Die „Macht“ hat einen bestenfalls zwielichtigen Ruf. Im Wort schwingen die Bedeutungsanteile von Gewalt, Zwang und Herrschaft ebenso mit wie die Gefährdung durch Machtmissbrauch. Gleichwohl gibt es kein soziales Leben ohne Macht. Wo immer kollektiv bindende Entscheidungen getroffen werden müssen, ist Macht im Spiel. Dies gilt auch für die Kirche. In den verschiedenen Kirchen changieren die Formen der Macht zwischen Hierarchie, Repräsentativorganen wie Synode und staatsanalogen Verwaltungen. Im Hintergrund formeller Macht meldet sich, mehr oder weniger versteckt, die informelle Macht charismatischer Persönlichkeiten oder auch von pressure groups, die ihre Agenda vorantreiben. Das geistliche Leben ist mit der Frage der Macht auch verbunden über die alten asketischen Traditionen der „enkrateia“ (Gal 5,5; 2. Petr 1,6), der Selbstmächtigkeit. Diese besondere Form der Macht wird zur Quelle einer Freiheit als „Sorge um sich selbst“ (M. Foucault). Im Spannungsfeld zwischen kirchlichen, spirituellen und politischen Aspekten stellt das Quatemberheft die Frage, wie mit den Strukturen und Praktiken der Macht umzugehen ist, wenn man ihr nicht entrinnen kann.