Sie bieten auf ein Zeugnis der Universität Marburg von 1886.


Hektographierte Handschrift mit mehreren originalen Signaturen bedeutender Professoren!


"Prüfungs-Zeugniß für den Candidaten des höheren Schulamts Herrn Johannes Achelis aus Oberneuland."


Es handelt sich um den späteren Berliner Oberlehrer Johannes Eduard Achelis, geb. am 7. Februar 1862 in Bremen als Sohn von Thomas VII Achelis (1802-1892) und der Hermine Louise Henriette, geb. Stockmeyer (1818-1889), gestorben 1936 in den Bethelschen Anstalten in Bielefeld (bestattet in Gütersloh), Ehemann von Johanne Julie Marie, geb. Niemöller (*1861) und Vater des Schriftstellers und Psychotherapeuten Werner Achelis (1897-1982).


Ausgestellt am 17. Dezember 1886 von der Königlichen Wissenschaftlichen Prüfungs-Kommission.


Mit 12 eigenhändigen Signaturen, darunter:

-der Chemiker Theodor Zincke (1843-1928), nach dem die Zincke-Reaktion, die Zincke-Suhl-Reaktion sowie die Zincke-Nitrierung benannt wurden wurden

-der Romanist Edmund Stengel (1845-1935)

-der jüdische Philosoph Hermann Cohen (1842-1918), wichtiger Vertreter des Marburger Neukantianismus

-der Physiker Franz Melde (1832-1901)

-der Mathematiker Heinrich Weber (1842-1913)

-der Geograph Theobald Fischer (1846-1910)

-der Orientalist Ferdinand Justi (1837-1907)

-der Historiker Max Lenz (1850-1932)

-der klassische Philologe und Althistoriker Benedikt Niese (1849-1910)


Daneben: Bauer, L. Schmidt und Greeff.


Umfang: 4 Seiten (33 x 20,8 cm).


Anbei:

-4-seitige Abschrift desselben Zeugnisses

-2-seitige Abschrift "Zeugnis über das pädagogische Probejahr des Schulamts-Kandidaten Johannes Achelis", datiert Berlin, den 18. Mai 1889.


Johannes Achelis absolvierte sein Probejahr beim Luisen-Gymnasium in Berlin.


Zustand: Dokumente gefaltet; kräftiges Papier gebräunt, mit kleinen Einrissen in der Falz. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: FM 221105 marmoriertHalbPerg


Über die Professoren Theodor Zincke, Edmund Stengel, Hermann Cohen, Franz Melde, Heinrich Weber, Theobald Fischer, Ferdinand Justi, Max Lenz und Benedikt Niese sowie den Sohn Werner Achelis (Quelle: wikipedia):

Ernst Carl Theodor Zincke (* 19. Mai 1843 in Uelzen; † 17. März 1928 in Marburg) war ein deutscher Chemiker, der von 1875 bis 1913 als Professor an der Universität Marburg wirkte. Nach ihm sind die Zincke-Reaktion, die Zincke-Suhl-Reaktion sowie die Zincke-Nitrierung benannt.

Leben: Theodor Zincke wurde 1843 in Uelzen geboren. Er absolvierte zunächst eine Apothekerlehre und war ab 1863 bei einer Apotheke in Clausthal angestellt, wo er vorwiegend im Labor beschäftigt war. An der Bergakademie Clausthal nahm er als Gasthörer an Lehrveranstaltungen in Hüttenkunde, Mineralogie, Chemie und Geologie teil. Im Jahr 1865 ging er an eine Apotheke in Hamburg, zwei Jahre später immatrikulierte er sich an der Universität Göttingen. Er studierte Pharmazie und absolvierte weitere Studien in Chemie, bei denen unter anderem Friedrich Wöhler zu seinen Lehrern zählte. Während seines Studiums wurde er in Göttingen 1867 Mitglied der Burschenschaft Brunsviga.

Im Jahr 1869 promovierte er in Göttingen unter Rudolph Fittig, anschließend ging er an die Universität Bonn und arbeitete dort in der Gruppe von August Kekulé. Nachdem er in Bonn 1872 habilitiert und ein Jahr später zum außerordentlichen Professor ernannt worden war, wurde er drei Jahre später ordentlicher Professor an der Universität Marburg, an der er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1913 blieb. Sein Nachfolger wurde 1913 Karl von Auwers, zuvor Direktor des Chemischen Instituts der Universität Greifswald.

Theodor Zincke starb 1928 in Marburg. Zu seinen Schülern gehörten unter anderem Karl Theophil Fries und der spätere Nobelpreisträger Otto Hahn, der 1901 bei Zincke promovierte.

