Sie bieten auf sechs Briefe von 1883 aus Oranienburg bei Berlin.


Verfasst u.a. vom Bürgermeister Stange und vom Oberprediger Zeller.


Gerichtet an den Landrichter Heinrich Georg Althaus in Berlin, d.i. Heinrich Georg Althaus (* 25. Februar 1845 in Berlin, † 31. Oktober 1894 ebd.), Sohn des Professors der Philosophie an der Universität Berlin Karl Heinrich Althaus (1806-1886). Heinrich Georg Althaus war bis Ende 1882 Kreisrichter in Oranienburg gewesen.


Glückwünsche zur Verlobung mit Marie Adelgunde Auguste von Dechend (* 22. November 1855 in Berlin, gest. am 30. März 1917 in Teupitz), die Heinrich Althaus am 2. April 1884 in Berlin heiraten sollte. Sie war eine Tochter des ersten Reichsbank-Präsidenten Hermann von Dechend (1814-1890).


Folgende Oranienburger gratulieren:


1.) von der Herberg, Mediziner (Oranienburg, 29. November 1883); halbseitiger Brief mit Umschlag.


2.) "Holtsch und Frau" (Oranienburg, 27. November 1883); 1-seitiger Brief ohne Umschlag.


3.) W. Lautherius, Amtsrichter (Oranienburg, 27. November 1883); 1-seitiger Brief mit Umschlag.


4.) A.H. Schultz (Oranienburg, 16. Dezember 1883); 2-seitiger Brief ohne Umschlag.


5.) Bürgermeister Stange (Oranienburg, 30. November 1883); 2-seitiger Brief mit Umschlag.


6.) Oberprediger Zeller (Oranienburg, 4. Dezember 1883); halbseitiger Brief mit Umschlag (Briefmarke hinausgeschnitten).


Daneben ein Umschlag (Poststempel Oranienburg, 29.11.83) mit Visitenkarten vom kgl. Oberförster Kayser und seiner Frau Marie, jeweils mit handschriftlichem Zusatz "p.f."


Außerdem beiliegend eine 2-seitige Abschrift (33 x 21,5 cm) eines Schreibens des Magistrats (datiert Oranienburg, 20. Dezember 1882), an Heinrich Georg Althaus zu dessen Abschied von Oranienburg.

Auszüge: "Hochgeschätzter und sehr geehrter Herr Amtsrichter! Bei Ihrem Scheiden von hiesiger Stadt und Ihnen gewiß lieb gewordenen Beziehungen zu den Einwohnern derselben, können wir es uns nicht versagen, Euer Wohlgeboren hierdurch einen Beweis zu geben, von der großen Hochachtung und Werthschätzung, die wir uns unsere Mitbürger Ihnen zollen. [...] Besonders auch haben Euer Wohlgeboren im amtlichen Verkehre mit der städtischen Verwaltung während der ganzen fast 9-jährigen Dauer Ihres hiesigen Richteramtes uns stets in großer Liebenswürdigkeit begegnet. Wir bedauern deshalb aufrichtig, hochgeschätzter und sehr geehrter Herr Amtsrichter, daß Sie uns verlassen! Unsere herzlichsten Glückwünsche begleiten Sie in Ihr neues Amt und in Ihre Vaterstadt!"


Zustand: Zwei Briefe ohne Umschlag; bei einem Umschlag wurde die Briefmarke hinausgeschnitten. Papier gebräunt und teils fleckig; Umschläge meist etwas schadhaft. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Althaus 2023-3 Ordner Maxfile 4


Über Hermann von Dechend (Quelle: wikipedia) den Vater des Empfängers (Quelle: eigene Recherchen):

Hermann Friedrich Alexander Dechend, ab 1865 von Dechend (* 2. April 1814 in Marienwerder, Westpreußen; † 30. April 1890 in Berlin) war ein deutscher Jurist in der preußischen Finanzverwaltung. Er war der erste Präsident der Reichsbank und saß im Preußischen Staatsrat.

