Sie bieten auf einen komplett eigenhändigen, signierten Brief des Theologen Benno Brückner (1824-1905), Generalsuperintendent für die Stadt Berlin und Mitglied des Staatsrats.


Datiert Berlin, den 3. Mai 1890.


Beileidsbrief zum Tod des ersten Präsidenten der Reichsbank Hermann von Dechend (1814-1890).


Gerichtet an seine Witwe Adelgunde von Dechend, geb. Wilke (1823-1915).


Transkription: "Ew. Excellenz bitte ich ganz ergebenst, auch mir gestatten zu wollen, daß ich Ihnen und Ihren Kindern meine herzliche und wehmüthige Theilnahme ausspreche an dem großen Verlust, der in dem Hinscheiden Ihres Herrn Gemahls Sie, Ihre Familie und uns alle betroffen hat. Noch vergangenen Montag habe ich in einer Sitzung für ihn gebetet; damals wußte noch niemand, daß Gott ihm sein Ziel so nahe gesetzt habe. Und nun die erschütternde Nachricht! Gott gebe Ihnen, daß Sie sich in Seine vielleicht noch unverstandenen Wege mit Ergebung fügen und den reichen Trost Seiner Gnade verspüren! Besonders schmerzlich ist mir auch, daß ich nicht einmal im Stande sein werde, dem Begräbniß des lieben Entschlafenen beizuwohnen. Ich habe zu derselben Zeit die Grundsteinlegung der Kirche zu Rummelsburg, wobei ich, zumal Ihre Majestät die Kaiserin erscheint, nicht fehlen darf. Gott sei mit Ihnen! In theilnahmsvoller Verehrung Ew. Excellenz ganz ergebenster D. Brückner."

Das "D." in der Signatur steht für "Doctor."


Umfang: eine von vier Seiten beschrieben (22,3 x 14,3 cm); ohne Umschlag.


Geschrieben auf sehr kräftigem Papier.


Beiliegend Traueranzeige (27 x 21,2 cm).


Zustand: Brief gefaltet (die Traueranzeige ungefaltet). Papier gebräunt und etwas fleckig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Althaus 2023-3 Dokumente 2 Autogramm Autograph


Über Bruno Brückner und Hermann von Dechend (Quelle: wikipedia):

Benno Bruno Brückner (* 9. Mai 1824 in Roßwein; † 2. Mai 1905 in Berlin) war ein deutscher lutherischer Theologe.

Brückner studierte an der Universität Leipzig und erhielt dort die Stelle eines Nachmittagspredigers an der Universitätskirche. 1850 wurde er Pfarrer in Hohburg bei Wurzen. 1853 zum außerordentlichen Professor für Neues Testament und zweiten Universitätsprediger an die Universität Leipzig zurückberufen, stieg er 1855 zum ordentlichen Professor (verbunden mit der Stelle des Universitätspredigers und Direktors des Seminars für Praktische Theologie) auf. 1860 wurde er nebenamtlich Domherr des Hochstifts Meißen und sächsischer Konsistorialrat. Er regte die Gründung des Predigerseminars St. Pauli in Leipzig an, zu dessen Gründungsdirektor er 1862 bestellt wurde. 1868/69 war er Rektor der Universität Leipzig.

Nach dem Tod von Karl Immanuel Nitzsch 1869 übernahm er dessen Stelle als Propst an St. Nikolai und St. Marien in Berlin sowie als Mitglied des altpreußischen Evangelischen Oberkirchenrats (ab 1877 als dessen geistlicher Vizepräsident). Ferner erhielt er eine Honorarprofessur an der Friedrich-Wilhelms-Universität Berlin. Diese gab er auf, als er 1873 zum Generalsuperintendenten für die Stadt Berlin berufen wurde. 1892 trat er als Generalsuperintendent und Vizepräsident in den Ruhestand, gab die Propstei aber erst 1898 auf. 1884 wurde er in den Preußischen Staatsrat berufen.

Grabstätte: Er ist auf dem St.-Marien- und St.-Nikolai-Friedhof I in Berlin-Pankow bestattet.