Wissenschaftliche Leistung

Zincke-Suhl-Reaktion: Theodor Zincke wurde 1883 in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina aufgenommen. Nach ihm sind verschiedene Reaktionen in der organischen Chemie benannt, so die Zincke-Suhl-Reaktion, ein Spezialfall der Friedel-Crafts-Alkylierung, die Zinke-Nitrierung, die Zincke-Disulfid-Spaltung und die als Zincke-Reaktion oder Zincke-König-Spaltung bezeichnete Ringöffnung von Pyridinverbindungen zu sogenannten Zincke-Salzen. Diese Reaktion ist unter anderem in der pharmazeutischen Analytik von Bedeutung und wird beispielsweise im Europäischen Arzneibuch (Ph. Eur. NT) in der Monografie zu Nicotinamid erwähnt.


Edmund Max Stengel (* 5. April 1845 in Halle (Saale); † 3. November 1935 in Marburg) war ein deutscher Romanist.

Leben und Werk: Edmund Stengel war der Sohn von Hermann Stengel und Ida Voigt, einer Tochter von Friedrich Sigmund Voigt und Susette von Loevenich. studierte in Bonn bei Friedrich Diez und Nikolaus Delius und promovierte 1868 mit der Arbeit Vocalismus des lateinischen Elementes in den wichtigsten romanischen Dialecten von Graubünden und Tyrol, aufgestellt und unter Herbeiziehung der verwandten romanischen Sprachen durch zahlreiche Beispiele belegt. Er erhielt 1873 an der Universität Marburg eine Doppelprofessur für englische und romanische Philologie und 1880 eine Professur für romanische Philologie. 1896 ging er als Nachfolger von Eduard Koschwitz (der sein Nachfolger in Marburg wurde) an die Universität Greifswald, wo er 1913 emeritiert wurde. Ferner war er Mitglied des Kreistages und von 1897 bis 1919 Mitglied im Greifswalder Bürgerschaftlichen Kollegium. Von 1907 bis 1911 vertrat er als Abgeordneter des Wahlkreises Rügen die Freisinnige Volkspartei im Deutschen Reichstag und war Redakteur der Zeitschrift des Vereins zur Abwehr des Antisemitismus. Im Jahr 1913 wurde er Geheimer Regierungsrat. Verheiratet war Edmund Stengel mit Ida Herrmann, deren Kinder waren Edmund E. Stengel und Walter Stengel.

Joseph Hengesbach und Otto Böckel promovierten bei ihm.

Er war seit 1880 Mitglied der Marburger Burschenschaft Rheinfranken.

Schriften

Codex manu scriptus Digby 86. Halis 1871.

Mittheilungen aus französischen Handschriften der Turiner Universitäts-Bibliothek. Halle (Saale) 1873.

Li Romans de Durmart le Galois. Stuttgart 1873. Nachdruck Amsterdam 1969.

Das altfranzösische Rolandslied. Heilbronn 1878.

Die beiden ältesten provenzalischen Grammatiken. Marburg 1878. Nachdruck 1971.

Wörterbuch der ältesten französischen Sprache. Marburg 1882.

La Cancun de saint Alexis. Marburg 1882.

Erinnerungsworte an Friedrich Diez. Marburg 1883.

Beiträge zur Geschichte der romanischen Philologie in Deutschland: Festschrift für den ersten Neuphilologentag Deutschlands zu Hannover. Marburg 1886.

Chronologisches Verzeichnis französischer Grammatiken vom Ende des 14. bis zum Ausgange des 18. Jahrhunderts. Jena 1890. Neu herausgegeben mit einem Anhang von Hans-Josef Niederehe. Amsterdam 1976.

Die altprovenzalische Liedersammlung c der Laurenziana in Florenz. In: Wissenschaftliche Beilage zum Vorlesungsverzeichnis der Universität Greifswald. Winter 1899/1900. (Digitalisat in der Digitalen Bibliothek Mecklenburg-Vorpommern)

Die ältesten französischen Sprachdenkmäler. Marburg 1901.

Auszeichnungen

Geheimer Regierungsrat

1919: Ehrenbürger von Greifswald


Hermann Cohen (geboren am 4. Juli 1842 in Coswig; gestorben am 4. April 1918 in Berlin-Schöneberg) war ein deutscher Philosoph. Er war – gemeinsam mit Paul Natorp – Schulhaupt des Marburger Neukantianismus, gilt aber zugleich auch als einer der wichtigsten Vertreter der jüdischen Philosophie im 20. Jahrhundert.

