Sie bieten auf ein umfangreiches Schreiben (Heidelberg 1789) von fünf reformierten Pfarrern der Kurpfalz, gerichtet an den refornierten Kirchenrat.


Antwort auf ein Dekret vom 27. Juli 1789 über Religionsbeschwerden. -- Dieses Dekret ("Kirchenrat an die Bevollmächtigten der Geistlichkeit") wird behandelt im Werk "Der kurpfälzische reformierte Kirchenrat im 18. Jahrhundert. Unter besonderer Berücksichtigung der zentralen Konflikte in der zweiten Jahrhunderthälfte" von Markus A. Maensel, Heidelberg 1997, S. 187. Demnach stellte das Dekret die bisherige Arbeit und die Existenzberechtigung der Bevollmächtigten der Geistlichkeit in Frage. Es geht um die Frage, wohin Beschwerden zu richten sind.


Titel: "An Churpfalz Hochlöblich reformirten Kirchenrath der pro tempore Bevollmächtigten der Churpfälzisch reformirten Geistlichkeit gehorsamste nähere Vorstellung und Erklärung auf Hochdesselben Verehrliches Decret vom 27. Juli 1789."


Datiert Heidelberg, den 13. August 1789 (vorliegend in Abschrift vom 17. August 1789).


Umfang: Titelseite + 30 rechtsspaltig beschriebene Seiten (33,5 x 21 cm).


Bei der Verfassern des Schreibens, den Bevollmächtigen der Kurpfälzischen reformierten Geistlichkeit, handelt es sich um:

-Philipp Nicolaus Kling, Inspektor der Klasse Neustadt an der Haardt

-Friedrich Amadeus Böhme (1742-1794), ref. Pfarrer an der Heiliggeistkirche in Heidelberg

-Daniel Isaac Rom, Pfarrer in Haslach

-Ernst Büttinghausen, Pfarrer in Frankenthal

-Johann Henrich Helfenstein, Inspektor der Klasse Sinzheim.


Beiliegend 2-seitiger Begleitbrief (33,3 x 20,5 cm) zur Übersendung der Abschrift, gerichtet an einen Inspektor, verfasst und signiert von Friedrich Amadeus Böhme, datiert Heidelberg, den 17. August 1789.

Friedrich Amadeus Böhme (geb. am 22. April 1742 in Frankenthal als Sohn des Pfarrerers Johannes Böhme, gest. am 15. Juni 1794 in Heidelberg), war seit 1788 reformierter Pfarrer an der Heilig-Geist-Kirche in Heidelberg, davor ref. Pfarrer in Frankenthal. Seine Leichenpredigt erschien gedruckt 1794 in Heidelberg: "Denkrede auf Friedrich Amadeus Böhme, Prediger der Gemeinde zum heil. Geist: Jn der heiligen Geistkirche Nachmittags den 22. Junius 1794. vorgetragen von Johann Friedrich Mieg, der Theologie Doktor, Churpfälz. Kirchenrath und ersten Prediger der Gemeinde zum heil. Geist. Zum Besten der Hausarmen in dem Viertheile des Verstorbenen."


Im Werk "Pütters Systematische Darstellung der Pfälzischen Religionsbeschwerden nach der Lage, wie sie jezt sind" (Göttingen 1789) werden diese Vorgänge auf S. 279f. wie folgt beschrieben: "Veränderungen in Ansehung der reformirten Synoden, Classenconvente und Kirchenvisitationen: I. II. Nach Vorschrift der Kirchenrathsørdnung sollen die Superintendenten oder jetzigen Inspectoren vorfallende Mängel an Lehre oder Wandel gleich bessern oder an den Kirchenrath berichten. II. Dann soll jährlich im Mai eine Specialsynode in der Hauptstadt eines jeden Amtes gehalten werden. IV. Daneben soll der Kirchenrath, so oft es nöthig, sämmtliche Inspectoren zur Generalsynode zu sich berufen.Auch sollen Generalvisitationen geschehen, und noch besondere Classenconvente statt finden. V. Aber seit 1732 sind die Generalvisitationen, seit 1736 die Generalsynoden, in Abgang gekommen. VI. Zulegt find 1754 auch die claßisschen Convente, die sonst noch die Stelle der Specialsynoden vertraten, gar verboten worden. VII. Darüber lief das ganze Reformirte Kirchenwesen Gefahr, in Verfall zu gerathen. VIII. Eine deßwegen vorgehabte Generalsynode wurde 1776. durch ein Churfürstliches Rescript verboten. IX. Anstatt eines ähnlichen Gesuches von fünf Bevollmächtigten der gesammten Reformirten Geistlichkeit sollten Churfürstliche Commissarien von beyden Religionen ihre Beschwerden erörtern, aber nur nach landesherrlicher Milde und Gnade, ohne sich an eine gewisse rechtliche Norm zu binden. X. Nun wurde auf Ansuchen jener Bevollmächtigten der Geistlichkeit 1787 durch ein Kaiserliches Rescript dem Churfürsten befohlen, der gesammten Geistlichkeit zu Erörterung ihrer Beschwerden eine Synode in Gegenwart eines Churfürstlichen Commissarien zu gestatten. XI. Eine solche Versammlung konnte der Kirchenrath; weil sie verfassungswidrig war, nicht zugeben. XII. Er hielt deßwegen im August 1789 eine Generalsynode, wie sie die Kirchenrathsordnung vorgeschrieben hatte, und rechtfertigte solche in einem Bericht an den Churfürsten. XIII. Es verstand sich ohnedem, daß den Reformirten Specialssynoden jezt keine Beamten, da sie katholisch find, mehr beywohnen können."


