Sie bieten auf einen Brief von 1840 aus Aurich.


Der Oberstleutnant Wilhelm von Issendorff (1783-1843), Stabsoffizier beim 2. Leibdragoner-Regiment in Aurich), wendet sich an den Generalleutnant Hieronymus von der Decken (1781-1845), Führer der 2. Kavallerie-Division zu Verden, auch tätig in der King’s German Legion.


Beide waren entfernt miteinander verwandt, da Wilhelm von Issensdorffs Mutter eine geborene von der Decken war.


Datiert Aurich, den 13. November 1840.


Betrifft sein Regiment und die Sättel von Pferden; speziell das Amt eines "Bockmachers": in der Hannoverschen Armee wurden Pferdesättel "Böcke" genannt; und jedes Regiment hatte seinen eigenen Bockmacher mit eigener Werkstatt.


In der Allgemeinen Deutschen Biographie heißt es über den Empfänger: "Im Frieden hat er sich um das Sattel-Modell der hannöverschen Cavallerie später verdient gemacht."


Auszüge: "Lieber verehrter Herr General! Sollte es durch die Dringlichkeit der Sattel-Angelegenheit nicht mehr möglich seyn, daß der Bockmacher Eckert das L.D. Rgt. {=Leib-Dragoner-Regiment} als genügend instruirt, wieder zurück käme? Es macht mich so ungeduldig, daß wir jezt hier nicht vorwärts kommen. Ich habe einen Hr. Bockmacher hier angenommen, der aber nicht ohne Aufsicht arbeiten kann; wenngleich er auch nachher von vielem Nutzen seyn wird. Ich mögte so gerne daß das Regt. bald eben so dienstfertig wieder würde wie die anderen."


Dann über einen "neuen Sattelbock": "Der Bock ist fast schön gemacht; meiner Meinung nach sind die äußeren Kanten aber zu scharf, und es hatte auch damit etwas gestochen. Ich habe einen Sattelbock ganz nach dem neuen Modell für ein Pferd machen lassen; der wie ich glaube trotz seiner breiten Blätter Gnade vor Dir finden würde. Er wird eigentlich schon gemacht wie Rittmeister v. Meding noch hier war. [...] Wir erwarten hier mit einiger Sehnsucht das neue Annoncement, welches für dies Regt. von großer Wichtigkeit ist. [...] R. v. Bülow will gerne dort bleiben, wie man sagt. [...] Hoyer ist mein ganzes Glück. [...] Möge der Himmel dies Regt. schützen. Wenn ich auch nicht so bin, wie ich seyn sollte, so will ich doch meinem König zeigen, daß das Regt. seine Schuldigkeit that und zwar mit ganzer Ergebung für Sr. Majestät, ohne Murren soll es Alles be- u. überstehen."


Signiert "W. v. Issendorff, Oberstl."


Mit einem längeren Nachsatz, signiert mit "d.O." (=der Obige): "Meine alte gute Schwester Cecilie ist 3 Monathe lang hier{?} gewesen und heute von Bremen nach Lehr gereiset." Am Ende geht es noch um eine Bitte betreffend den Bockmacher.


Umfang: drei Textseiten und eine Adressseite (25,5 x 21 cm).


Format (zusammengefaltet): 8,7 x 13,5 cm.


Zustand: Papier gebräunt; das Siegel fehlend. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Ostbhf Vorphila 23-10-08 (5) Militär Adel


Über den Verfasser: Wilhelm Christian von Issendorf wurde am15. Juli 1783 in Düring (Ksp. Loxstedt) als Sohn des Landrats, Drosts und Erbrichters Hermann Christian Friedrich von Issendorf (1747-1792) und der Anna Amalia, geb. von der Decken (1755-1827) geboren, einer Tochter des Hauptmanns Carl Christian von der Decken (1710-1769), der ohne männliche Leiberben starb. Er starb am 10. Juni 1843 in Aurich.

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Über den Empfänger (Quelle: ADB): Decken, Weipart Ludolf Hieronymus Wigand von der; † 10. April 1845 als hannöverscher Generallieutenant der Cavallerie zu Verden. Geboren 28. Febr. 1781, diente er seit 1794 in der Armee, seit 1803 in der Kings German Legion; als Rittmeister im 3. leichten Dragoner- (später Husaren) Regiment nahm er 1807-8 Theil an der Expedition nach Rügen, gegen Kopenhagen und nach Gothenburg, darauf nach Portugal, wo er 1808 und 1809 den berühmten Rückzug nach Corunna nach der ruhmreichen Schlacht bei Talavera, in denen beiden das Regiment sich auszeichnete, mitmachte. 1810 zwangen ihn Familienverhältnisse zur Rückkehr nach Deutschland. Am 25. (13.) März 1813 bekam er und Drost Christian v. Zesterfleth von Tettenborn den Auftrag, in Bremen-Verden ein Corps unter hannöverschem Feldzeichen zu errichten, nachdem ein von D. versuchtes Landsturm-Aufgebot vor dem anrückenden Morand zerstoben war. Er errichtete die Bremen-Verdener Husaren, mit deren einer Schwadron er das Gefecht bei der Göhrde (in der sog. russisch-deutschen Legion) mitmachte; ebenso den Krieg von 1815. Im Frieden hat er sich um das Sattel-Modell der hannöverschen Cavallerie später verdient gemacht.

