Sie bieten auf eine Postkarte vom "Institut für Gemeinwohl, Abtheilung für Armenpflege u. Wohlthätigkeit."


Sprache: französisch.



Datiert Berlin, le 5 aout 1898 (5. August 1898).


Signiert vom Stadtrat Emil Münsterberg (1855-1911), den bedeutendsten Armutswissenschaftler im deutschen Kaiserreich.


Gerichtet an den Verlag "Société Belge de Librairie (Société anonyme)" in Brüssel.


Betrifft eine Publikation dieses Verlages ("Manuel de l'archiassociation des Dames de Charité de la Miséricorde"), die 1893 erschien. Emil Münsterberg erfragt nun die Adresse dieser "archiassociation".


Gemeint ist wohl der katholische Frauenorden "Sœurs de la charité de Notre-Dame, Mère de Miséricorde" (gegründet 1832 in Tilburg, päpstliche Approbation 1841), der noch heute besteht.


Signiert "p. Stadtrat Dr. Münsterberg."


10-Pfennig-Ganzsache (9,3 x 13,8 cm).


Zustand: Papier gebräunt und etwas fleckig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Davini in Karlshorst 221204


Über Emil Münsterberg (Quelle: wikipedia & NDB):

Emil Münsterberg (geboren 13. Juli 1855 in Danzig, Preußen; gestorben 25. Januar 1911 in Berlin) war der bedeutendste Armutswissenschaftler im deutschen Kaiserreich.

Leben: Emil Münsterberg war ein Sohn des Holzkaufmanns Moritz Münsterberg (1825–1880)[1] und der Rosalie Bernhardy. Unter seinen Geschwistern waren der Holzkaufmann und Abgeordnete Otto Münsterberg (1854–1915), der Psychologe Hugo Münsterberg (1863–1916) und der Druckereibesitzer Oskar Münsterberg (1865–1920).

Münsterberg studierte Rechtswissenschaften in Berlin, Göttingen, Leipzig und Zürich. 1882 wurde er Assessor in der Berliner Armendirektion für Fragen der Armenstatistik. Bei Gustav von Schmoller erlangte er 1886 die Promotion mit dem Thema „Die deutsche Armengesetzgebung“ (1887).

Bis 1890 war er Amtsrichter in Menden in Westfalen. Im Jahre 1890 wurde er Bürgermeister in Iserlohn. Die Tätigkeit, die er dort auf dem Gebiet des Armenwesens entfaltete, veranlasste den Senat von Hamburg, ihn mit der Reorganisation des Armenwesens zu beauftragen. Dieses sollte nach der Choleraepidemie von 1892 völlig neu gestaltet werden.

1896 siedelte er nach Berlin über. Dort nahm er zunächst eine wissenschaftliche Tätigkeit auf. In Berlin gründete er die Zentralstelle für Wohltätigkeit. Zum unbesoldeten Stadtrat in Berlin wurde er 1898 gewählt. Ihm wurde die Leitung des städtischen Armenwesens übertragen. 1901 trat er als besoldeter Stadtrat an die Spitze der Berliner Armendirektion.

Diese reorganisierte er und bemühte sich, die pflegerische Tätigkeit sowie die gesundheitliche Fürsorge durch die Armenverwaltung auszubauen und Frauen zur Armenpflege heranzuziehen. Von 1892 bis 1911 verrichtete er die Aufgabe des Schriftführers und Vorstandsmitglieds im Deutschen Verein für Armenpflege und Wohltätigkeit. Am 13. Januar 1911 wurde er zu dessen Vorsitzenden gewählt.

Münsterberg war nicht nur der bedeutendste Armutswissenschaftler und -praktiker im deutschen Kaiserreich, er knüpfte auch zahlreiche Kontakte zum Ausland, insbesondere zu englischen und amerikanischen Sozialreformern.

Emil Münsterberg starb in der Nacht vom 24. auf den 25. Januar 1911 in Berlin.

Werke

Die deutsche Armengesetzgebung und das Material zu ihrer Reform. Leipzig 1887.

Zentralstellen für Armenpflege und Wohltätigkeit. Jena 1897.

Das ausländische Armenwesen. Übersicht über die neueren Bestrebungen auf dem Gebiet der Armenpflege in den für uns wichtigsten Staaten des Auslands. Leipzig 1901 und 1906.

