Im Allgemeinen wird das Matthäusevangelium unter der Hypothese ausgelegt, dass das Markusevangelium das älteste ist und die Unterschiede zum Matthäus- bzw. zum Lukasevangelium dadurch entstehen, dass diese eine zweite Quelle zusätzlich verwendet haben.

Im Gegensatz dazu geht Michael Krämer davon aus, dass das Matthäusevangelium zeitlich mit der geschichtlichen Entwicklung der Urgemeinde, also vor dem Markusevangelium, entstanden ist. Dabei zeichnet er vier bedeutende Ereignisse für die Urgemeinde und deshalb auch vier Entwicklungsstufen bis zur endgültigen Fassung des Matthäusevangeliums nach: die Zeit der Hoffnung, Jesus werde allgemein als Messias anerkannt; die Auseinandersetzung zwischen Juden und Judenchristen bis zum Bruch; der Streit der Judenchristen mit den Heidenchristen (Paulus) und der Beginn der Großkirche.