Leben: Dechend war der Sohn des Rechtsanwalts Theodor Dechend in Marienwerder. Er heiratete Adelgunde Wilke (* 20. November 1823 in Berlin; † 1915). Seine Tochter Susanne (1859–1929) heiratete 1884 in Berlin den späteren General der Infanterie Hugo von Kathen.

Dechend besuchte das Gymnasium Marienwerder und bestand am 17. Oktober 1834 die Abiturprüfung. Er studierte an der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Rechtswissenschaft und Kameralwissenschaft. Er wurde 1835 Mitglied, später Ehrenmitglied des Corps Borussia Bonn. Nach den Examen war er zunächst am Land- und Stadtgericht, dann am Oberlandesgericht in Marienwerder. Er wechselte in Preußens innere Verwaltung und war ab 1837 Regierungsreferendar. Er wurde 1841 Regierungsassessor und machte 1844/45 eine technisch-gewerbliche Ausbildung in Berlin. In der Provinz Westfalen war er 1846 bei der Regierung in Arnsberg und 1847 in Münster tätig. 1848 kam er an die Hauptbank, doch bald danach wurde ihm die Leitung der Preußischen Darlehenskasse übertragen. 1849 wurde er Regierungsrat im Handelsministerium. Von 1851 an war er Mitglied im Hauptbankdirektorium der Preußischen Bank. 1853 wurde er Geheimer Oberfinanzrat. 1863 stieg er zum Vizepräsidenten und schließlich 1864 zum Präsidenten der Preußischen Bank auf. Das Präsidentenamt hatte er bis 1875 inne. Nach der Deutschen Reichsgründung war Dechend von 1876 bis 1890 erster Präsident der neu gegründeten Deutschen Reichsbank, die die Organisation der Preußischen Bank zur Schaffung einer Zentralbank übernahm.

Die Preußische Bank verdankte Dechend im Wesentlichen ihre Entwicklung von einer einfachen Notenbank zu einer der führenden Zentralbanken Europas. Somit war Herrmann von Dechend wesentlich daran beteiligt, die organisatorischen Voraussetzungen für die später aus der Preußischen Bank entstandene Reichsbank zu schaffen. Die Banknoten der Preußischen Bank von 1867 bis 1874 sowie die deutschen Reichsbanknoten von 1876 bis 1884 tragen Dechends Unterschrift.

Von 1867 bis 1869 war Dechend als Abgeordneter der Reichs- und Freikonservativen Partei (RFKP) Mitglied des Preußischen Abgeordnetenhauses, und von 1872 bis zu seinem Tod (1890) war er Mitglied des Preußischen Herrenhauses. 1884 wurde er Mitglied des Staatsrats. Seit 1877 war er kaiserlicher Wirklicher Geheimrat. Aufgrund seiner Verdienste wurde Dechend am 12. Juni 1865 in den preußischen Adel erhoben.

Hermann von Dechend starb 1890 im Alter von 76 Jahren in Berlin und wurde auf dem Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirche vor dem Halleschen Tor beigesetzt. Das Grab ist nicht erhalten.


Karl Heinrich Althaus wurde am 1. Januar 1806 in Hannover als Sohn von Karl Philipp Christian Althaus (* 6. April 1775 in Gehmen, gest. 28. März 1869 in Hannover), von 1805 bis 1869 ev.-reformierter Pastor in Hannover, und der Friederike, geb. Hinke geboren.

Er promovierte 1837 in Halle (Dissertation: "Prolegomena de summo in literarum studio fine et de disciplinarum nexu. Particula I"; also über die Einführung zum Ende des Literaturstudiums und zur Verbindung der Disziplinen) und legte seine Habilitation 1838 in Berlin ab. Seit 1837 war er Privatdozent an der Universität Berlin, 1859 wurde er dort Professor.

