Sie bieten auf einen interessanten Vorphila-Brief von 1850 aus Berlin.


Das Landesökonomiekollegium wendet sich an den Vorstand des Minden-Revensbergischen landwirtschaftlichen Hauptvereins in Bielefeld.


Betrifft die Kultivierung des Hanf-Anbaus.


Datiert Berlin, den 15. August 1850.


Transkription: "Den Vorstand des Minden-Ravensbergischen landwirthschaftlichen Haupt-Vereins ersuchen wir mit Bezug auf unser Schreiben vom 13. April v.J. ergebenst, uns die darin gewünschte gutachtliche Äußerung über die Vorschläge des Konsuls Delius zur Beförderung der Hanfkultur gefälligst zugehen lassen zu wollen. Insbesondere ersuchen wir um Antwort über den in jenem Schreiben angeregten Punkt der Belehrung durch Schriften und durch Anleitung zum praktischen Verfahren vermittelst besonderer tüchtiger Hanfbaumeister etc. In dem gefälligen Schreiben des Vorstandes vom 28. v. Mts. wegen Bewilligung von Fonds für Flachs- und Hanfbau ist bemerkt, daß man dort beabsichtiget Reisekommissarien zur Erlernung der Hanfbereitung nach Belgien zu senden. So viel uns bekannt, ist nicht Belgien, sondern es sind die päbstlichen Legationen, die Lombardei, Elsaß und Baden die Länder, worin dieser Wirthschaftszweig musterhaft betrieben wird. Wir ersuchen auch hierüber um baldgefällige Äußerung."


Über die Vorschläge des Konsuls Delius berichten die "Annalen der Landwirtschaft in den königlich Preussischen Staaten", Jg. 1850, S. 113, in der Abhandlung "Bericht der Kommission der zweiten Kammer zur Untersuchung der Noth der Spinner und Weber in Schlesien, im Eichsfelde und in Westfalen. 1. Special-Bericht von Westfalen": "Konsul Delius schlägt vor, den inländischen Hanfbau durch Gesellschaften und Kontrakte mit der deutschen Marine zu heben."


Signiert in Vertretung "Kette", d.i. der Geheime Oberregierungsrat Gottlieb Wilhelm Kette (1784-1864), der zu den Gründungsmitgliedern des 1842 wiedergegründenen Landesökonomiekollegiums zählte; von 1858 bis 1864 war er dessen Präsident.


Umfang: eine Textseite, zwei Leerseiten und eine Adressseite (34,3 x 21,5 cm).


Format (zusammengefaltet): 9 x 17,3 cm.


Zustand: Brief mittig gefaltet. Papier gebräunt und etwas fleckig, mit kleinen Einrissen in der Falz. Adressblatt schräg beschnitten; das Siegel nur noch unvollständig vorhanden. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Ostbhf 23-08


Über das Landesökonomiekollegium (Quelle: wikipedia):

Das Landesökonomiekollegium war eine im Staat Preußen zunächst der landwirtschaftlichen Abteilung des Innenministeriums, ab 1848 dem Landwirtschaftsministerium als technischer Beirat untergeordnete „landwirthschaftliche Zentralbehörde“. Nach der Ernennung seiner ersten Mitglieder im März 1842 begann das Landesökonomiekollegium seine Tätigkeit mit der Eröffnung seiner Sitzungen am 30. Juli des Jahres.

Die ersten Versuche zur Errichtung von Landesökonomiekollegien erfolgten schon von 1811 bis 1815. So wurde am 17. Oktober 1811 die „Instruction für die General-Commissarien zur Regulirung der gutsherrlichen und bäuerlichen Verhältnisse und für die Landes-Oekonomie-Collegien“ erlassen, nachdem zuvor am 3. Oktober 1811 vom König jeweils sieben Generalkommissare ernannt wurden, „für die Kurmark den Geheimenrath und Ritterschafts Direktor von Goldbeck“ (1768–1867), Sohn von Heinrich Julius von Goldbeck, „für die Neumark den Landrath von Sack“ (* 1770), „für Niederschlesien den Regierungsrath v. Lüttwitz“ (1776–1837), „für Oberschlesien den Regierungsrath und Generallandschafts-Repräsentanten von Jordan“ (1762–1833), der Vater von Ludwig Alexander von Jordan, „für Ostpreußen den Landschaftsrath von Sydow“ (1775–1840), „für Westpreußen den Landrath Freyherrn von Schroetter“ (1779–1854), ein Sohn von Karl Wilhelm von Schrötter, sowie „für Pommern den Landstallmeister von Brauchitsch.“ Kurz danach wurden sie von Staatskanzler von Hardenberg zusätzlich für ihr Gebiet zu „Präsidenten des Landes-Oekonomie Collegii“ ernannt.

Mit der „Verordnung wegen verbesserter Einrichtung der Provinzial-Behörden“ vom 30. April 1815 wurde das Landesökonomiekollegium aufgehoben.

Erst drei Jahrzehnte später wurde die Errichtung eines Landesökonomiekollegiums erneut in Angriff genommen, indem am 3. Mai 1841 durch König Friedrich Wilhelm IV. sowohl die Gründung des Kollegiums genehmigt, als auch Ludolph von Beckedorff zu dessen Direktor ernannt wurde. Zur Gründung im März 1842 wurden zwölf ordentliche Mitglieder ernannt; vier „aus der Klasse der Ministerial-Räthe“: Adolph Maetzke, Gottlieb Wilhelm Kette, Gustav Schwinck und Georg von Viebahn; drei „aus der Klasse der wissenschaftlichen Techniker“: Karl Friedrich Wilhelm Dieterici, Heinrich Gustav Magnus und Alexander von Lengerke; fünf „aus der Klasse der praktischen Landwirthe“: Christoph August von Bredow, Heinrich Friedrich von Itzenplitz, Johann Gottlieb Koppe, Carl von Treskow und Carl von Wulffen. Die außerordentlichen Mitglieder waren „noch nicht ernannt“. Mit Ausnahme von Alexander von Lengerke, der als Generalsekretär des Kollegiums ein jährliches Gehalt von 1600 Talern erhielt, nahmen die übrigen Mitglieder „ihre Stellung als ein Ehrenamt mit großer Bereitwilligkeit“ an.

Nach dem gedruckten „Verzeichniß der ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder des Königlichen Landes-Oeconomie-Collegiums“ vom Januar 1867 stieg die Zahl der Mitglieder des Kollegiums auf 50: Neben dem Vorsitzenden und dem Generalsekretär waren es 28 ordentliche und 20 außerordentliche Mitglieder.

1878 sowie 1898 wurde es reorganisiert. Seit 1898 bis zu seiner Auflösung im Februar 1921 diente es den Landwirtschaftskammern für die Bearbeitung gemeinschaftlicher Angelegenheiten als Geschäftsstelle. An seine Stelle trat die Hauptlandwirtschaftskammer. Von den 34 Mitgliedern des Landesökonomiekollegiums wurden 25 gewählt, je 2 von 11 Landwirtschaftskammern sowie je eins von den Kammern in Kassel und Wiesbaden und der landwirtschaftlichen Zentralstelle für Hohenzollern, während weitere 9 Mitglieder direkt vom preußischen Landwirtschaftsministerium ernannt wurden.

Das Landesökonomiekollegium wurde jedes Jahr im Februar für mehrere Tage einberufen. Die Verhandlungen wurden anschließend in den »Landwirtschaftlichen Jahrbüchern« veröffentlicht.

Personen

Ludolph von Beckedorff, Direktor ab Mai 1841, Präsident ab Juni 1845.

Hans von Schwerin-Löwitz, Präsident ab 1901