Sie bieten auf zwei Zeugnisse / Atteste von 1865 aus Frankfurt an der Oder.


Ausgestellt vom Bezirkskommissar Eduard Chales de Beaulieu († 1891); das erste Zeugnis von ihm selbst signiert; das zweite in Vertretung durch den Obergeometer.


Eduard Chales de Beaulieu war der Vater des preußischen Generals Martin Chales de Beaulieu (1857-1945).


Gerichtet an den selbständigen Feldmessergehilfen Gustav Küttner (1844-1894).


1.) 2-seitiges Zeugnis, datiert Frankfurt (Oder), den 6. März 1865, signiert von Eduard Chales de Beaulieu.

Über Küttners bisherige Laufbahn (ab 1861) als privater Feldmesser-Gehilfe an verschiedenen Orten (s.u.) und über seine Stellung im Büro des Obergeometers von Frankfurt (Oder), wo er seit dem 18. November 1864 an "Prüfungen der Untervertheilung-Vorarbeiten" mitwirkt.

Wegen Küttners hervorragender Eignung spricht sich Eduard Chales de Beaulieu dafür aus, dass dieser "von Beibringung der zur Feldmesser-Prüfung erforderlichen Schulzeugnissen entbunden" wird.

Signiert "Chales de Baulieu."


2.) 1-seitiges Zeugnis, datiert Frankfurt (Oder), den 20. September 1865, in Vertretung signiert durch den Obergeometer (Signatur schwer lesbar).

Über Küttners Tätigkeit "im Prüfungsbüreau des Obergemeters", in letzter Zeit auch "Arbeiten behufs Aufstellung der Gebäudesteuer-Rollen."


Geschrieben auf kräftigem Stempelpapier (33,3 x 20,5 cm), jeweils mit schönem Siegel.


Über den Feldmessergehilfen Küttner: Gustav Adolf Küttner, geb. am 27. März 1844 in Frankfurt (Oder) als Sohn des Steueraufsehers Johann Gottlob Küttner (1813-1878) und der Ernestine, geb. Spielberg (*1816). G.A. Küttner besuchte die Elementarschulen in Frankfurt (Oder) und Friedeberg und die Realschule in Landsberg (Warthe).

1860/61 war er Privatgehilfe beim Regierungs-Geometer Kroschel in Landsberg (Warthe), der Ende 1861 nach Guttentag (Schlesien) versetzt wurde; 1861/62 Privatgehilfe beim Regierungs-Geometer Heinrich Julius Grabert in Neuwedell (Drawno), Vater des Komponisten und Organisten Martin Grabert (1868-1951); 1862-64 Gehilfe des Obergeometers Bayer in Crossen an der Oder; 1864 Gehilfe des Obergeometers in Frankfurt (Oder).

1865 Eintritt in den Militärdienst (1. Brand. Leib-Grendadier-Rgt. 8, 1872 Seconde-Lieutenant im 5. Brand. Landwehr-Regiment Nr. 78, 1883 Premier-Leutnant). Feldzüge: 1866 gegen Österreich (Schlacht bei Königgrätz) und 1870/71 gegen Frankreich.

1869 aushilfsweise in der Kanzlei für die landwirtschaftliche Regierungsabteilung in Frnnkfurt (Oder); 1873 Intendantur Sekretariats-Assistent beim 3. Armeekorps in Berlin; 1877 Geheimer expedierender Sekretär und Kalkulator im Reichskanzleramt Berlin. Er starb am 2. Juli 1894 als Rechnungsrat im Reichsschatzamt Berlin.

Heirat am 28. Dezember 1873 in Berlin mit Marie Sophie Clara Speck, geb. am 20. Mai 1848 in Landsberg (Warthe) als Tochter des Handschuhmacher-Meisters Friedrich Wilhelm Speck.

Sein Sohn Friedrich Otto Küttner (* 27. Mai 1879 in Berlin) wurde Beamter (Berliner Stadtamtmann, Leiter der Steuerkasse). Am 16. April 1907 heiratete dieser in Berlin-Friedenau Elfriede Sperendioano, geb. am 5. April 1880 in Berlin als Tochter des Volksschullehrers Gustav Adolf Heinrich Sperendioano (* 18. September 1846 in Groß Zarnow, Kreis Pyritz, als Sohn des Lehrers und Küsters Otto Sperendioano und der Friederike, geb. Kersten) und der Emilie Johanna, geb. Klose (* 1852 in Berlin als Tochter des Feldwebels August Friedrich Wilhelm Klose und der Sophie, geb. Kolb, gest. 20. August 1926 in Berlin).