Leben: Hermann Cohen war Sohn des jüdischen Lehrers und Kantors Gerson Cohen und dessen jüdischer Ehefrau Friederike. Er besuchte das Gymnasium in Dessau, das Matthias-Gymnasium in Breslau und das Jüdisch-Theologische Seminar in Breslau, bevor er 1861 an der Universität Breslau sein Studium aufnahm. Er studierte jüdische Religion, Altertumswissenschaften und Philosophie in Breslau und Berlin, wo er besonders von Friedrich Adolf Trendelenburg (1802–1872)und Heymann Steinthal (1823–1899) beeinflusst wurde. Auch bei August Boeckh, Emil Heinrich Du Bois-Reymond, Moriz Haupt und Karl Friedrich Werder studierte er, bevor er 1865 in Halle zum Dr. phil. promovierte und zunächst mehrere Aufsätze in der von Heymann Steinthal und Moritz Lazarus begründeten Zeitschrift für Völkerpsychologie und Sprachwissenschaft veröffentlichte.

Mit einem Beitrag zur Kontroverse zwischen Friedrich Adolf Trendelenburg und Kuno Fischer über Probleme der Auslegung der kritischen Philosophie Immanuel Kants rückte Cohen 1870 ins Blickfeld einer die gesamte akademische Philosophie in Deutschland erfassenden Kant-Renaissance. Cohen schlug eine Neuinterpretation Kants vor, die er in seiner Veröffentlichung Kants Theorie der Erfahrung im folgenden Jahr auch anstrebte. Der große Eindruck, den diese Schrift auf die Kant-Forschung machte, bot Cohen die Möglichkeit, sich 1873, bald nach der Berufung Friedrich Albert Langes nach Marburg, mit einer Arbeit über Die systematischen Begriffe in Kants vorkritischen Schriften bei diesem zu habilitieren, was dann auch 1873 vollzogen wurde.

Da Friedrich Albert Lange ihn als seinen „Geistes-Nachfolger“ bezeichnet hatte, wurde Cohen nach Langes Tod 1876 zu dessen Nachfolger berufen, so dass er seit jenem Jahr an der Universität Marburg Professor für Philosophie war. Dort begründete er die Marburger Schule des Neukantianismus, indem er seine Kant-Studien nach dem Muster der „drei Kritiken“ fortsetzte, nach den historischen Bedingungen von Kants philosophischen Anliegen fragte und so den Historismus für die systematische Philosophie nutzbar machte. In den Folgejahren gab er mehrere Werke zur aktuelleren Positionierung Kants heraus. So beispielsweise 1877 „Kants Begründung der Ethik“ und 1889 „Kants Begründung der Aesthetik“. 1912 hörte der spätere russische Nobelpreisträger für Literatur Boris Pasternak ein Semester lang bei Cohen. Auch der spätere Berliner Regierende Bürgermeister Ernst Reuter gehörte zu seinen Studenten und Bewunderern.

1878 heiratete Cohen die gerade achtzehnjährige Martha Lewandowski (ermordet in Theresienstadt, am 12. September 1942), eine Tochter des Komponisten Louis Lewandowski.

Bei seiner Emeritierung 1912 konnte der viel gefeierte, aber nicht unumstrittene Cohen seinen Schüler Ernst Cassirer als Nachfolger auf seinem Lehrstuhl nicht durchsetzen (Nachfolger Cohens wurde 1912 Erich Rudolf Jaensch). Er zog nach Berlin, um dort an der Hochschule für die Wissenschaft des Judentums, dessen Kuratorium er auch angehörte, zu unterrichten und sich stärker der Religionsphilosophie zuzuwenden.

Wirken: Zum philosophischen Hauptwerk gehören sowohl die frühen, der „Neubegründung des kritischen Idealismus“ gewidmeten Werke Kants Theorie der Erfahrung, Kants Begründung der Ethik und Kants Begründung der Ästhetik als auch die Schriften eines eigenständigen, die kantische Philosophie weiterentwickelnden „Systems der Philosophie“, nämlich Logik der reinen Erkenntnis, Ethik des reinen Willens sowie Ästhetik des reinen Gefühls, und zahlreiche andere kleinere und umfangreichere Schriften. Seit 1977 erscheint im Olms Verlag eine von Helmut Holzhey u. a. herausgegebene Werkausgabe.

Cohens Neukantianismus interpretierte den Kategorischen Imperativ Kants so, dass er aufforderte: „mache Dir die Selbstgesetzgebung in der Person eines jeden Menschen zum Zwecke“. Daraus ergab sich, dass der Marburger Neukantianismus die Philosophie Kants benutzte, um ein politisches und soziales Programm zu begründen, das dem Sozialismus nahestand. Während die „roten Kantianer“ Karl Vorländer und Franz Staudinger für eine Marburger Tradition politisch für soziale Reformen eintretender Philosophie standen, die auch den späteren bayerischen Revolutionär und Ministerpräsidenten Kurt Eisner prägte, trat Cohen vor einer breiteren Öffentlichkeit vor allem für das Recht der Juden ein, auch ohne die christliche Taufe Deutsche sein zu können. Denn für Cohen war der ethische Idealismus, den er von Kant theoretisch begründet sah, in der deutschen Kultur ebenso verankert wie in der jüdischen Religion, der „Glut des sittlichen Enthusiasmus der Propheten“.