Das Elberfelder System. In: Schriften des deutschen Vereins für Armenpflege und Wohltätigkeit. Heft 63, Leipzig 1903.


Münsterberg, Emil, Jurist, Sozialpolitiker, * 13.7.1855 Danzig, † 25./26.1.1911 Berlin. (israelitisch, dann evangelisch)

Genealogie: V →Moritz (1825–80), Holzexporteur, Leiter d. Fa. Hermann Weinberg & Co. in D., S d. Mayer u. d. N. N. Weinberg;

M Rosalie († 1857), T d. Richard Bemhardy u. d. Fanny N. N. († 1888);

B →Otto (1854–1915), KR, Kaufm. in D., 1903-08 u. 1912-15 Mitgl. d. preuß. Abg.hauses (Freisinn/Fortschritt) (s. W, L);

Halb-B →Hugo (s. 2), →Oskar (s. 3);

– ⚭ Berlin 1883 →Emma (1857–1920), T d. preuß. Oberförsters Arthur v. Spangenberg u. d. Elly v. Hanstein (1835–62) aus Coburg;

1 T →Else (1884–1955, ⚭ →William H. Dawson, 1860–1948, engl. Soz.reformer), Sozialarbeiterin u. Übersetzerin.

Biographie: M. studierte seit 1874 in Zürich, Leipzig und Göttingen Rechts- und Staatswissenschaften, promovierte 1877 zum Dr. iur. und schlug die Justizlaufbahn ein. Nach dem Assessorexamen (1882) und einem längeren Italienaufenthalt war er seit 1883 zunächst in Danzig, dann als Magistrats-Assessor in Berlin tätig, wo er auch volkswirtschaftliche und kameralistische Vorlesungen und Übungen, u. a. bei G. Schmoller, besuchte. 1887-89 war er Amtsrichter in Menden (Westfalen), wo er auch als Vertrauensmann der nationalliberalen Partei wirkte. 1889-92 war er Bürgermeister in Iserlohn, 1892-95 Berater für die Durchführung einer Reform des Armenpflegewesens in Hamburg; dabei setzte er sich erfolgreich für eine erhebliche Vermehrung der Zahl der Armenpfleger und ihre fachliche Schulung, vor allem aber für eine radikale Reform des Grundstücks- und Wohnungswesens ein.

M. hatte sich bereits während seiner Assessorenzeit mit dem Armenwesen beschäftigt, für die Durchführung der Reichsarmenstatistik von 1885 war er zum Berliner Magistrat abgeordnet. Aus weiteren Studien ging 1887 seine Monographie „Die deutsche Armengesetzgebung und das Material zu ihrer Reform“ hervor, in der erstmals die geschichtlichen, begrifflichen und tatsächlichen Grundlagen des Armenwesens seiner Zeit systematisch dargelegt wurden. Im 1880 gegründeten „Deutschen Verein für Armenpflege und Wohltätigkeit“ wurde M. bald der organisatorisch und wissenschaftlich führende Kopf, 1892 wurde er dessen Geschäftsführer, 1911 auch Vorsitzender. Als die Verlängerung seiner Beratertätigkeit in Hamburg am Widerstand der Hamburger Grundbesitzerfraktion scheiterte, ging der vermögende M. 1896 wieder nach Berlin, zunächst als Privatgelehrter. 1898 wurde er unbesoldeter Stadtrat für Armenwesen, 1901 besoldeter Dezernent und Vorsitzender der Armendirektion. In dieser Funktion reorganisierte er das Armenwesen grundlegend durch die von ihm verfaßte „Anweisung, betreffend die Verwaltung der offenen Armenpflege“ (1902). Damit begann auch in der Reichshauptstadt die Abkehr von der ehrenamtlichen, nichtfachlichen Armenpflege zugunsten einer modernen, methodisch vorgehenden beruflichen Armenpflege, die bis dahin nur in Straßburg und Frankfurt/Main verwirklicht worden war. – M. war nicht nur der bedeutendste Theoretiker des Armenwesens im Deutschen Kaiserreich, sondern versuchte auch, dessen Praxis unter Einbeziehung wissenschaftlicher Erkenntnisse und internationaler Erfahrungen zu reformieren. Hierbei war ihm allerdings mehr allgemeine Anerkennung als unmittelbarer Erfolg beschieden.