Sie bieten auf einen Vorphila-Brief (Kaufmannsbrief) von 1852 aus Hann. Münden.


Der Kaufmann Ludwig Fleischmann wendet sich an die Firma J.H. Lampe & Sohn in Ankum bei Bersenbrück.


Seine Tochter Emilie Fleischmann (1821-1891) hatte 1840 den Politiker und Literaturhistoriker Adolf Ellissen (1815-1872) geheiratet. Gemeinsame Söhne waren der Schriftsteller und Buchhändler Hans Ellissen (1845-1901), Pseudonym Victor Welten, und der Philologe Otto Ellissen (1859-1943).


Die Firma J.H. Lampe & Sohn wurde wohl von einer jüdischen Kaufmannsfamilie betrieben, denn diese ist erwähnt im Werk "Euer Name lebt: zur Geschichte der Juden in der Region Bersenbrück" von Maria von Borries, Osnabrück 1997, S. 84.


Datiert Münden, den 7. Februar 1852.


Betrifft eine Anfrage, ob Lampe ihm Schinken liefern könne, speziell "gehörig ausgetrocknete Westphälische Hinterschinken im Durchschnittsgewichte von 10-16 Pfd." Da er "einem Verwandten von mir in America" regelmäßig große Mengen Schinken schickt, könne Lampe "auf alljährig wiederkehrende Aufträge von mir rechnen."


Geschrieben von Schreiberhand; mit eigenhändiger Signatur "Ludw. Fleischmann" und längerem eigenhändigem Zusatz: "Ueber meine Solidität und Handlungsweise wird Ihnen jedes angesehene Bremer Haus auf Anfrage genügend Auskunft geben. Die Lieferung der Schinken müßte jedenfalls so zeitig geschehen können, daß solche am 8.-9. Merz in Bremen sind."


Darunter in kleiner Schrift Anmerkung des Empfängers, dass er geantwortet und eine Lieferung angeboten hat.


Format: 26,8 x 21,8 cm (zusammengefaltet 7,7 x 12,4 cm).


Postalisch gelaufen, mit Poststempel "MÜNDEN 7/2" und handschriftlichen Taxvermerk und Firmenstempel.


Zustand: Dünnes Papier etwas fleckig; guter Zustand. Bitte beachten Sie auch die Bilder!

Interner Vermerk: MM 24-04 Hannoversch Münden


Über den Schwiegersohn Adolf Ellissen (Quelle: wikipedia & NDB):

Georg Anton Adolf Ellissen (* 14. März 1815 in Gartow; † 5. November 1872 in Göttingen) war ein deutscher Politiker und Literaturhistoriker. Er war an der deutschen Revolution 1848/1849 sehr engagiert beteiligt und später Mitglied und Präsident der Zweiten Kammer der Ständeversammlung des Königreichs Hannover sowie Abgeordneter im Konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes, im Preußischen Abgeordnetenhaus und im Hannöverschen Provinziallandtag.

Leben: Ellissen wuchs als Sohn des Mediziners Gerhard Ellissen in Gartow auf und studierte an der Georg-August-Universität Göttingen Medizin, Geschichte, Literatur- und Sprachwissenschaft. Weitere Studien betrieb er in Berlin und Paris. Seine Promotion erfolgte an der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg. 1838 und 1860 reiste er nach Griechenland, um die mittel- und neugriechische Literatur vor Ort zu erforschen.

Zunächst machte Ellissen sich als Übersetzer von Montesquieu (Geist der Gesetze) und Voltaire (Werke in Auswahl) einen Namen. Mit seinem Versuch einer Polyglotte der europäischen Poesie war er seinerzeit bahnbrechend für die kulturgeschichtliche Betrachtungsweise und die vergleichende Literaturgeschichte. In Zusammenarbeit mit Heinrich Loedel machte er sich um Hans Holbein und dessen Totentanz verdient. Besondere Verdienste erwarb er sich durch Erschließung der bis dato nahezu unerforschten mittel- und neugriechischen Literatur.

Ellissen lebte ab 1842 in Göttingen, wo er 1847 Mitarbeiter der Universitätsbibliothek wurde. Sein 30-jähriger Aufenthalt in Göttingen wurde durch seine Beteiligung an der Märzrevolution 1848 zeitweilig unterbrochen. Ellissen setzte sich in diesem Kontext sehr kritisch und gewandt mit den herrschenden politischen Verhältnissen auseinander. Nach Angaben in der Allgemeinen Deutschen Biographie war er seinerzeit der populärste Bürger Göttingens, weshalb er lange Jahre hindurch gewählter Göttinger Bürgervorsteher und Wortführer des Bürgervorsteherkollegiums (Bürgermeister) war.