Zustand: Dokumente gefaltet; kräftiges Papier gebräunt und fleckig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Küttner blaue Mappe


Über den Sohn Martin Chales de Beaulieu (Quelle: wikipedia):

Martin Franz Chales de Beaulieu (* 11. November 1857 in Frankfurt (Oder); † 27. April 1945) war ein preußischer General der Infanterie im Ersten Weltkrieg.

Leben

Familie: Er war der Sohn des Geheimen Oberjustizrates Eduard Chales de Beaulieu († 1891) und dessen Ehefrau Karoline, geborene Lehmann († 1896). Chales de Beaulieu verheiratete sich am 17. Oktober 1891 in Berlin mit Margarethe von Bergemann (* 1868), Tochter des preußischen Generalleutnants und Kommandanten des Invaliedenhausens in Berlin Bernhard von Bergemann (1838–1922).

Militärkarriere: Chales de Beaulieu trat nach Absolvierung des Gymnasiums am 25. Januar 1877 als Fahnenjunker in das Kaiser Franz Garde-Grenadier-Regiment Nr. 2 der Preußischen Armee ein.

Er galt als äußerst fähiger Offizier und war Abteilungschef im Großen Generalstab, als er 1904 von der Oberleitung des Feldzuges gegen den Aufstand der Herero unter dem Chef des Großen Generalstabes, Generaloberst Alfred von Schlieffen, zum Chef des Generalstabes beim Oberkommando der deutschen Schutztruppe in Okahandja (Deutsch-Südwestafrika) gemacht wurde. Unter dem Oberkommando von Generalleutnant Lothar von Trotha bekleidete er dort den Rang eines Oberstleutnants.

Durch seine scharfe Gegnerschaft zu seinem Vorgesetzten Trotha, der für eine brutale und unbedachte Kriegführung berüchtigt war, kam es zum Zerwürfnis. Trotha erteilte ihm einen scharfen Verweis. Kurze Zeit nach Erhalt des Verweises schied Chales de Beaulieu auf Anraten eines Arztes wegen „Herzkrankheit“ aus. Wie der ihm freundlich gesinnte Hauptmann Maximilian Bayer, der ebenfalls dem Oberkommando der deutschen Schutztruppe angehörte, berichtet, traf er auf einem Ritt den von Krankheit gezeichneten Chales de Beaulieu, der über die Hafenstadt Swakopmund in die Heimat wollte, an (26. August 1914).

Am 25. Juni 1913 wurde Generalmajor Chales de Beaulieu Kommandeur der schlesischen 12. Division in Neisse.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs im August 1914 führte er seine Division im Verband des VI. Armee-Korps an der Westfront. Die Division unterstützte den Angriff auf Virton und griff beim Vorgehen in den Argonnen in die Kämpfe bei Varennes-Montfaucon ein. Es folgten bis Jahresende 1914 Stellungskämpfe bei St. Menehould, bei Souain und Malancourt. Chales de Beaulieu führte die Division im Februar 1915 auch in der Winterschlacht in der Champagne. Vom 12. August 1916 bis 5. September des Folgejahres führte er als Generalleutnant und Kommandierender General das XIV. Armee-Korps. Im Sommer 1917 wurde das Korps nach Flandern verlegt und Anfang Juli 1917 als „Gruppe Dixmuiden“ in der Dritten Flandernschlacht zur Abwehr französischer und englischer Angriffe zwischen Dixmuiden und Langemark verwendet.

Unter Verleihung des Ordens Pour le Mérite wurde Chales de Beaulieu am 5. September 1917 von seiner Stellung entbunden und zu den Offizieren von der Armee versetzt. Daraufhin reichte er seinen Abschied ein, der ihm am 3. Januar 1918 unter Verleihung des Charakters als General der Infanterie sowie des Kronen-Ordens I. Klasse mit Schwertern genehmigt wurde.