Sie bieten auf einen sehr interessanten Brief von 1719 aus Burghaslach.


Der dort frisch eingeführte Pfarrer Georg Heinrich Gryphius (im Burghaslach im Amt von 1719 bis zu seinem Tod 1762) beschwert sich bei beim Reichsgrafen und der Reichsgräfin (von Castell) ausführlich über die schlechte Behandlung, die er in seiner neuen Gemeinde in Burghaslach durch den Kaplan Schlimbach erfahren hat.


Der Kaplan Johann / Johannes Schlimbach ist auch als Pfarrer von Kirchrimbach nachweisbar. 1698 heiratete er in Schmalfelden Martha Susanne Supf. Ein Sohn war der Pfarrer Johann Ludwig Schlimbach / Schlümbach (* 28. August 1707 in Burghaslach, gest. 15. November 1789 in Wilhermsdorf).


Erwähnt ist ein Amtsvorgänger Friedrich Knoll.


Auszüge: "[...] eine Klage [...] wieder Hrn Kaplan Schlimbach nur gar zu frühe und zu balde führen muß. Ich habe zwar anfänglich dafür gehalten, ich wollte meine Hrn. Antecessores in der an ihnen zu beweisenden Geduld übertreffen, und die Bösen zu tragen, redundiren, wie ich dann auch dem zu Folge es gar nicht gedacht, da es bey meinem Einzug die ersten 8 tage nicht nur mich nicht beneventirt, sondern auch, da durch den hiesigen Cantorem das Pfarr-Buch begehrtet, er mir die unhöfflichsten Worte, e.g. Ich als ein junger Mann hätte ihm nichts zu sagen, Er wolle noch anders mit mir reden, was er nach mir zu fragen hätte [...], ja über dieses, als wir endlich in der Kirche zusammen kamen, und er auf Veranlaßen Hrn. Verwalter Ramspeckens mit mir reden müssen, auf sein grobes leugnen und lügen, das Begangene gäntzlich ignorirt, hernachmahls aufs freundlichste mit ihm conversirt, und, um mein comportasbles gemüth zu zeigen, Eines und das anderes permittirt, so sonste nicht hätte thun dörffen; ansonderlich da ihme anfangs erlaubt, in denen Filialen das H. Abendmahl (so sonsten zu Hrn. Mosers u. Herrn Knollens seel. Zeiten nicht geschehen) wechselsweise zu administriren: er aber so genießbrauchet, daß er zum 2. mahl bloß vor sich, ohne im Geringsten mit mir zu conferiren, das H. Abendmahl zu Altershausen, also und dergestallt gehalten, daß die Verkündigung dessen, so doch 8 tage vorher zu Bhaßlach geschehen sollen, und das Abendmahl selbste alles miteinander auf einmahl in einem, nemlich vergangenen Sonntage verrichtet, mithin die Leute gantz ohnbereitet admittiret."


Er berichtet nun von Beschimpfungen seitens des Kaplans, die Gryphius als "nach grobem und ungehöffeltem Bauren-Stoltz schmeckende floscuti u. Redens-Arten" bezeichnet. Er bittet den Reichsgrafen, den Kaplan Schlimbach nach Rimbach zu versetzen oder dem "wie wütend und rasend mit höchstem Verdruß zum größten Nachtheil der Erbauung Pfarr Verrichtungen verwaltende Hrn. Schlimbach" Einhalt gebieten."


Signiert "Ew. Hochgräfl. Excellenzen unterthänigst-gehorsamster Diener, und Vorbitter bey Gott G.H. Gryphius, t.t. Pfarrer daselbst."


Umfang: vier Seiten (33,5 x 21 cm).


Format (zusammengefaltet): 18,3 x 9,3 cm.


Über den Verfasser: Georg Heinrich Gryphius wurde 1699 an der Lateinischen Schule (Latina) in Halle aufgenommen und studierte 1708 in Erfurt. 1709 wurde er Adjunkt und 1713 Pastor an St. Maria in Steinach an der Ens, 1717 Hofprediger an St. Peter und Paul in Rüdenhausen und 1719 Prediger in Burghaslach, wo er bis zu seinem Tod am 8. Oktober 1762 wirkte. Ihm zu Ehren wurden die Gryphius-Stiftung für Bedürftige in Burghaslach errichtet. -- Seine von 1730 bis 1740 reichende Chronik "Diarium Burghaslacense" ist eine wichtige Quelle über den 30-jährigen Krieg in Burghaslach. Er stand u.a. in Briefkontakt mit August Hermann Francke.


Zustand: Guter Zustand. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Ostbhf Vorphila 23-10-08 (3s) Adel Autogramm Autograph Criminalia