Angeboten wird ein Aquarell von Paul Weiser
TITEL: „Segovia“ [so u.l. in Schwarz bez., dargestellt ist die
Kathedrale in Segovia]
TECHNIK: Aquarell und Blei auf leichtem Karton
[wohl Rückseite eines (Werbe-)Plakats, hiervon sind teilweise verso
unter den Übermalungen noch einzelne Wörter erkennbar]
ENTSTEHUNGSJAHR:
u.l. in Schwarz datiert „1923“
SIGNATUR: u.l. in Schwarz monogrammiert
„P.W.“, sowie u.r. in Blei signiert „P. Weiser“
GRÖSSE: 32,3x38,5cm
ERHALTUNGSZUSTAND: Farben mitunter leicht aufgehellt; leichte
Druckstellen im Blatt; Ecke o.r. mit Knickspur; Ecken etwas bestoßen;
leicht fleckig; verso o.l. in Blei bez. „P.W./Aq 238 Sp.“
---„Trotz seiner ungünstigen persönlichen Situation zieht es den Maler
wieder in die Ferne, so 1922/26 nach Spanien, Portugal und
Spanisch-Marokko. In der Nationalgalerie von Madrid, dem Prado,
erarbeitet Weiser nahezu fünfzig Gemäldekopien, vorwiegend von Werken
Francisco de Goya […]. Ebenso entstehen Kopien in der Akademie San
Fernando. Weiser ist begeistert von der Landschaft und Architektur
Spaniens. In Toledo, wo sich das Wohnhaus des berühmten Malers El Greco
befand, malt er das Castell und die Kathedrale, mehrfach auch die
bedeutende Klosteranlage San Lorenzo-Escorial, […] sowie die Küste bei
Palma Mallorca, Pinienwälder oder Pampaneira in der Sierra Nevada, dem
Andalusischen Faltengebirge“ (Lothar Toepel: „Die ganze Welt war mein!“
Erinnerungen an einen bewunderungswürdigen Menschen, in: Kunstsammlung
Gera (Hrsg.) (1998): Paul Weiser (1877-1967): ein Maler zieht durch die
Welt; Gera; S. 71-75 [hier: 72]).
Das vorliegende Aquarell aus dem Jahr 1923 ist in die ersten Jahre
dieses reichhaltigen Spanienaufenthaltes einzuordnen. Weiser zeigt hier
eine Ansicht auf die Kathedrale in Segovia, was etwa 90 Kilometer
nordwestlich von Madrid liegt. Neben Toledo und Ávila zählt Segovia zu
den drei historischen Metropolen in der Umgebung Madrids. Dass Weiser
demnach auch diesen Ort aufsuchte und seine Eindrücke malerisch /
zeichnerisch festhielt, ist mehr als plausibel und verständlich.
Hinter einer locker expressiv gemalten Vegetation im Vordergrund erhebt
sich die mächtige, Ehrfurcht gebietende Kathedrale in einem erdigen,
violetten Ton. Die Weite des Landes verliert sich im Hintergrund in den
hellen, schneebedeckten Bergen und wird zugleich durch den wolkenlosen
Himmel farblich nochmals unterstützt.
Die Darstellung des monumentalen Bauwerks erinnert in seiner Ausführung
an das Aquarell „Schloss in Spanien“ von 1925 (Abb. in: Lothar Lang
(Bearb.) (1986): Geraer Maler – Kurt Günther, Alexander Wolfgang, Paul
Weiser, Hans Rudolph; Burg/Saale; S. 42). – Die expressiven gehaltenen
Bäume, der mächtige, bildeinnehmende Bau und darüber der klare Himmel.
