Angeboten wird ein Aquarell von Ferdinand Springer
TITEL: o.A. [imaginäre Landschaft (Provence)]
TECHNIK: Aquarell, auf leicht strukturiertem Karton, eingeklebt in
gefaltete Grußkarte
ENTSTEHUNGSJAHR: o.J., Schreiben auf der Karte lokalisiert & datiert
auf "Paris, 1.1.[19]87 / 18, place des Vosges / 75004 Paris“"
KARTENGRÖSSE: 29,3x20,9cm (aufgeklappt)
GRÖSSE DES AQUARELLS: (etwa) 9,9x16,9cm
SIGNATUR: u.r. im Bild signiert "Springer", sowie am Ende der Grußkarte
voll signiert
ERHALTUNGSZUSTAND: Aquarell eingeklebt in gefaltete Grußkarte; Ränder
des Aquarells mitunter etwas uneben beschnitten; Aquarell im oberen
Bereich schwach fleckig; Grußkarte mit leichten Druckstellen
PROVENIENZ: Neujahrsgruß des Künstlers an Herrn Adalbert Reissner (geb.
1920, war tätig für den Propyläen-Verlag (Ullstein), Berlin)
Text der Grußkarte:
"Mein lieber Herr Reissner,
Vielen herzlichen Dank für Ihre Grüsse und Wünsche, die wir herzlich
erwidern! Es freut uns sehr, dass es Ihnen Allen gut geht – bei uns ist
es leider etwas anders, meine Frau ist vor einer Woche operiert worden
[…]. Es ist alles gut zugegangen, aber sie ist natürlich noch recht
schwach und muss noch in ein paar Tagen im Spital eine Nachkur machen.
Jetzt ist sie noch – oder wieder – zu Hause. – Wir können daher nicht
vor Ende Januar nach Grasse zurück.
Auch ich hatte im Herbst 1985 eine kleine Kreislaufstörung […]. Die
Blutzufuhr zum Gehirn war ungenügend. Inzwischen ist es wieder besser –
aber ich habe nicht den Eindruck, dass ich ganz noch der Frühere bin…
Aber auf der erwähnten Photo mit Herrn de Beauchais sieht man mir nichts
an! Die Einladung zu meiner Münchener Ausstellung im Herbst 1985 war
darauf zu sehen.-
Meine Frau und ich hatten bei Herrn Lange eine Vernissage unserer
Ausstellung – leider mussten wir am nächsten Tage nach Paris zurück, da
meine Frau sich nicht wohl fühlte.
So konnten wir keine unserer Berliner
Freunde – wie Sie und die Ihren – noch sehen, was uns sehr enttäuschte!
Die Ausstellung (bis zum 24.I.87) geht recht gut, es wurden gleich
mehrere Bilder und Collagen verkauft.
Nochmals alle besten Wünsche Ihnen und den Ihren - Stets Ihr Ferdinand
Springer“
---Ab 1938 war Ferdinand Springer immer wieder im südfranzösischen
Grasse ansässig und tätig, bevor er sich nach Unterbrechungen 1975
gänzlich dort niederließ. Ab dieser Zeit entstanden, inspiriert durch
die Landschaft der Provence, so genannte 'imaginäre Landschaften'.
Das Aquarell der vorliegenden Grußkarte wird in diese Schaffensphase
einzuordnen sein. Im Grad der Abstraktion ist Springer hier weit
fortgeschritten und die Gegenständlichkeit lässt sich nur noch in ihren
groben Zügen erkennen. – Der Erdboden aus dunklen und helleren Tönen, an
den sich in einem dunklen Blau Gebirgszüge anschließen.
Wunderschön
minimalistische Komposition aus dem späten Schaffen Ferdinand
Springers!---
Zu Ferdinand Springer (01.10.1907 Berlin – 31.12.1998 Grasse (Frankreich)):
Maler,
Grafiker; entstammte der Verlegerfamilie Springer; 1918-26 Besuch der
Realschule in Potsdam (Abschluss mit Abitur); 1923 erste Italienreise;
1926 Beginn des Studiums der Kunstgeschichte an der Universität Zürich
(bei Heinrich Wölfflin); 1927 ansässig in Mailand, dort erste Einführung
in der Malerei; Kontakt mit Giorgio Morandi und Carlo Carrá; 1928 Umzug
nach Paris und Besuch der Académie Ranson (bei Roger Bissiére); ab 1932
Erlernen der Lithographie-Technik im „Atelier 17“ bei Stanley Hayter;
1936 erste Ausstellung bei den „Surindépendants“; 1937 Reise nach New
York, dort Ausstellung seiner Werke in der Galerie Julien Levy; ab 1938
in Grasse ansässig; 1938 Einzelausstellung in der Delius Guise Gallery
(London); 1939 Internierung im Lager Tuilerie des Milles (dort auch
künstlerisch tätig); Februar 1940 Überführung nach Forcalquier; 1940
Rückkehr nach Grasse und Zusammenarbeit mit Hans Arp, Sophie
Taeuber-Arp, Alberto Magnelli, Sonia Delaunay, Francois Stahly; es
entstehen die ersten abstrakten Werke; 1942 Flucht in die Schweiz; 1945
Rückkehr nach Grasse; ab 1950 in Paris ansässig; 1958 Teilnahme an der
39. Biennale in Venedig; 1959 Teilnehmer der documenta II in Kassel; es
folgten zahlreiche Ausstellungen in verschiedenen Ländern; 1973
Retrospektive im Museum von Caen; ab 1975 wieder in Grasse wohnhaft und
tätig; ab 1980 entstehen ‚imaginäre Landschaften', die von der
Landschaft der Provence beeinflusst wurden; ab 1990 entstehen abstrakt
geometrische Kompositionen --- QUELLE / LITERATUR: FONTAINE, André
(1993): Die Wandmalereien von Les Milles, in: Jacques Grandjonc /
Theresia Grundtner (Hrsg.): Zone der Ungewißheit. Exil und Internierung
in Südfrankreich 1933-1944; Rowohlt; Hamburg; S.310-326 [v.a. 310-15] --
Pfalzgalerie Kaiserslautern (1989): Französische Graphik, 19. und 20.
Jahrhundert, École de Paris [Bestandskataloge der Graphischen Sammlung,
Teil 3]; Kaiserslautern; S. 185 -- Internetseite zu Ferdinand Springer
[ferdinand-springer.com]
![](https://cdn01.trixum.de/upload2/168200/168061/3/330078d1c210714a0c4e578c4524e8dac.jpg)