So beten die Juden an ihren höchsten Festtagen: ‚Auf dass alle Erschaffenen sich vereinigen in einem Bunde‘. Und so lautet das Schlußgebet an jedem Tage: ‚dass die Welt gegründet werde auf das Reich Gottes‘. Der Monotheismus ist zum Messianismus geworden. Denn im Messianismus denkt der prophetische Jude das Ziel der Einen Menschheit ‚am Ende der Tage‘. Und auf dieses Ende, dieses Ziel muss jeder Tag im Menschenleben, im Völkerleben hinsteuern. Das ist unser Glaube an den Einzigen Gott der einigen Menschheit. – Was bedeutet Israel in der Menschheit? Nichts anderes und nichts Geringeres als den Boten dieser doppelsinnigen Einheit [Monotheismus und Messianismus]. Diese Botschaft ist der Sinn seiner [Israels] Erwählung.“

Hermann Cohen: Monotheismus und Messianismus.

Cohens wichtigster Beitrag zur jüdischen Religionsphilosophie war sein 1919 erschienenes Buch Die Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums, erschienen innerhalb des Grundrisses der Gesamtwissenschaft des Judentums. Die Zweitausgabe, herausgegeben durch Bruno Strauss, trägt den korrigierten Titel Religion der Vernunft aus den Quellen des Judentums.


Franz Emil Melde (* 11. März 1832 in Großenlüder bei Fulda; † 17. März 1901 in Marburg) war ein deutscher Physiker und Professor an der Universität Marburg.

Leben: Melde wurde 1859 an der Universität Marburg mit der Schrift Über einige krumme Flächen, welche von Ebenen, parallel einer bestimmten Ebene, durchschnitten, als Durchschnittsfigur einen Kegelschnitt liefern bei Christian Ludwig Gerling promoviert. Ab 1864 war er dessen Nachfolger an der Universität. In dieser Zeit erlebte die Universität nach ihrer Zugehörigkeit zu Preußen einen großen Aufschwung. Er baute das physikalische Praktikum aus und beschäftigte sich mit Strömungslehre, Meteorologie und Akustik. Melde war praktizierender Musiker und untersuchte die Chladnischen Klangfiguren von Musikinstrumenten, maß Töne sehr hoher Frequenz und entdeckte bei seiner Arbeit an schwingenden Saiten das Prinzip des parametrischen Verstärkers (ein Verstärker, bei dem das Eingangssignal eine Komponente (Parameter) des schwingenden Systems periodisch verändert). Dazu koppelte er eine Stimmgabel an eine schwingende Saite, die mit der doppelten Resonanzfrequenz der Saite oszillierte. Für seine Messapparate erhielt er u. a. eine Silbermedaille auf der Weltausstellung in Chicago 1893.

Er wurde vor allem durch ein Experiment zur Demonstration stehender Wellen bekannt, das zu seinen Ehren nach ihm benannt wurde. Dieses Experiment ermöglicht die Bestimmung des Musters einer stehenden Welle sowie die Messung der Geschwindigkeit einer Transversalwelle auf einem Faden und liefert Erkenntnisse zur Interferenz mechanischer Wellen.

Im Jahr 1885 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt.

Veröffentlichungen (Auswahl)

Die Lehre von den Schwingungscurven nach fremden und eigenen Untersuchungen. Barth, Leipzig 1864.

Akustik. Brockhaus, Leipzig 1883.


Heinrich Martin Georg Weber (* 5. März 1842 in Heidelberg; † 17. Mai 1913 in Straßburg) war ein deutscher Mathematiker.

Leben. Heinrich Weber war Sohn des Historikers Georg Weber. Sein Bruder war der Schriftsteller Friedrich Percy Weber. 1860 studierte er in Heidelberg, Leipzig und Königsberg. Während seines Studiums wurde er Mitglied der Burschenschaft Allemannia Heidelberg. Er habilitierte sich 1866 in Heidelberg und wurde 1869 dort a. o. Professor, folgte aber noch im selben Jahr dem Ruf an die ETH Zürich. Dort heiratete er 1870 Emilie Dittenberger, die Tochter des Weimarer Hofpredigers Theophor Wilhelm Dittenberger, die ihm 1874 den Sohn Rudolf Heinrich Weber schenkte.

