Sie bieten auf eine eigenhändige, signierte Briefkarte der österreichischen Philosophin Resa von Schirnhofer (1855-1948).


Resa von Schirnhofer stand in Kontakt mit vielen bedeutenden Persönlichkeiten wie Friedrich Nietzsche, Cosima Wagner, Romain Rolland und Lou Andreas-Salomé. Im Schreiben erwähnt ist die Schriftstellerin Alja Rachmanowa (1898-1991) und der Salzburger Erzbischof Sigismund Waitz (1864-1941), der den persönlichen Titel "Fürsterzbischof" trug.


Datiert Brixen, den 31. Dezember 1934.


Gerichtet an eine Eva, d.i. die Gräfin Eva Lédochowska, geb. de Bethlen (1878-1961).


Auszüge: "Liebe Eva, Die allerwärmsten Wünsche sende ich Dir u. den Deinen für ein gesegnetes neues Jahr. Ich habe viel an Dich gedacht in der Weihnachtszeit. Es war ein schweres Jahr für Dich! [...] Der Zeitungsausschnitt amüsierte mich, erinnerte mich aber auch wehmütig an die Zeit, wo ich noch ein Elternhaus hatte u. eine 'Tochter' war. [...] Nun ist ja Bischof Waitz Fürstbischof von Salzburg geworden. Du hast ihn wahrscheinlich in Brixen gekannt. - Bist Du vielleicht in Salzburg der Alexandra Rachmánova begegnet? Irma hat mir deren Tagebücher zur Lektüre geliehen. [...] Deine Resa v. Schirnhofer."


Doppelseitig beschriebene Karte (9 x 14 cm); ohne Umschlag.


Zustand: Leicht gebräunt und etwas fleckig. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: Clara L. 77 Adel Philosophie Südtirol


Über Resa von Schirnhofer (Quelle: Website des Projekts "DenkMAL! DenkWÜRDIG?! KremserInnen auf der Suche nach ihren denkwürdigen Frauen"):

Resa von Schirnhofer, Philosophin. Geboren in 1855 in Krems. Eltern: k. k. Statthaltereirath Wilhelm Ritter von Schirnhofer und Therese von Schirnhofer geb. Scharinger. Schulunterricht zunächst in Znaim und Steyr, dann im „k. k. Civil-Mädchen-Pensionat“ in Wien. Matura in Linz. Danach nach eigenen Angaben einige Jahre Kunststudien an der Wiener Kunstgewerbeschule. Resa von Schirnhofer war eine der ersten weiblichen Studentinnen an der philosophischen Fakultät der Universität Zürich, dazwischen ein Jahr Studium in Paris. Disseration und Promotion 1889 in Zürich.

Begegnungen und Gespräche mit dem Philosophen Friedrich Nietzsche, den sie 1884 in Nizza kennengelernte, weiters in Sils-Maria, in Zürich und zuletzt 1900 in Weimar, wo sie zu dieser Zeit wohnte. Ihre intimen Gespräche, die auch Nietzsches Krankheit und seine Angst vor dem Wahnsinn betrafen, hielt sie Jahre später in dem Essay „Vom Menschen Nietzsche“ (1937) fest. Nietzsche gegenüber soll sie ihr Doktoratsstudium damit begründet haben, dass sie wenig Wert auf den Titel lege, aber im Interesse der Frauenrechte die Universität nicht verlassen wollte, ohne den Abschluss gemacht zu haben.

Sie lebte ab 1909 in Brixen, Südtirol und musste, da sie nach dem Ersten Weltkrieg ihr Vermögen verloren hatte, ihre Existenz durch Klavier- und Sprachstunden bestreiten. Sie stand mit vielen kulturell wichtigen Personen in Kontakt, u.a. Cosima Wagner, Romain Rolland, Lou Andreas-Salomé und Elisabeth Förster-Nietzsche. Resa von Schirnhofer starb 1948 in Brixen.

Werke: Vergleich zwischen den Lehren Schelling’s und Spinoza’s (Inaugural-Dissertation, Zürich 1889); Vom Menschen Nietzsche (1937), veröffentlicht in: Hans Lohberger: Friedrich Nietzsche und Resa von Schirnhofer in Zeitschrift für philosophische Forschung 22 (1968).

(Edith Blaschitz)