Vom Göttinger Bürgerverein wurde Ellissen zunächst als Condeputierter der hannoverschen Ständeversammlung nach Hannover und später nach Frankfurt am Main gesandt. 1849 wurde er Abgeordneter Göttingens in der Zweiten Kammer der hannoverschen Ständeversammlung, welche ihn 1852 zum Vizepräsidenten und 1854 zum Präsidenten wählte. Dort war er Wortführer im Protest gegen die Absichten der hannoverschen Regierung, die alten Zustände vor 1848 wiederherzustellen. Die Regierung versuchte, seine Opposition zu brechen, indem sie jegliche Beförderung des Philologen verhinderte, hatte damit aber keinen Erfolg. 1864 ging er als Abgeordneter für Osnabrück wieder in die Zweite Kammer und 1867 in den konstituierenden Reichstag des Norddeutschen Bundes, in das Preußische Abgeordnetenhaus und den hannöverschen Provinziallandtag, wo er jeweils der nationalliberalen Fraktion angehörte.

Trivia: Ellissen war Mitglied des Corps Hildesia Göttingen. Wegen dieser Zugehörigkeit zu einer Verbindung wurde er mit zehn Tagen schwerem Karzer bestraft. Die Strafe musste er im Karzer in der Aula der Georg-August-Universität absitzen.


Ellissen, Georg Anton Adolf, Philologe, Historiker und Politiker, * 14.3.1815 Gartow (Kreis Dannenberg), † 5.11.1872 Göttingen. (lutherisch)

Genealogie: Aus alter Färber- u. Kaufm.fam. in Einbeck;

V →Gerhard (1778–1838), Landphysikus, Hofmedikus u. MR in Gartow (s. ADB 48), S des Pastors Aug. Frdr. in Northeim;

M Marianne Jacobi (1786–1846), Amtmannstochter;

1840 Emilie (1821–91), T des Kaufm. Ludw. Fleischmann in Hannoversch Münden;

3 S, 3 T, u. a. Hans (1845–1901, Ps. Victor Welten, Schriftsteller, Buchhändler (s. F. Brümmer, in: BJ VI, S. 233 [u. Tl. 1901, L], Kosch, Lit.-Lex.), →Otto (1859–1943), Philologe (s. Wi. 1935).

Biographie: Nach, kurzem Medizinstudium wandte sich E. – namentlich in Göttingen und Berlin – dem Studium der Geschichte und Philologie zu, ohne es jedoch durch eine Promotion zum Abschluß zu bringen. Diese wurde erst 10 Jahre später (1846) in Heidelberg nachgeholt, um die Voraussetzung für die Anstellung als wissenschaftlicher Hilfsarbeiter (später Bibliothekssekretär) an der Bibliothek Göttingen zu schaffen. Nach Abbruch des Studiums befestigten in ihm Reisen nach Paris und Athen die entschiedene Hinneigung zur sprachlichen und geschichtlichen Aufhellung des mittelalterlichen Griechentums. Durch Arbeiten und Veröffentlichungen auf diesem Gebiet sowie durch solche aus dem französischen und chinesischen Kulturkreis suchte er einen inneren Ausgleich für die Enge seines bescheidenen hauptberuflichen Wirkungskreises, die ihn oft bedrückte. – Die Übernahme seiner Bibliothekstätigkeit (1847) traf zeitlich ziemlich genau mit dem Beginn seiner öffentlichen Wirksamkeit als Politiker zusammen, der er sich aus Gewissensgründen nicht entziehen zu dürfen glaubte. Er setzte sich mit seiner ganzen Person (unter Hinnahme einschneidender beruflicher Benachteiligungen als Folge königlicher Ungnade) als Abgeordneter der Zweiten hannoverischen Kammer, des norddeutschen Reichstages und des preußischen Abgeordnetenhauses für den Freiheits- und Einigungskampf des deutschen Volkes ein. Der Göttinger Universitätsbibliothek erwuchs aus seiner Abgeordnetentätigkeit unmittelbarer Nutzen dadurch, daß er für sie gegen starke Widerstände eine erhebliche Vermehrung der Dotation für die Anschaffung von Büchern durchsetzte. – E. hat auf dem zu seiner Zeit noch kaum bestellten Feld der byzantinistischen Literatur- und Sprachforschung die Bedeutung der griechischen Vulgär-Dichtung erkannt, bei ihrer Bewertung von der ästhetischen Beurteilung abzusehen gelehrt und ihre entscheidende Rolle für die historische Urteilsbildung aufgezeigt. Als erster hat er ferner auf den tiefgreifenden Einfluß der byzantinischen Kultur auf die italienische Renaissance hingewiesen. Wenn sich auch viele seiner Theorien als irrig erwiesen haben, so ist er doch mit dieser Erweiterung des historischen Gesichtsfeldes grundlegend an der Formung eines neuen abendländischen Geschichtsbildes des Mittelalters beteiligt, das neben Rom in Byzanz seinen zweiten Brennpunkt erhält. – In Griechenland, das ihm zur zweiten geistigen Heimat wurde, genoß E. als Forscherpersönlichkeit hohes Ansehen. Goldene Medaille für Wissenschaft und Kunst, Ritter des griechischen Erlöserordens, Ehrenmitglied der Archäologischen Gesellschaft.