Ab 1837 war Althaus in Berlin auch Mitglied des sog. Doktorclubs ("Doctorklubb") der Linkshegelianer, die die Kritik der Religion und des preußischen Staats vereinte. Dort verkehrte auch der junge Karl Marx (1818-1883), Karl Friedrich Köppen (1808-1863), Bruno Bauer (1809-1882) und Adolf Friedrich Rutenberg (1808-1869).

Am 8. April 1843 heiratete er in Berlin Angelika Luise Schüler, geb. am 14. Juni 1808 in Berlin als einzige Tochter des Kaufmanns Johann Benjamin Schüler; gest. am 25. August 1880 im Alter von 72 Jahren in Berlin. Ihr Vater hatte am 3. Dezember 1794 Carolina Sophia Tornow geheiratet, älteste Tochter des Spandauer Kaufmanns Carl Friedrich Tornow (gest. 18. März 1823 in Berlin).

Sie war die Witwe des Professors der Philosophie in Halle Johann Georg Mußmann (1795-1833), den sie am 23. September 1830 geheiratet hatte (Sohn des Schmiedemeisters in Reichenberg bei Danzig Johann Friedrich David Mußmann). Diese Ehe war kinderlos geblieben.

Karl Heinrich Althaus starb am 22. Oktober 1886 im Alter von 80 Jahren in Berlin.

Aus der Ehe zwischen Karl Heinrich Althaus und Angelika Luise, geb. Schüler entsprangen fünf Kinder:

-Karl Hermann Althaus (* 9. Februar 1844 in Berlin, gest. 25. März 1898 in Berka), Dr. der Philosophie und Gymnasiallehrer, der am 1. März 1875 in Berlin Marie Louise Charlotte Anna Schrader von Beauvryé geheiratet hatte, geb. 29. Dezember 1852 in Schöneberg bei Berlin als Tochter des Kgl. Rechnungsrats und Premierleutnants a.D. Albin Schrader von Beauvryé. Kinder waren Elisabeth Althaus (* 17. Dezember 1875), die Alfred Scheel heiratete, und Marta Althaus (* 9. März 1883)

-Heinrich Georg Althaus (* 25. Februar 1845 in Berlin, gest. am 31. Oktober 1894 in Berlin), Kgl. Landrichter und Landgerichtsrat in Berlin, der am 2. April 1884 in Berlin Marie Adelgunde Auguste von Dechend geheiratet hatte, geb. am 22. November 1855 in Berlin als Tochter des Reichsbank-Präsidenten Hermann von Dechend (1814-1890) und der Adelgunde, geb. Wilke, gest. am 30. März 1917 in Teupitz. Sie bekamen folgende Kinder: Karl Althaus (1886-1956), zuletzt Landrichter in Perleberg, Angelika Althaus (* 18. Januar 1888 in Berlin), Luise Althaus (* 19. Dezember 1888 in Berlin) und Adelgunde Althaus (* 16. Juli 1891 in Berlin). Ihr ältester Sohn Georg Althaus (* 7. Februar 1885 in Berlin) war bereits im Alter von zehn Jahren am 13. Oktober 1895 in Halle als Schüler der Latina gestorben.

-Adelheid Althaus (* 17. Oktober 1846 in Berlin, gest. 20. August 1923 in Wittstock / Dosse)

-Ernst Ludwig Althaus (* 9. Mai 1848 in Berlin, gest. 5. April 1933 in Braunschweig), Dr. der Philosophie (Diss. Berlin 1874 "Quaestionum de Iulii Pollucis fontibus specimen") und Lehrer am Askanischen Gymnasium in Berlin. Am 15. April 1884 heiratete er in Berlin die Lehrerin Anna Elisabeth Schmiel (* 19. April 1857 oder 1858 in Berlin), Tochter des ordentlichen Lehrers am Lehrerinnen-Seminar der Augusta-Schule Wilhelm Ottomar Schmiel und der Julie Luise Anna, geb. Stieff. Ein Sohn von ihnen war Ernst Althaus (* 19. Februar 1889 in Berlin; † 21. April 1977 in Herford), deutscher Jurist und Oberbürgermeister der Städte Minden und Herford.

-Conrad Althaus