Von 1875 bis 1883 wirkte er an der Albertus-Universität Königsberg; Felix Klein bezeichnete diese Periode als „seine besten Jahre“. In diese Zeit fällt auch die wichtige Arbeit „Theorie der algebraischen Functionen einer Veränderlichen“ mit Richard Dedekind. 1880/81 war er Prorektor der Albertina. Im Jahr 1883 wurde er zum Mitglied der Leopoldina gewählt. Die folgenden Jahre führten ihn an die Technische Hochschule Charlottenburg und an die Philipps-Universität Marburg. Dort war er 1890/91 Rektor. Er wechselte an die Georg-August-Universität Göttingen und 1895 schließlich an die Kaiser Wilhelms-Universität Straßburg. 1900/01 war er hier zum dritten Male Rektor.

1895 und 1904 war er Vorsitzender der Deutschen Mathematiker-Vereinigung.

Werk: Webers Arbeiten decken ein breites Spektrum innerhalb der Mathematik ab, und er arbeitete auch intensiv an der Verknüpfung verschiedener Bereiche. Die Arbeit „Theorie der algebraischen Functionen einer Veränderlichen“ (zusammen mit Dedekind) stellt eine algebraische Grundlegung der Theorie der riemannschen Flächen bis hin zum Riemann-Rochschen Satz dar. Er trug auch wesentlich zur Entwicklung der Klassenkörpertheorie bei.

Webers Arbeiten und insbesondere sein Lehrbuch der Algebra von 1895, das für lange Zeit ein Standardwerk war, beeinflussten auch die Terminologie; nach Hans Wußing soll die Bezeichnung Normalteiler von Weber stammen.

Nach Weber benannt sind der Satz von Kronecker-Weber sowie – etwas uneinheitlich – weitere Sätze und verschiedene Funktionen.


Theobald Fischer (* 31. Januar 1846 in Kirchsteitz bei Zeitz; † 17. September 1910 in Marburg) war ein deutscher Geograph, der sich mit den Ländern des Mittelmeerraums befasste.

Biografie: Fischer, der Sohn eines Gutsbesitzers (und Ortsvorstehers in Kirchsteitz), studierte zunächst Geschichte und Philosophie in Heidelberg, Halle und Bonn, wo er 1868 in Geschichte promoviert wurde (Quales se praebuerint principes stirpis Wettinicae Rudolpho et Adolpho regibus). Während seines Studiums wurde er Mitglied der Burschenschaft Allemannia Heidelberg und der Burschenschaft Alemannia auf dem Pflug Halle.[1] Er wandte sich dann der Geographie zu, unternahm ab 1868 weite Reisen in Nordafrika und um das Mittelmeer und habilitierte sich 1876 in Bonn (Beiträge zur Physischen Geographie der Mittelmeerländer, besonders Siziliens). Anschließend war er erster deutscher Privatdozent für Geografie. wurde er ordentlicher Professor für Geographie in Kiel und 1883 in Marburg. Es folgten weitere Forschungsreisen im Mittelmeerraum (1886 Tunesien, Sahara, 1888 in Marokko, Algerien, 1899, 1901). 1887 hatte er maßgeblichen Einfluss auf die Gründung der Vereinigung Alter Burschenschafter. 1894/95 war er Rektor der Universität Marburg. Er wurde Ehrenmitglied der Burschenschaft Arminia Marburg.

Er gilt als einer der Begründer modernen Geographie in Deutschland und der Auffassung des Mittelmeerraums als geographischer Einheit. Als Geograph war er im Wesentlichen Autodidakt, seine Schriften zeigen aber Einflüsse von Carl Ritter, Oscar Peschel, Ferdinand von Richthofen und Friedrich Ratzel.

Er trug auch den Spitznamen Marokko-Fischer und war in der deutschen Kolonialpolitik einflussreich. Er trat für die deutsche Kolonisierung von Marokko ein und gründete dafür 1902 die Marokko-Gesellschaft. Für die Pläne deutscher Kolonien in Nordafrika hielt er seit den 1880er Jahren zahlreiche Vorträge, verstärkt um die Jahrhundertwende. Dem schloss sich der Alldeutsche Verband an und die Bestrebungen führten von 1904 bis 1906 zu Konflikten mit Frankreich und England (Ersten Marokkokrise). Er war Gründungsmitglied des Deutschen Kolonialvereins und Vorsitzender von dessen Zweigstelle Marburg.

Er veröffentlichte auch über Geschichte der Kartographie ab dem Mittelalter und war seit 1907 Mitglied der Accademia dei Lincei. Außerdem wurden ihm die Carl-Ritter-Medaille in Silber (1903) und die Eduard-Rüppell-Medaille verliehen.

Ein Splitternachlass Fischers mit Kartenskizzen und einer Fotosammlung u. a. befindet sich heute im Archiv für Geographie des Leibniz-Instituts für Länderkunde in Leipzig.