Schriften: Brückner veröffentlichte nur wenige wissenschaftliche Arbeiten (vorrangig neue Bearbeitungen der Kommentare Martin Leberecht de Wettes über das Johannesevangelium und die Johannesbriefe (4. u. 5. Aufl., 1852 u. 1863) und über die katholischen Briefe, 3. Aufl. 1867). Ferner veröffentlichte er Predigten (Predigten, gehalten in der Universitätskirche zu Leipzig, 4 Bde., Leipzig 1858–1861; Predigten in der St. Nikolai-Kirche zu Berlin gehalten, 1869) und kleine Schriften zu kirchenpolitischen Fragen:

Sachsens Beruf in der kirchlichen Krisis unserer Zeit. 1863

Betrachtungen über die Agende der Evangelisch-Lutherischen Kirche im Königreich Sachsen. Leipzig 1864.

Die Kirche der Gegenwart: Drei Vorträge. In: Christoph Ernst Luthardt, Karl Friedrich August Kahnis, Benno Bruno Brückner: Die Kirche: nach ihrem Ursprung, ihrer Geschichte, ihrer Gegenwart. Leipzig 1865


Hermann Friedrich Alexander Dechend, ab 1865 von Dechend (* 2. April 1814 in Marienwerder, Westpreußen; † 30. April 1890 in Berlin) war ein deutscher Jurist in der preußischen Finanzverwaltung. Er war der erste Präsident der Reichsbank und saß im Preußischen Staatsrat.

Leben: Dechend war der Sohn des Rechtsanwalts Theodor Dechend in Marienwerder. Er heiratete Adelgunde Wilke (* 20. November 1823 in Berlin; † 1915). Seine Tochter Susanne (1859–1929) heiratete 1884 in Berlin den späteren General der Infanterie Hugo von Kathen.

Dechend besuchte das Gymnasium Marienwerder und bestand am 17. Oktober 1834 die Abiturprüfung. Er studierte an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Rechtswissenschaft und Kameralwissenschaft. Er wurde 1835 Mitglied, später Ehrenmitglied des Corps Borussia Bonn. Nach den Examen war er zunächst am Land- und Stadtgericht, dann am Oberlandesgericht in Marienwerder. Er wechselte in Preußens innere Verwaltung und war ab 1837 Regierungsreferendar. Er wurde 1841 Regierungsassessor und machte 1844/45 eine technisch-gewerbliche Ausbildung in Berlin. In der Provinz Westfalen war er 1846 bei der Regierung in Arnsberg und 1847 in Münster tätig. 1848 kam er an die Hauptbank, doch bald danach wurde ihm die Leitung der Preußischen Darlehenskasse übertragen. 1849 wurde er Regierungsrat im Handelsministerium. Von 1851 an war er Mitglied im Hauptbankdirektorium der Preußischen Bank. 1853 wurde er Geheimer Oberfinanzrat. 1863 stieg er zum Vizepräsidenten und schließlich 1864 zum Präsidenten der Preußischen Bank auf. Das Präsidentenamt hatte er bis 1875 inne. Nach der Deutschen Reichsgründung war Dechend von 1876 bis 1890 erster Präsident der neu gegründeten Deutschen Reichsbank, die die Organisation der Preußischen Bank zur Schaffung einer Zentralbank übernahm.

Die Preußische Bank verdankte Dechend im Wesentlichen ihre Entwicklung von einer einfachen Notenbank zu einer der führenden Zentralbanken Europas. Somit war Herrmann von Dechend wesentlich daran beteiligt, die organisatorischen Voraussetzungen für die später aus der Preußischen Bank entstandene Reichsbank zu schaffen. Die Banknoten der Preußischen Bank von 1867 bis 1874 sowie die deutschen Reichsbanknoten von 1876 bis 1884 tragen Dechends Unterschrift.

Von 1867 bis 1869 war Dechend als Abgeordneter der Reichs- und Freikonservativen Partei (RFKP) Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, und von 1872 bis zu seinem Tod (1890) war er Mitglied des Preußischen Herrenhauses. 1884 wurde er Mitglied des Staatsrats. Seit 1877 war er kaiserlicher Wirklicher Geheimrat. Aufgrund seiner Verdienste wurde Dechend am 12. Juni 1865 in den preußischen Adel erhoben.

Hermann von Dechend starb 1890 im Alter von 76 Jahren in Berlin und wurde auf dem Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.