Sie bieten auf drei Postkarten von 1902 aus Meran (Südtirol).


Betrifft jeweils Bestellungen von technischem Zubehör für ein Kaiserpanorama.


Gerichtet an die 1884 gegründete Turmuhren-Fabrik Max Hahn in Zwickau, die damals zahlreiche Kaiserpanoramen ausstattete. Heute firmiert das Unternehmen unter dem Namen "Uhren-Walter vorm. Zwickauer Turmuhrenfabrik Max Hahn."


1.) Karte vom 23. Oktober 1902, von einem Sigmund König in der "Villa Tirol".

Transkription: "Als Nachtrag zu meinem gestigen rekom. Schreiben ersuche ich Sie noch zu senden: 25 Blechbenden. Höhe 18 Cm. Breite 23 Cm. wie die Fuhrmannischen Kaiser Panoramas haben. Sollten Sie diese nicht erzeugen, so bitte mir die Bezugsquelle mitzutheilen. Wiederholt bitte ich Sie meine Bestellungen sofort auszuführen, da ich am 2. Nov. eröffnen muß. Hochachtend Sigm. König, Villa Tirol."


2.) Karte vom 2. Dezember 1902, von Marie Bartonik, Kaiserpanorama in der Habsburger Straße 44.

Transkription: "Bitte mir umgehend pr. Post 3 Dtz. Glühkörper u. 3 Dtz. Cilinder an mein Panorama zu schicken. Achtend Marie Bartonik. Meran in Tirol Habsburgerstr. 44 Kaiser-Panorama."


3.) Karte vom 8. Dezember 1902, wiederum von Marie Bartonik, Habsburger Straße 44.

Transkription: "Habe die vorige Woche für mein Panorama 2 Dz. Glühkörper z. 3 Dz. Cilinder bestellt, bitte umgehend zu schicken, oder muß ich Anzahlung schicken? Bitte eine Karte und schnellstens die Ware. Achtend Marie Bartonik, Meran in Tirol, Habsburgerstrasse 44."


In den Meraner Adressbüchern von 1900 und 1904 sind weder Sigmund König noch Marie Bartonik verzeichnet; sie lebten wohl nur wenige Jahre in Meran. Auch ob es sich um dasselbe Panorama handelt oder sie konkurriende Panoramen betrieben, ist mir unklar.


5-Heller-Ganzsachen (9 x 14 cm).


Zustand: Karten gebräunt und etwas fleckig, Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Max Hahn Technik Einzeln + 1 Karte in Firmen-Pks in Kiefer 23-12


Über Kaiserpanoramen (Quelle: wikipedia):

Als Kaiserpanorama (auch Kaiser-Panorama) bezeichnet man ein um die Wende zum 20. Jahrhundert populäres Massenmedium, das es bis zu 25 Personen gleichzeitig ermöglichte, stereoskopische Bilderserien durch ein Guckloch zu betrachten. Gezeigt wurden hauptsächlich exotische und für den Normalbürger unerschwingliche Reiseziele und Landschaften. Ein Umlauf der hinter einer zylindrischen Holzvertäfelung automatisch im Kreis transportierten Bildserien dauerte eine halbe Stunde.

Diese massenhafte kommerzielle Nutzung der Stereoskopie zu Bildungs- und Unterhaltungszwecken wurde vom deutschen Physiker und Unternehmer August Fuhrmann (1844–1925) in verschiedenen Großstädten Mitteleuropas vorangetrieben. Das erste Kaiserpanorama eröffnete er 1880 in Breslau. 1883 verlegte er es nach Berlin in die Kaiserpassage. Um 1910 gab es auf der Grundlage von Lizenzvergaben Filialen in etwa 250 Städten; über 100.000 stereoskopische Bilder zirkulierten in Ringleihe. Original erhaltene Kaiserpanoramen finden sich heute in den Stadtmuseen von München und Wels, im Deutschen Historischen Museum und im Märkischen Museum in Berlin sowie in einem Museumsdepot in Neugersdorf (Oberlausitz), wo es bis 1936 betrieben wurde. Ein Förderverein bemüht sich um ihre Propagierung, es wurden auch Nachbauten angefertigt. In Wien existierte ein originales Kaiserpanorama am Schubertring bis 1955. In Warschau wird ein Kaiserpanorama-Gerät, genannt „Fotoplastikon“, betrieben, das sich seit 1905 an seinem Ursprungsplatz in der Jerozolimskieallee 51 befindet.

Das Kaiserpanorama fand auch mehrfach ein literarisches Echo, etwa in Die Schlafwandler von Hermann Broch oder in Berliner Kindheit um 1900 und Einbahnstraße von Walter Benjamin.

Zeittafel

ab 1600: Daumenkino – Abblätterbuch mit Einzelbildern

ab 1671: Laterna magica – Zauberlaterne: frühes Gerät zur Bildprojektion

ab 1825: Thaumatrop – Wunderscheibe mit zwei Fäden

ab 1830: Phenakistiskop – Phantaskop, Wunderrad oder Lebensrad

ab 1832: Stroboskop – Zauberscheiben: Blitzgerät

ab 1834: Zoetrop – Wundertrommel mit Schlitzen

ab 1861: Mutoskop – Stereoanimationsblätterer per Stroboskop

ab 1877: Praxinoskop – Elektrischer Schnellseher mittels Spiegelanordnung

ab 1879: Zoopraxiskop – Projektionsgerät für chronofotografisch erzeugte Reihenbilder

ab 1880: Kaiserpanorama – populäres Massenmedium mit stereoskopischen Bilderserien

ab 1886: Elektrotachyscop – Projektionsgerät für Reihenbilder

ab 1891: Kinetoskop – erster Filmbetrachter