Ferdinand Wilhelm Jacob Justi (* 2. Juni 1837 in Marburg; † 17. Februar 1907 ebenda) war ein deutscher Orientalist, der auch als Darsteller und Erforscher ländlich-bäuerlicher Kultur in Hessen im ausgehenden 19. Jahrhundert bekannt wurde.

Leben und Wirken: Ferdinand Justi studierte Sprachwissenschaft an der Philipps-Universität Marburg und der Georg-August-Universität Göttingen. Er trat dem Marburger Wingolf bei. 1861 habilitierte er sich in Marburg, wo er 1865 außerordentlicher und 1869 ordentlicher Professor für vergleichende Grammatik und germanistische Philologie wurde. 1875 wurde er zum korrespondierenden Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften gewählt. 1887/88 amtierte er als Rektor. 1898 wurde er als korrespondierendes Mitglied in die Preußische Akademie der Wissenschaften aufgenommen.

Neben seiner Hochschultätigkeit studierte er akribisch das Leben der hessischen Landbevölkerung im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts, insbesondere im näheren und weiteren Umkreis von Marburg, schrieb seine Beobachtungen auf und hielt sie in unzähligen Skizzen und Aquarellen fest. Zu seinen Hauptmotiven zählten Gebäude, Einrichtungsgegenstände, landwirtschaftliche Geräte und vor allem Hinterländer Trachten mit ihrer Farbigkeit, ihren Feinheiten und dem Zubehör.

Er war verheiratet mit Helene Schepp. Ihr gemeinsamer Sohn Ludwig Justi war Kunsthistoriker.

Der Nachlass von Ferdinand Justi ist Teil des Familienarchivs Justi und wird als Depositum im Hessischen Staatsarchiv Marburg (Bestand 340 Justi) aufbewahrt.

Veröffentlichungen

Handbuch der Zendsprache. Leipzig 1864.

Dictionnaire kurde-francaise. Petersburg 1879.

Geschichte des alten Persiens. Berlin 1879 (= Allgemeine Geschichte in Einzeldarstellungen.)

Kurdische Grammatik. Sankt Petersburg 1880.

A History of All Nations. Lea Brothers, 1902.

Geschichte der orientalischen Völker im Altertum. Berlin 1884.

Iranisches Namenbuch. Marburg 1884; Nachdruck Hildesheim 1963.

Hessisches Trachtenbuch. Marburg 1899–1905.

Literatur


Max Albert Wilhelm Lenz (* 13. Juni 1850 in Greifswald; † 6. April 1932 in Berlin) war ein deutscher Historiker.

Leben: Max Lenz wurde als Sohn des Juristen Gustav Lenz (1818–1888) und dessen Ehefrau Johanna Adlich, einer von der Insel Wollin stammenden Bauerntochter, geboren und wuchs in streng lutherisch-orthodoxer Umgebung auf. Vater Gustav Lenz wurde zum Kreis der Junghegelianer gezählt und hatte nach den revolutionären Ereignissen von 1848/49 seine Beamtenkarriere abbrechen müssen.

Den Schulbesuch absolvierte Lenz in seiner Heimatstadt und studierte anschließend in Bonn Geschichte und Klassische Philologie. Zu seinen Hochschullehrern zählte dort Heinrich von Sybel. 1870 nahm er als Freiwilliger mit einem pommerschen Jägerbataillon am Deutsch-Französischen Krieg teil. Nachdem eine im Dezember 1870 erlittene Verwundung überwunden war, setzte Lenz sein Studium in Greifswald und Berlin fort und schloss es 1874 mit einer Dissertation über das Bündnis von Canterbury und seine Bedeutung für den englisch-französischen Krieg und das Conzil von Constanz ab. In Greifswald wurde eine lang anhaltende und das jeweilige Werk beeinflussende Freundschaft mit dem nachmaligen Historikerkollegen Hans Delbrück begründet.

Dank der Vermittlung seines ehemaligen Hochschullehrers Heinrich von Sybel, der 1875 zum Direktor der preußischen Staatsarchive ernannt worden war, gelangte Lenz als 'Hilfsarbeiter' in das Geheime Staatsarchiv Marburg. Dort bearbeitete er den Briefwechsel Landgraf Philipps des Großmütigen mit Martin Bucer, dem Reformator Hessens. Die daraus resultierende Quellenedition erschien in drei Bänden 1880 bis 1891 im Druck.

Bereits 1876 hatte sich Lenz in Marburg mit einer Arbeit über Drei Tractate aus dem Schriftencyclus des Constanzer Concils für Mittlere und Neuere Geschichte habilitiert. Zunächst lehrte er als Privatdozent, ab 1881 als Extraordinarius, ab 1885 als Ordinarius an der Philipps-Universität Marburg. 1887 wurde er Mitglied des Philologisch-Historischen Vereins, der später in der Marburger Burschenschaft Rheinfranken aufging. Nachdem er ab 1888 vorübergehend den Lehrstuhl für Neuere Geschichte in Breslau innehatte, wurde Lenz 1890 Professor für neuere Geschichte in Berlin. 1911 war er Direktor des Historischen Seminars, 1911/12 Rektor der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin.