Über das Adelsgeschlecht von Issendorf (Quelle: wikipedia):

Issendorff, auch Issendorf ist der Name eines erzstiftisch-bremischen Adelsgeschlechts.

Geschichte: Das Geschlecht gehört dem Bremischen Uradel an und nennt sich nach dem Stammhaus (ursprünglich Etzelenthorp, dann Issendorf) bei Horneburg. Mit Hermannus de Etsellendorpe wurde die Familie 1233 und 1236 urkundlich genannt. Die durchgängige Stammreihe beginnt mit Robertus de Edsielenthorpe, mutmaßlich ein Sohn des vorgenannten. Seit 1307 waren die Issendorff Erbschenken des Erzstiftes bzw. Herzogtums Bremen, was ihnen 1426, 1460 und 1498, zuletzt als Seniorat bestätigt wurde.

Zum umfangreichen Güterbesitz neben der kurz nach 1394 zerstörten Seeburg bspw. das Gut Gnarrenburg, das von 1605 bis 1746 in Familienbesitz war.

Zahlreiche Söhne des Geschlechts standen als Offiziere in der hannoverschen, dänischen, sächsischen, mecklenburgischen und preußischen Armee.

1726 hat der schwedische Oberst Johan Christoffer von Issendorff (1671–1736) das schwedische Indigenat erhalten und wurde im selben Jahr in die Adelsklasse der schwedischen Ritterschaft introduziert (Nr. 1792). Da er aus seiner Ehe mit Anna Margareta Reuter († 1749) ausschließlich Töchter hinterließ, ist die schwedische Linie mit ihm auch wieder erloschen.

1871 erfolgte für den lippischen Kammerherrn und Hofmarschall Hieronymus von Issendorf (1834–1876) eine Hebung in den lippischen Freiherrnstand. Auch dieser hatte aus seiner Ehe mit Georgette von Donop ausschließlich Töchter hinterlassen und somit die freiherrliche Linie gleichfalls beschlossen.

Der untitulierte Stamm besteht gegenwärtig fort.

Wappen: Das Stammwappen ist von Rot über Silber mit drei gestürzten Spitzen geteilt. Auf dem Helm mit rot-silbernen Decken eine gestürzte, rote Lanzenspitze zwischen je drei natürlichen Pfauenfedern.

Bekannte Familienmitglieder

Bernd von Issendorff, Professor an der Universität Freiburg

Franz von Issendorff (1851–1908), preußischer Generalmajor

Franz Carl August von Issendorff, Landdrost der Landdrostei Lüneburg 1863/67

Friedrich Wilhelm von Issendorff (1870–1956), Probst von Uelzen 1926/47

Hieronymus von Issendorf (1834–1876), lippisch-fürstlicher Hofmarschall und Kammerherr

Rigi-Scheideck, den 29. Aug. 1876. Heute Nachmittag 4 Uhr entschlief nach längerem Kranksein am Herzschlage sanft im steten Glauben an unseren Heiland mein innigst geliebter Mann, der fürstliche Hofmarschall und Kammerherr Freiherr Hieronymus von Issendorff tief betrauert von mir und meinen drei kleinen Kindern.

Mit der Bitte um stille Theilnahme Georgette Freifrau von Issendorff geb. Freiin von Donop.“

Fürstlich Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt, Nr.205, 1. September 1876

Die vielseitigen beweise so rührender Theilnahme, welche mir bei dem so unendlich schweren Verluste und der Beerdigung meines theuren, geliebten Mannes erwiesen sind, haben mich tief bewegt und fühle ich mich gedrungen, meinen aufrichtigen, herzlichsten Danke hierdurch öffentlich Ausdruck zu geben, da ich nicht im Stande bin, jedem Einzelnen zu danken.

Detmold, den 5. Sepbr. 1876. Georgette Freifrau von Issendorff. geb. Freiin von Donop.“

Fürstlich Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt, Nr.210, 7. September 1876

Alle Diejenigen, welche an meinen verstorbenen Bruder, den Hofmarschall von Issendorff, noch Forderungen haben, bitte ich die Rechnungen baldigst in dessen Wohnung an mich abgeben zu wollen.

Detmold, den 6. Septb. 1876. B. von Issendorff.“

Fürstlich Lippisches Regierungs- und Anzeigeblatt, Nr.210, 7. September 1876

Johan Christoffer von Issendorff (1671–1736), schwedischer Oberst

Karl Gustav von Issendorff († 1802), hannoverscher Generalmajor, Chef des 2. Regiments

Klaus von Issendorff (Erbschenk) (1807–1848), Erbschenk des Herzogtums Bremen, Amtmann in Aschendorf 1839–1848

Klaus von Issendorff (General) (1839–1923), sächsischer Generalleutnant

Luise von Issendorff, Äbtissin des Stifts Bassum 1871–1903

Thomas von Issendorff (1846–1913), preußischer Generalleutnant