Sehr schöne Komposition aus dem Spanienaufenthalts Paul Weisers!---
Zu Paul Weiser (16.07.1877 Erdmannsdorf - 25.12.1967 Gera):
Maler, Zeichner, Grafiker; Paul Weiser war das dritte
Kind und der erste Sohn des Böttchers Franz Eduard Weiser und dessen
Ehefrau Henriette, geb. Hanse; Besuch der Schule in Lippersdorf; 1888
Umzug der Eltern nach Gera (Große Kirchgasse 1); Besuch der
Enzianschule; anschließend Lithographenlehre in der Lithographischen
Anstalt von Ernst Günther, wo er auch die Grundlagen des grafischen
Handwerks erlernt; 1896 Besuch der Küniglichen Kunstschule in Berlin
(Vorschulklasse zur Akademie); 1896-99 Studium an der Königlichen
Kunstakademie in Dresden; die Aufenthalte bei den Eltern in Gera nutzt
Paul Weiser auch für Studienzwecke und es entstehen impressionistische
Aquarelle von Gera und der Umgebung; 1899-1901 Soldat auf der Festung
Königstein; 1902-04 erneutes Studium an der Kunstakademie Dresden
(Meisterschüler bei Otto Gußmann und Gotthard Kuehl); 1903 kleine
Silbermedaille der Dresdner Akademie; 1904 USA-Reise und dort Besuch der
Weltausstellung in St. Louis; 1906 Rückreise aus den USA über Spanien
und Italien; 1907 zweite USA-Reise; ab 1908 freischaffend als Maler und
Zeichner in Dresden und Gera; 1909-10 dritte USA-Reise; 1911-12 neben
freischaffender Tätigkeit ist er angestellt als Zeichner und Maler in
verschiedenen Büros in Dresden, Wien, Riga; auf Anraten von Robert Sterl
wird er Mitglied beim Deutschen Künstlerbund und beteiligt sich an
dessen Ausstellungen; 1912-14 in den Sommermonaten als Zeichner in einem
Malergeschäft in Riga tätig; 1913 Reise nach St. Petersburg; 1914-18
ist beim Ausbruch des Ersten Weltkrieges in Russland und wird als
Zivilgefangener interniert (Samara, Orenburg, Jlzek), während dieser
Zeit lernt er Russisch; 1919-20 Reisen nach Paris und Reims; 1921-22
seine Eltern sterben; 1922-26 zahlreiche Aufenthalte in Spanien; 1926-27
Brasilien-Reise; Sommer 1927 erfolgreiche Ausstellung im Bautzener
Kunstverein mit Brasilien-Aquarellen; Nov./Dez. 1927 Reisen nach
Amsterdam und London; 1928 Ägypten-Reise; 1928-29 als Restaurator tätig
in der Kirche von Sebnitz; 1929-30 Spanien-Aufenthalt (v.a. Madrid);
1931 Reise nach Venezuela (Caracas), während dieser Zeit nennt er sich
auch „Pablo Blanco“; 1932-33 Fußwanderung zum Balkan; Sommer 1933
Fußwanderung zur Insel Rügen; 1933-35 plant er Weltreise und beginnt mit
Wanderungen nach u.a. Basel, Genf, Grenoble, Marseille, Tunis; 1937-38
Fußwanderung zur Weltausstellung nach Paris; 1939 wirtschaftliche
schwierige Verhältnisse; in Gera lebt er bei seiner Schwester Emma Gerth
und deren Mann; Freundschaft mit dem Künstlerehepaar Paul und Irmgard
Neidhardt; 1940 Teilnahme an der Jahresschau Geraer Künstler; 1947 wohnt
bei seiner Schwester Lina (Gera, Kurze Straße 3); Beteiligung an der
Ausstellung „Geraer Maler stellen zur Schau“; 1948 Beteiligung an der
Ausstellung „Die Ernte“; 1949 große Ausstellung zusammen mit Hermann
Paschold in der Stadthalle Gera; 1953 Ausstellung zusammen mit dem
Bildhauer Otto Oettel im Museum für Naturkunde am Nikolaiberg in Gera;
1954 Paul Weiser lebt zurückgezogen und bescheiden, Kontakte u.a. zu
Alexander Wolfgang und Rudolf Schäfer; 1956 Ausstellung im
Lindenau-Museum Altenburg; 1957 anlässlich des 80. Geburtstag findet
eine große Retrospektive im Museum für Kulturgeschichte in Gera statt;
1962 anlässlich des 85. Geburtstag zeigt das Museum für Kulturgeschichte
in Gera rund 100 Exponate Weisers; 1967 Weiser erhält staatliche
Ehrenrente; 1977 Ausstellung in der Kunstgalerie Gera anlässlich des
100. Geburtstages; 1986 Ausstellung im Museum Schloss Burgk „Geraer
Maler – Kurt Günther, Alexander Wolfgang, Paul Weiser, Hans Rudolph“;
Dez. 1998-Jan. 1999 Ausstellung „Paul Weiser (1877-1967): ein Maler
zieht durch die Welt“ (Kunstsammlung Gera) --- LITERATUR: Kunstsammlung
Gera (Hrsg.) (1998): Paul Weiser (1877-1967): ein Maler zieht durch die
Welt; Gera --- LANG, Lothar (Bearb.) (1986): Geraer Maler – Kurt
Günther, Alexander Wolfgang, Paul Weiser, Hans Rudolph; Burg/Saale ---
„Allgemeines Künstlerlexikon“ (AKL), Onlineversion, Künstler-ID:
00199218