1914 wechselte Lenz an das Hamburgische Kolonialinstitut, das unter seiner Mitwirkung zur Universität ausgebaut wurde. Nach der 1922 erfolgten Emeritierung kehrte Lenz nach Berlin zurück, wo er 1932 verstarb.

Die Königlich-Preußische Akademie der Wissenschaften nahm 1896 Max Lenz als ordentliches Mitglied für das Arbeitsgebiet Geschichte auf. Von 1914 bis 1925 hatte er den Status eines Ehrenmitglieds dieser Akademie, 1925 wurde er wieder ordentliches Mitglied. Seit 1890 war er korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. 1931 erhielt er den Bayerischen Maximiliansorden für Wissenschaft und Kunst.

Aus der 1879 geschlossenen Ehe mit der Pianistin Emma Rohde (1859–1934), Tochter des Landwirtschaftsprofessors Ottomar Rohde, gingen vier Söhne und eine Tochter hervor, darunter der spätere Nationalökonom Friedrich Lenz (1885–1968).

Werk: Max Lenz war – neben Erich Marcks – führender Repräsentant einer Historikergeneration, die als Jung- beziehungsweise Neo-Rankeaner bezeichnet wurden und die später so genannte Ranke-Renaissance der Historiographie herbeiführten. In Abkehr von der bewusst tendenziellen, politischen Geschichtsschreibung der kleindeutschen, borussischen Schule deutscher Historiographie, deren extrovertiertester Vertreter Heinrich von Treitschke, Lenzens Kollege während seiner Berliner Hochschullehrerzeit, war, wollte man zu dem von Leopold von Ranke postulierten Objektivitätsideal zurückkehren. Die Geschichtsschreibung sollte von ethisch begründeten Parteinahmen frei sein, der Geschichtsschreiber solle unabhängig und überparteilich die in der Geschichte wirkenden Kräfte, vor allem die Ideen aufspüren und beobachten. Als Verkörperung dieser Ideen wurden Völker, Staaten und Religionen angesehen. Gegenüber Ranke, für den religiöse Überzeugungen fundamental für Ideen und Tendenzen einer Epoche waren, suchten die Neorankeaner die für sie maßgeblichen Ideen vorwiegend in quellenmäßig fassbaren Spuren der sogenannten Haupt- und Staatsaktionen. Zur quasi-religiösen Kraft wurde der Nationalstaat erhoben, der durch das als objektive Tatsache bezeichnete staatliche Streben nach Macht verwirklicht worden sei. Die zunehmende Übertragung solcher Geschichtsbetrachtungen auf die Außenpolitik machten die Neorankeaner und insbesondere Max Lenz zu einem der 'Chefideologen des Wilhelminismus', zum Legitimatoren wilhelminischer 'Weltpolitik'.

Noch vehementer als gegen die kleindeutsch-borussische Historiographie wendeten Lenz und seine Mitstreiter sich gegen die Rezeption von 'materialistischen', kultur-, sozial- und strukturgeschichtlichen Vorstellungen in der deutschsprachigen Historiographie. In einer alles andere als unabhängig und überparteilich, schon gar nicht sachlich, vielmehr oft persönlich und diffamierend ausgetragenen 'Abwehrschlacht' zur Bewahrung der Definitionshoheit eigener Ideen, die im sogenannten Lamprecht-Streit kulminierte, war Lenz wortführend beteiligt.

Historiographische Anerkennung gewann Lenz zunächst vor allem mit biographischen Forschungen zu Martin Luther, Wallenstein und Gustav Adolf. Seine 1883 erstmals veröffentlichte Luther-Biographie erfuhr weite Verbreitung und wurde dank bildhafter Sprachkunst geradezu volkstümlich. Bald darauf vollzog Lenz aber einen chronologischen Schwenk von Luther zu Bismarck (so auch der Titel einer Schrift). Gewissermaßen auf der Etappe publizierte er eine bemerkenswerte Napoleon-Biographie. Seinen für die Allgemeine Deutsche Biographie (Band 46, 1902, S. 571–775) verfassten Bismarck-Artikel erweiterte Lenz zu der ersten Bismarck-Biographie mit wissenschaftlichem Anspruch.