Zustand: Dokumente gefaltet; Papier leicht gebräunt. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Kiefer 23-08


Über die Heiliggeistkirche in Heidelberg (Quelle: wikipedia):

Die Heiliggeistkirche ist die größte und bedeutendste Kirche in Heidelberg. Mit der Apsis zum Marktplatz steht sie mitten in der Heidelberger Altstadt. Ihr Turm beherrscht und prägt – mit dem achteckigen Glockenturm des Schlosses – das Stadtbild. Die aus rotem Neckartäler Sandstein gebaute gotische Hallenkirche mit barockem Dach und barocker Turmhaube gilt als „völlig singuläres Bauwerk von hohem künstlerischen Rang“.

Die Kirche wurde von 1398 bis 1515 errichtet und war als Grablege der Kurfürsten von der Pfalz und als repräsentatives Gotteshaus der kurpfälzischen Residenzstadt geplant. Bei schweren Zerstörungen im Pfälzischen Erbfolgekrieg wurden die Fürstengräber verwüstet, sodass sich heute nur noch das Grab des Erbauers des Chors der Kirche, Kurfürst Ruprecht III., der als Ruprecht I. deutscher König war, in der Kirche befindet. Bekannt ist die Heiliggeistkirche auch als einstiger Standort der Bibliotheca Palatina sowie wegen ihrer wechselvollen, eng mit der Geschichte Heidelbergs verknüpften, konfessionellen Geschichte. Von 1706 bis 1936 war die Kirche durch eine Scheidemauer in zwei Teile geteilt. Das Langhaus war protestantisch, der Chor katholisch. Seit 1936 gehört die gesamte Kirche zur Evangelischen Landeskirche in Baden.

Gottesdienste: Im 14. Jahrhundert löste die Heiliggeistkirche die Peterskirche als wichtigste Heidelberger Kirche ab. Zwischen Kirchenschiff und Chor befand sich ein Lettner, der das für den Gottesdienst bestimmte Kirchenschiff von dem den Stiftsherren vorbehaltenen Chor trennte. Dieser Lettner wurde auch nach der Reformation beibehalten, er trennte die Gemeindekirche von der kurfürstlichen Grablege im Chor.

Der erste evangelische Gottesdienst wurde in der Heiliggeistkirche bereits 1546, noch unter der Herrschaft Friedrichs II., gefeiert. Wegen des Augsburger Interims und um seine Versöhnung mit Kaiser Karl V. nach dem Schmalkaldischen Krieg nicht zu gefährden, musste der Kurfürst offiziell beim alten Glauben bleiben. Die Austeilung des Abendmahls unter beiderlei Gestalt blieb aber gestattet.[30] Mit der offiziellen Einführung der Reformation unter Ottheinrich wurde die Heiliggeistkirche zur evangelischen Pfarrkirche; seit der Einführung des Calvinismus durch Friedrich III. diente sie im Wesentlichen der reformierten Gemeinde. Unter Ludwig VI. wurde in der Kirche vorübergehend wieder lutherischer Gottesdienst gefeiert, während der bayerischen und spanischen Besatzung während des Dreißigjährigen Krieges diente die Heiliggeistkirche zeitweise als katholisches Gotteshaus.

