Plessing, Friedrich Victor Leberecht 

Versuche zur Aufklärung der Philosophie des ältesten Alterthums.

plessing 1790

Leipzig : Bey Siegfried Lebrecht Crusius, 1790

LVIII, 496 Seiten

Gutes Exemplar, dekorativ mit reichlich Rückenvergoldung, Originalganzleder ! Rundumgodschnitt, auf besserem Papier gedruckt. 

Plessing: Friedrich Victor Lebrecht P., geb. am 20. December 1749 zu Belleben im damaligen magdeburgischen Saal-, im heutigen mansfelder Seekreise, † am 8. Februar 1806 als Professor der Philosophie in Duisburg. Bis in sein zwölftes Lebensjahr wurde er von seinem frommen, geistig regsamen Vater im Pfarrhause sorgfältig erzogen und vorgebildet, auch wohl auf näheren und weiteren Wanderungen auf die erhabenen Schönheiten der Natur hingewiesen. Schon Michaelis 1762 verließ er zum ersten male das Vaterhaus, um in eine von dem frommen Grafen Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode ihm eröffnete Freistelle der Klosterschule zu Ilfeld einzurücken. Die dortigen Lehrer erkannten die guten Anlagen des Knaben, der jedoch seiner zarten Gesundheit wegen schon nach etwas über einem Jahre zu seinen Eltern zurückkehrte. Als sein Vater im Herbst 1764 als Hospitalprediger nach Wernigerode versetzt wurde, folgte er diesem und trat zu Ostern des nächsten Jahres in die dortige Lateinschule ein. Aber der Ruf des trefflichen Rectors der Halberstädter Domschule Struensee zog ihn schon im Herbst 1765 dorthin, wo er auch Gleim als Dichter und Vaterlandsfreund kennen und verehren lernte. War so bereits bis dahin seine Vorbildung eine mehrfach unterbrochene gewesen, so wurde sein weiterer Studiengang ein noch viel mehr wechselnder und zog sich von 1768—1783 hin. Im ersteren Jahre wandte er sich in Göttingen dem Studium der Rechte zu. Da ihm aber dieses zu trocken vorkam und seinem mit glühender Leidenschaft verfolgten Lebensideale nicht genügte, so trat er zu Nimwegen in holländische Kriegsdienste, um eine Laufbahn zu verfolgen, die seinem Ehrgeize mehr zusagte. Aber auch hier sah er sich enttäuscht, und da seinem zarten Herzen auch die Härten des Dienstes zuwider waren, so wandte er sich der Theologie zu, aber nicht einem frommen Zuge des Herzens folgend, sondern von der eiteln Hoffnung getrieben, ein großer Kanzelredner zu werden. Mit nicht genau zu bestimmenden Unterbrechungen besuchte er mehrere Universitäten, darunter Wittenberg, Halle und Leipzig. Jedenfalls wurde er am 20. October 1774 in Halle eingeschrieben und ging dann wieder im Mai des nächsten Jahres nach Leipzig. Da er sich seinem Studium nicht in der rechten Gesinnung hingegeben hatte, so brachte es ihm auch keinen Segen und der fromm erzogene Sohn wurde bald wenigstens mit dem Kopf ein entschiedener Zweifler. Es war freilich auch die Zeit, wo der alte Glaube auf den Hochschulen erschüttert wurde und der Rationalismus Eingang fand. P. suchte aber sein Christenthum mit dem Herzen festzuhalten, trat, wo er Gelegenheit fand, für den angegriffenen Glauben ein und übte und vertrug sein Lebtage leinen Spott mit dem, was andern heilig war. Aeußerlich war er dabei ein lebenslustiger Student mit einem starken Hang zum Ritterlichen und Absonderlichen. So waren ihm Studentenfahrten am Tage etwas zu gewöhnliches und er versammelte wohl seine Commilitonen am späten Abend, um mit dem Glockenschlage zwölf, das Schwert an der Seite, mitternächtige Ritte nach Belieben und Alsleben zu machen und dann, im Dienst einer jungen Schönen ohne Rast nach Halle und abermals mit Aufbietung aller Kräfte und nach allerlei Abenteuern zu dem Edelhofe bei Alsleben zurückzutraben. Aber bald war es mit diesem Jugendmuthe vorüber und dem jungen Manne, der bei sträflicher Vernachlässigung der ernsten Fachstudien wohl Ritterromane und andere schönwissenschaftliche Bücher gelesen hatte, waren die aufregenden und weltschmerzlichen Schriften der Sturm- und Drangperiode und eines Rousseau, besonders aber Werthers Leiden in die Hände gefallen, als dessen Opfer ihn Goethe selbst darstellt. Mit der Kraft seiner Innerlichkeit nahmen die weltschmerzlichen Gedanken, die er selbst aus den Schriften eines Wieland herauszulesen wußte, seine ganze Persönlichkeit ein; seine früheren Hoffnungen und Ideale waren zerstört. Zum großen Kummer seiner Eltern schloß er sich von allem Verkehr ab,|das verzweifelte Hinbrüten raubte ihm den Schlaf und sein ganzes Denken faßte er in das salomonische „Alles ist eitel“ zusammen, aber ohne das salomonische Gegengift. In diesem Jahre lang dauernden Zustande raffte er sich endlich Mitte 1776 zu einem Schreiben, vielmehr längeren Schriftstück, an Goethe auf, und da dieses unbeantwortet blieb, zu einem dringlicheren zweiten, um von da Heilung zu suchen, von wo er den gefährlichsten Krankheitsstoff für seine Seele eingesogen hatte. Goethe, der sich schon viele weltschmerzliche junge Leute aufgehalst hatte und dem Plessing's Klagebriefe lästig waren, fand dieselben doch merkwürdig genug, um, frisch angeregt durch Lavater's Physiognomik, ein Verlangen zu empfinden, den jungen Mann von Angesicht kennen zu lernen, um zu sehen, welchen Körper sich ein so wunderlicher Geist gebildet habe. Uebrigens trauen wir auf Grund des bekannten Gedichts (Harzreise im Winter) dem Dichter doch mehr edles Mitgefühl zu, als er es später selbst wahr haben will. Den Besuch bei P. in Wernigerode am 3. December 1777 und die dort zu Goethe's großem Ergötzen glücklich durchgeführte Komödie können wir hier nur erwähnen. Nachdem die Noth des jungen P. und der Kummer seiner Eltern, die auch durch ökonomische Sorgen gedrückt, aber durch die edle Theilnahme und Forderung der Grafen zu Stolberg, auch durch eine Erbschaft etwas erleichtert wurden, aufs höchste gestiegen war, ließ der Vater seinen Sohn im Herbst 1778 zu seinen väterlichen Verwandten nach Konitz reisen, wo er auch am 6. December die Kanzel bestieg, um dann seit Anfang des nächsten Jahres, wenn auch vorläufig noch als „der Gottesgelahrtheit Beflissener“, philosophischen Studien obzuliegen. Seine mit Anhängen in Druck gegebene Predigt zeigt, daß es ihm keineswegs an Sprach- und Redegabe, wohl aber an anderen Eigenschaften eines rechten evangelischen Predigers fehlte.
von Friedrich Victor Lebrecht Plessing der Weltweisheit Doktor und ordentlichen Professor auf der Königl. Preussischen Universität zu Duisburg........Deutsche Bibliographie