Zum Hauptwerk von Max Lenz wurde schließlich eine „Geschichte der Universität Berlin“. Diese wurde im Auftrag des Senats der Universität zur Jahrhundertfeier der Institution erstellt und erschien 1910 in zunächst vier Bänden, ein fünfter Band erschien nach durch den Ersten Weltkrieg verursachter Verzögerung erst 1918. Das Werk genießt den Status „einer politischen Geistes- und Kulturgeschichte des 19. Jh. bis 1860“ (Rüdiger vom Bruch). Gleichwohl findet sich in diesem Werk auch eine mit antisemitischen Tönen durchsetzte Beschreibung der Karriere und Person des Juristen und Historikers Eduard Gans.

Zu den Schülern von Max Lenz gehörten bekannte Historiker wie Erich Brandenburg, Hermann Oncken oder Felix Rachfahl.




Jürgen Anton Benedikt Niese, auch Benedictus Niese (* 24. November 1849 in Burg auf Fehmarn, Holstein; † 1. Februar 1910 in Halle) war ein deutscher Klassischer Philologe und Althistoriker.

Leben: Nach dem Studium der Geschichte und Klassischen Philologie in Kiel und Bonn, das er 1872 in Kiel mit der Promotion abschloss, legte Niese 1873 die Lehramtsprüfung ab und hielt sich von Herbst 1873 bis Anfang 1876 in Italien und Paris auf. 1876 habilitierte er sich in Göttingen und wurde im folgenden Jahr außerordentlicher, 1880 ordentlicher Professor für Alte Geschichte und Klassische Philologie in Marburg. 1881 folgte er einem Ruf als Professor für Klassische Philologie nach Breslau, kehrte aber 1885 nach dem Weggang Eugen Bormanns nach Marburg zurück, wo er 1890 Dekan der Philosophischen Fakultät und 1901 Rektor war. Am Winckelmannstag 1899 wurde er zum ordentlichen Mitglied des Deutschen Archäologischen Instituts ernannt. Von 1906 bis zu seinem Tod war er als Nachfolger Ulrich Wilckens Professor für Alte Geschichte in Halle. Er war seit 1901 korrespondierendes Mitglied der Göttinger Akademie der Wissenschaften und seit 1905 der Preußischen Akademie der Wissenschaften.

Niese beschäftigte sich sowohl mit philologischen Themen (Homer, Ausgabe des Flavius Josephus) als auch mit der griechischen und römischen Geschichte. Im Handbuch der Altertumswissenschaft bearbeitete er den ursprünglich von Robert Pöhlmann verfassten Grundriss der römischen Geschichte in 3. (1906) und 4. Auflage (1910).

Sein Vater war Emil August Niese (1816–1869), Pastor im damals dänischen Burg auf Fehmarn und später Seminardirektor in Eckernförde. Seine Mutter Benedicte Marie Niese war eine geborene Matthiessen. Die Schriftstellerin Charlotte Niese war seine Schwester.

Schriften

Die Entwicklung der homerischen Poesie. 1882.

Flavii Josephi opera. 7 Bände. Weidmann, Berlin 1885–1895.

Geschichte der griechischen und makedonischen Staaten seit der Schlacht bei Chaeronea. 3 Bände. Perthes, Gotha 1893–1903.

Grundriss der römischen Geschichte nebst Quellenkunde. 3., umgearbeitete und vermehrte Auflage. Beck, München 1906.


Werner Paul Johann Achelis (* 19. April 1897 in Berlin; † 2. August 1982 in Hamburg) war ein deutscher Schriftsteller und Psychotherapeut.

Leben: Achelis stammte aus einer Lohgerber-, Kaufmanns- und Gelehrtenfamilie, die im 17. Jahrhundert aus Rostock kommend in Bremen eingewandert war. Sein Vater war der Lehrer Johannes Eduard Achelis.

Nach dem Schul- und Gmynasiumbesuch in Berlin nahm er am Ersten Weltkrieg teil. Im Anschluss studierte er Philosophie in Berlin und Marburg. An der Universität Marburg war er ein Schüler von Paul Natorp. Nach dem philosophischen Staatsexamen studierte er Germanistik und Religionswissenschaften und promovierte 1922 zum Dr. phil. Er verfasste mehrere psychologische Studien und betrieb eine psychotherapeutische Praxis in Berlin, wo er in der Ofener Straße 7 lebte.

Während des Zweiten Weltkrieges arbeitete er als wissenschaftlicher Assistent an der Universitätsklinik für natürliche Heilweisen und ging dann nach Hamburg, wo er wieder als niedergelassener Psychotherapeut wirkte.

Werke (Auswahl)

Die Deutung Augustins, Prien-am-Chiemsee, 1920. (Die erste Anwendung Freudscher Interpretationsprinzipien auf das Leben und Denken des christlichen Heiligen.)

Die philosophische Reichweite der Graphologie, Kettwig, 1925.

Das Problem des Traumes. Eine philosophische Abhandlung, Stuttgart, 1928.

Principia mundi, Stuttgart, 1930.