Nach dem Dynastiewechsel der Pfälzer Wittelsbacher zur katholischen Linie Pfalz-Neuburg (1685) verfügte Kurfürst Johann Wilhelm 1698 die Pfälzische Kirchenteilung: Die Heiliggeistkirche sollte, wie alle protestantischen Kirchen in der Kurpfalz, von den Katholiken mitbenutzt werden dürfen (Simultaneum). Da sich diese Regelung, die zudem gegen die Bestimmungen des Westfälischen Friedens verstieß, in der Praxis nicht bewährte, wurde 1705 durch die so genannte Religionsdeklaration die Kirche aufgeteilt und ab 1706 durch eine Scheidemauer getrennt: Die reformierte Gemeinde erhielt das Kirchenschiff, die katholische Gemeinde den Chor.

1719 kam es zum Streit um die Heiliggeistkirche, der bis 1720 währte und in ganz Deutschland Aufsehen erregte: Kurfürst Karl Philipp beanspruchte die gesamte Heiliggeistkirche als Hofkirche und katholische Kirche. Der reformierten Heiliggeistgemeinde bot er an, auf dem Marktplatz eine neue Kirche für die Reformierten zu bauen und dieser alle Pfründen der Heiliggeistkirche zu übertragen. Die Reformierten lehnten den Vorschlag ab, worauf der Kurfürst die Scheidemauer in der Heiliggeistkirche niederreißen ließ. Die Reformierten wandten sich daraufhin an die evangelischen Reichsstände und baten um Hilfe, die sie auch erhielten. So kam es in Preußen zu Repressalien gegen eine katholische Kirche in Minden sowie gegen Klöster in Halberstadt. Auch Schweden und die Niederlande drohten mit Vergeltungsmaßnahmen. Selbst Kaiser Karl VI. forderte den Kurfürsten zum Einlenken auf. Schließlich gab der Kurfürst nach, ließ die Scheidemauer wieder aufbauen und verlegte aus Verärgerung über das Verhalten der Heidelberger die Residenz nach Mannheim.

Bei der Säkularisation (1801–1803) wurden die in Heidelberg zahlreich vorhandenen Klöster aufgehoben, wodurch der Heiliggeistchor den Rang einer katholischen Hauptkirche erhielt. 1809 erhielt die katholische Heiliggeistgemeinde die Jesuitenkirche als neue Pfarrkirche. Der Heiliggeistchor wurde in der Folgezeit nur noch von verschiedenen katholischen Bruderschaften benutzt. 1874 wurde der Chor dann auf Grund des badischen Altkatholikengesetzes der altkatholischen Gemeinde zur Mitbenutzung überlassen, worauf die katholische Kirche die Benutzung des Chores einstellte, ohne ihr Eigentum am Chor aufzugeben. Zum Universitätsjubiläum 1886 wurde die Trennmauer vorübergehend entfernt, danach aber 1892 auf Grund eines Gerichtsurteils wieder aufgebaut. Erst 1936 kam die gesamte Heiliggeistkirche an die Evangelische Landeskirche in Baden, worauf die Trennmauer endgültig entfernt wurde.

Bekannt ist die Heiliggeistkirche auch als langjährige Wirkungsstätte des Pfarrers Hermann Maas, des Nazi-Gegners und Pioniers des christlich-jüdischen Dialogs.

Sonstiges: Seit dem 17. Jahrhundert existierte auf dem Turm der Heiliggeistkirche ein Turmbläserdienst, der als Brandwache fungierte. Im Jahr 1798 wurden die Turmbläser durch Nachtwächter ersetzt. Die auf 38 m Turmhöhe liegende Aussichtsplattform ist zu den Besichtigungszeiten zugänglich und bietet einen sehr guten Blick über die Heidelberger Altstadt.

Im Jahr 1886 fand in der Heiliggeistkirche der Festakt zum 500. Jubiläum der Universitätsgründung statt. In Anwesenheit des deutschen Kronprinzen Friedrich Wilhelm und des badischen Großherzogs Friedrich I. hielt der Philosophieprofessor Kuno Fischer eine dreistündige Rede über die Geschichte der Universität.

In der Heiliggeistkirche befindet sich ein Gedenkstein für verstorbene Mitglieder des Heidelberger Wingolfs. Die Heiliggeistkirche ist die einzige Kirche mit einem Gedenkstein für verstorbene Mitglieder einer Studentenverbindung.