchtenden Uniformteilen ausgegeben.

Im Sommer 1915 verschwanden an der Front die langen Degen der Offiziere und Feldwebel, wodurch die Kleidung und Ausrüstung denen der Mannschaften angepasst wurden, um weiteren hohen Verlusten an Führern vorzubeugen.

Wappen: Das Regiment schmückte sich mit dem Wappen der Freien und Hansestadt Bremen. Die einzige Ausnahme bildete die Fahne, da auf ihr nicht das Bremer Wappen, sondern der preußische Adler war.

Fahne: Zum Gottesdienst standen die Fahnen am Altar der Garnisonskirche. Die Fahnen wurden um 1915 aus dem Felde nach Bremen zurückgeführt, weil ihre Verwendung im Gefecht nicht mehr der Kampfführung entsprach und unnötige Opfer forderte.

Der Senat der Hansestadt Bremen verlieh als einzige der drei Städte Bremen, Hamburg und Lübeck 1915 den drei Fahnen seines Hanseatischen Infanterie-Regiments Nr. 75 das Hanseatenkreuz am rot-weißen Kriegsband.

Geschichte: Durch A.K.O. vom 27. September 1866, der als offizieller Stiftungstag des Regiments gilt, wurde nach dem Deutschen Krieg aus Kompanien der Pommerschen Regimenter Nr. 1, 3, 5 und 7 am 3. November 1866 in Stettin ein neues Regiment gebildet. Es formierte sich zu einem Musketier-Bataillon in Harburg und einem Füsilier-Bataillon in Stade.

Durch die Militärkonvention zwischen Preußen und Bremen vom 27. Juni 1867 wurde im Norddeutschen Bund das 1813 gegründete Füsilierbataillon „Bremen“ aufgelöst. Dieses Bataillon bildete ab diesem Zeitpunkt das I. (Musketier)Bataillon des Regiments. Ab 1893 waren beide Musketier-Bataillone in Bremen stationiert, während das Füsilier-Bataillon in Stade verblieb.

Deutsch-Französischer Krieg: Im Krieg gegen Frankreich 1870/71 kämpfte das Regiment u. a. bei den Belagerungen von Metz und Paris, sowie in den Schlachten von Noisseville, Loigny und Poupry, Orléans, Beaugency und Le Mans.

Erster Weltkrieg: Zu Beginn des Ersten Weltkriegs macht das Regiment am 2. August 1914 mobil und kam zunächst an der Westfront zum Einsatz. Bei Noyon erlitt es schwere Verluste und wurde bis Mitte November 1915 wieder aufgefüllt. Es wurde in die Stellung Moulin-sous-Touvent nahe Autrêches’ verlegt. Mitte März 1915 folgte die Aufstellung der 13. und 14. Kompanie. Die 14. Kompanie wurde daraufhin am 17. Mai als 7. Kompanie an das neu aufgestellte Infanterie-Regiment Nr. 185 abgegeben. Mitte Juni 1916 ergänzte man das Regiment um eine 2. und 3. MG-Kompanie. Nach schweren Kämpfen wurde Ende Februar 1918 die 13. Kompanie aufgelöst. Gleiches galt ab 19. Oktober 1918, als man das III. Bataillon auflöste und das I. und II. Bataillon zu drei Kompanien sowie jeweils einer MG-Kompanie formierte. Kurz darauf wurde nach schweren Verlusten bei St. Fergeux die Reste des Regiments zu einem Kampfbataillon mit vier Kompanien zusammengefasst. Bereits zwei Tage später bildete man daraus ein Kampfbataillon mit zwei Kompanien sowie zwei MG-Kompanien.

Verbleib: Am 12. November 1918 formierte sich das Regiment nach Wiederaufstellung in ein I. und II. Bataillon zu je drei Kompanien sowie einer MG-Kompanie. Die Reste des Verbandes traten nach dem Waffenstillstand den Rückzug in die Heimat an. Sie trafen ab 1. Januar 1919 am Bahnhof von Sebaldsbrück ein, wurden auf dem Bremer Marktplatz mit patriotischen Reden empfangen und rückten anschließend in die Kaserne in der Bremer Neustadt ein. Dort wurden sie von bewaffneten Arbeitern umzingelt und entwaffnet. Anschließend erfolgte die Demobilisierung.

Die Offiziere standen der Novemberrevolution ablehnend gegenüber. Bürgerliche Kreise sahen das Regiment deshalb als Kraft zur Liquidierung der Bremer Räterepublik vor. Einige Soldaten des Regiments sollten danach einen Teil des Soldatenrates der Räterepublik stellen. Diese, darunter Major Walter Caspari, wurden jedoch aus dem Soldatenrat herausgedrängt. Es bildete in Verden ab Ende Januar 1919 das Freikorps „Caspari“, das zusammen mit der Division „Gerstenberg“ am 4. Februar 1919 die Räterepublik angriff und militärisch niederschlug. Nach Einsätzen in der Hansestadt wurde am 8. Februar 1919 die Regierungsschutztruppe für Bremen gebildet, welche sich überwiegend aus ehemaligen Mitgliedern des 1. Hanseatischen zusammensetzte. Diese, paramilitärische, Regierungsschutztruppe ging am 1. November 1919 im Zuge der Demobilmachung in die Abteilung IV der zivilen Sicherheitspolizei auf.

Die Tradition übernahm in der Reichswehr durch Erlass des Chefs der Heeresleitung General der Infanterie Hans von Seeckt vom 24. August 1921 die 1. Kompanie des 16. Infanterie-Regiments in Bremen. In der Wehrmacht führte das Infanterieregiment 65 in Delmenhorst die Tradition fort.

Kommandeure

Dienstgrad Name Datum

Oberst Friedrich von Buddenbrock 30. Oktober 1866 bis 17. Juli 1870

Oberst Wilhelm von der Osten 18. Juli 1870 bis 11. Dezember 1872

Oberst Ludwig von Knobloch 12. Dezember 1872 bis 16. April 1879

Oberstleutnant Timon von Rauchhaupt 17. April bis 10. Juni 1879 (mit der Führung beauftragt)

Oberst Timon von Rauchhaupt 11. Juni 1879 bis 10. November 1884

Oberst Gustav von der Lancken 11. November 1884 bis 9. August 1888

Oberstleutnant Fedor von Brodowski 10. August bis 12. November 1888 (mit der Führung beauftragt)

Oberst Fedor von Brodowski 13. November 1888 bis 15. Juni 1891

Oberst Franz Xaver von Garnier 16. Juni 1891 bis 12. September 1895

Oberst Karl von Barton gen. von Stedman 13. Mai 1895 bis 19. Juli 1898

Oberst Wilhelm von Bötticher 20. Juli 1898 bis 21. Juli 1900

Oberst Hugo Sasse 22. Juli 1900 bis 17. April 1903

Oberst Paul Albrecht 18. April 1903 bis 26. Januar 1908

Oberst Richard von Webern 27. Januar 1908 bis 20. April 1911

Oberst Max Woide 21. April 1911 bis 21. März 1914

Oberst Eugen Jäger 22. März bis 20. September 1914

Oberstleutnant Georg Bruhn 21. September 1914 bis 31. Mai 1915

Oberst Otto von Trautmann 1. Juni bis 28. Oktober 1915

Major Wilhelm Hagedorn 29. Oktober 1915 bis 19. Januar 1919

Oberst Karl Brentano 20. Januar 1919 bis Auflösung