Sie bieten ein lateinisches Immatrikulations-Zeugnis der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin von 1914.


Signiert vom Dekan der philosophischen Fakultät, dem Nationalökonomen Max Sering (1857-1939).


Ausgestellt auf den Philosophie- und Mathematik-Studenten Theodor Fleck (1891-1970). Dieser hatte sich bereits 1910 immatrikuliert, und nachdem seine Matrikel 1914 ausgelaufen waren, immatrikulierte er sich im selben Jahr erneut.


Theodor Fleck wurde geboren am 15. Juli 1891 in Berlin als unehelicher Sohn des jüdischen Arztes und Amateur-Mathematikers (Träger der Silbernen Leibnitz-Medaille wegen seiner Forschungen zum Großen Fermatschen Satz) Albert Fleck (1861-1943) und der Schneiderin Johanna Helene Marie Friederike Wilhelmine Dahms (* 1869). Seine Eltern heirateten 1895, und sein Vater erkannte ihn dann als seinen Sohn an. (Quelle: Geburtsurkunde auf der ancestry-Website.)


Theodor Fleck legte sein Abitur 1910 an der Friedrichswerderschen Oberrealschule in Berlin ab und studierte vom SS 1910 bis zum WS 1914/15 Mathematik und Philosophie an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin, u.a. bei den Mathematikern Ferdinand Georg Frobenius (1849-1917), Rudolf Lehmann-Filhés (1854-1914) und Hermann Amandus Schwarz (1843-1921), dem Physiker Heinrich Rubens (1865-1922) und dem Philosophen Alois Riehl (1844-1924).

Er starb 1970 in Berlin-Steglitz.


Handschriftlich ausgefüllter lateinischer Vordruck (33,4 x 21,3 cm), datiert Berlin, den 14. April 1910.


Über seinen Vater: Albert Fleck wurde am 6. Dezember 1861 in Berlin als Sohn des Zigarrenhändlers Julius Fleck (1829-1897) und der Sarah Rosalie, geb. Holtz geboren und starb am 11. April 1943 in seiner Wohnung in Berlin-Lichterfelde. 1895 heiratete er in Berlin Johanna Helene Marie Friederike Wilhelmine Dahms (* 12. Juli 1869 in Grabow, Kreis Randow als Tochter des Schneidermeisters Carl Friedrich Wilhelm Dahms und der Auguste Marie Louise, geb. Beierfuß, gest. 1948 in Berlin).

Weitere Kinder waren:

-Margarete Helene Elisabeth Fleck (* 18. Februar 1893 in Berlin), spätere Ehefrau von Reinhold Friedrich Wilhelm Stutzke (1860-1940)

-der technische Angestellte Erich Walter Fleck (* 9. Februar 1902 in Berlin; gest. 1966 in Berlin-Steglitz), der am 29. September 1929 in Berlin-Steglitz die neun Jahre ältere Ida Pache (* 23. April 1893 in Königlich Neudorf, Kreis Oppeln) geheiratet hatte

-der Doktor der Medizin Heinz Fleck (* 29. März 1907 in Berlin).


Albert Fleck studierte an der Universität Berlin zunächst 1881-85 Mathematik und Physik und anschließend 1886-91 Medizin. Der kinderreiche Dr. Fleck verdiente später seinen Lebensunterhalt als Arzt. Seine Freizeit widmete er jedoch der Mathematik. Besonders galt seine Liebe der Zahlentheorie, besonders dem Großen Fermatschen Satz. Im wikipedia-Artikel über den Wolfskehl-Preis heißt es über Albert Fleck: "In Berlin machte sich der Amateur-Mathematiker und Arzt Albert Fleck (1861-1943) um die Entlarvung der vielen oft schwer zu entdeckenden Fehler in den eingeschickten Lösungen verdient (sein Arbeitsplatz wurde Fermat-Klinik genannt), wofür er 1914 auf Anregung der Mathematiker der Berliner Akademie die Silberne Leibniz-Medaille erhielt. Er war es auch, der bei dem bekannten Mathematiker Ferdinand Lindemann 1908 einen Fehler in dessen Beweisversuch der Fermatvermutung fand."


Zustand: Dokument gefaltet; kräftiges Papier stärker gebräunt, mit leichten Randschäden, kleinen Eckknicken und kleineren Einrissen. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: FM 221105 marmoriertHalbPerg


Über Max Sehring (Quelle: wikipedia):

Max Sering (* 18. Januar 1857 in Barby; † 12. November 1939 in Berlin) war ein deutscher Nationalökonom.

Leben: Sering studierte in Straßburg und Leipzig, trat 1879 in den Justiz- und Verwaltungsdienst im Elsass und ging 1883 im Auftrag der preußischen Regierung nach Nordamerika zum Studium der landwirtschaftlichen Konkurrenz.

Nach seiner Rückkehr habilitierte er sich an der Universität Bonn und wurde 1885 außerordentlicher Professor. Im Anschluss unternahm er immer wieder Forschungsreisen nach Nordamerika, so traf er 1887 dort Karl Ludloff. 1889 wurde er an die Landwirtschaftliche Hochschule Berlin berufen und erhielt eine Professur an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin.

Er war Mitglied des deutschen Landwirtschaftsrates und des preußischen Landesökonomiekollegiums. Im Auftrag des preußischen Ministeriums für Landwirtschaft gab Sering das Sammelwerk Die Vererbung des ländlichen Grundbesitzes im Königreich Preußen (bisher Band 1–6 und 8–14, Berlin 1897–1905) heraus. Ab 1903 war er Mitherausgeber der Staats- und sozialwissenschaftlichen Forschungen.

1912 gründete er zusammen mit Friedrich Ernst von Schwerin die Gesellschaft zur Förderung der inneren Kolonisation. 1922 gründete er in Berlin das Deutsche Forschungsinstitut für Agrar- und Siedlungswesen („Sering-Institut“). Ab 1927 war er deutscher Vertreter in der Agrarkommission der Weltwirtschaftskonferenz in Genf. Sering galt als bekanntester deutscher Agrarökonom seiner Zeit; zu seinen Studenten in Berlin zählte u. a. Heinrich Lübke und kurzzeitig auch Otto von Habsburg.

Ab Anfang 1933 wurde er schrittweise aus seinen Ämtern verdrängt. Grund hierfür war nicht seine Herkunft, sondern seine Opposition zum Nationalsozialismus. Im Zuge der nationalsozialistischen Wissenschaftspolitik nach der Ernennung Hitlers zum Reichskanzler kam es zu Serings Ausschluss aus der Preußischen Akademie der Wissenschaften und zu seiner Absetzung als deutscher Vertreter bei internationalen Konferenzen und Gremien. Er zog sich ins Privatleben zurück und starb 1939 in Berlin. Seine letzte Ruhestätte fand er auf dem St.-Annen-Kirchhof in Berlin-Dahlem.

Werke: Neben zahlreichen anderen Abhandlungen schrieb Sering:

Geschichte der preußisch-deutschen Eisenzölle. In: Gustav Schmoller: Staats- und sozialwissenschaftlichen Forschungen. Leipzig 1882.

Die landwirtschaftliche Konkurrenz Nordamerikas. Leipzig 1887.

Arbeiterausschüsse in der deutschen Industrie (= Schriften des Vereins für Sozialpolitik. Band 46). Leipzig 1890.

Die innere Kolonisation im östlichen Deutschland (= Schriften des Vereins für Sozialpolitik. Band 56). Leipzig 1893. (Digitalisat)

Das Sinken der Getreidepreise und die Konkurrenz des Auslandes. Berlin 1894.