Lackdose Miniatur-Malerei Mädchen Mann Kirche Winterlandschaft Fedoskino Korobow/Lukutin od. Wischnjakow u. Beljajew? Russland ~1950

 

Schöne alte russische Schwarzlack Dose, dekorative Pappmache Zierdose, rechteckig geschwunene Form. Deckel leicht gewölbt, feine  qualitätsvolle Miniatur-Handmalerei "Mädchen mit Tragjoch und Mann in Winterlandschaft". Deckel und seitlich umlaufend Gold staffiertes Ornamentband. Lackmalerei gekonnt kunsthandwerklich ausgeführt, wohl um 1950(?) in Russland entstanden am unteren Rand dreiteilige kyrillische Signatur. Solche Mache-Lack-Dosen wurden von den in Fredoskino ansässigen Werkstätten Korobow/Lukutin oder Wischnjakow und Beljajew hergestellt. Innen rot lackiert, Breite 9 cm, Höhe 2,8 cm, Tiefe 6 cm. Guter gebrauchter originaler Fund-Zustand, ohne Restaurierung -  siehe bitte auch Fotos. Bitte beachten Sie auch meine anderen Angebote mit russischen Lackdosen - danke!

 

Die Lackminiaturen aus Fedoskino (russisch Федоскинская миниатюра, transkribiert Fedoskinskaja miniatjura) sind traditionelle russische Lack-Miniatur-Malereien mit Ölfarben auf schwarzen Lackschatullen aus Pappmaché. Die Miniaturen sind im typischen Stil der russischen Volkskunst gemalt.  Die Lackdosen und Lackschachteln wandelten sich mit zunehmender Kunstfertigkeit vom Gebrauchsgegenstand zum Kunstobjekt. Die Fedoskino Miniaturen sind nach ihrem ursprünglichen Herkunftsort Fedoskino (Федоскино) benannt, einem Dorf nördlich von Moskau, im Rajon Mytischtschi, in der Oblast Moskau. Einer der führenden Betriebe zur Herstellung von bemalten Lackarbeiten wurde Ende des 18. Jahrhunderts die Werkstatt von Korobow/Lukutin in Fedoskino. Die Fedoskino-Miniaturen sind in Russland seit dem Ende des 18. Jahrhunderts weit bekannt geworden, diese Stücke wurden nicht nur in Russland, sondern auch in Europa populär. Fedoskino wurde ein bedeutendes Zentrum der russischen Miniaturmalerei. Die anderen Zentren der russischen Lackminiaturen waren Palech (Lackminiaturen aus Palech), Mstjora (Lackminiaturen aus Mstjora) und Holui (Lackminiaturen aus Cholui). Sie liegen ebenfalls unweit im Norden von Moskau. Hergestellt wurden Schmuckschatullen, Puderdosen, Tabakdosen, Deckel für Alben, Teedosen, Geldbörsen, Brillenschachteln, Ostereier, Spielkarten-Schatulle, Schachteln für Streichhölzer, Schokoladenschachteln, Fingerhüte und anderes mehr.

 

Der alteingesessene Moskauer Kaufmann Pjotr Iwanowitsch Korobow (Пётр Иванович Коробов; † 1819) gründete 1795 in der Nähe von Moskau im Dorf Danilkowo (Данилково) den ersten kleinen Betrieb für die Herstellung von Lackwaren aus Pappmaché (Danilkowo ist heute ein Teil von Fedoskino). Während einer Reise durch Europa interessierte sich Korobow für die Stobwassersche-Lackwarenmanufaktur in Braunschweig und Korobow konnte bei Stobwasser die erforderlichen Lacke und Farben erwerben und dort die Herstellung der deutschen Lackdosen erlernen. Anschließend stellte er seine Produktion in Russland ganz auf Tabakdosen um.  Ab 1814 gab es erste Künstler in der Fabrik, die Tabakdosen im klassischen Malstil in Ölfarbe ausführten.1816 übergab Korobow die Fabrik seinem Schwiegersohn Pjotr Wassiljewitsch Lukutin (Пётр Васильевич Лукутин, * 1784; † 1863). Nach Korobows Tod († 1819) befand sich seine Fabrik für kurze Zeit – 1818 bis 1824 – im Besitz seiner Tochter J. P. Korobowa (Екатерина Коробова). Mit der Übernahme durch Pjotr Lukutin begann ein völlig neuer Abschnitt in der Geschichte des Betriebes. Es wurden verschiedenste Formen und Größen von Tabakdosen hergestellt und auch Schatullen für Zigarren, Zigaretten, Streichhölzer, kleine Schachtische und Puderdosen. Die Manufaktur wurde auf der anderen Seite des Flusses Utscha im Dorf Fedoskino in einem neuen Gebäude angesiedelt, orientierte seine Produkte stärker am Geschmack der russischen Kunden und wurde 1828 Hoflieferant des Zaren.

 

Die Blütezeit der Lackminiaturen aus Fedoskino fiel in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts, als die Fabrik von Aleksandr Petrowitsch Lukutin (Александр Петрович Лукутин, * 1819; † 1888), dem Sohn von Pjotr W. Lukutin, geleitet wurde. Damals erreichten die Produktqualität europäisches Niveau und seine Fabrik war in Russland so bekannt, dass man Pappmaché-Produkte aus der Moskauer Region als Lukinski bezeichnete. Viele der beschäftigten Künstler hatten in Ikonenmalerwerkstätten von Sergijew Possad - nördlich von Moskau, in der Nähe von Fedoskino - gearbeitet. Einige der Miniaturenmaler hatten Ihre künstlerische Ausbildung, in der Stroganow-Kunstschule in Moskau erworben. Nikolai Aleksandrowitsch Lukutin (Николай Александрович Лукутин, * 1852; † 1902) war der letzte Lukutin, dem die Fabrik in Fedoskino gehörte, er war der Sohn von Aleksandr Lukutin und Enkel von Pjotr Lukutin. Die Werkstatt von Wischnjakow und Beljajew, deren erste Erzeugnisse von 1830 datieren, wurde wurde Anfang des 19. Jahrhunderts der größte Konkurrent für den Betrieb von Korobow/Lukutin in Fedoskino. In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wurden die Lackminituren aus der Fabrik von Wischnjakow ebenso bekannt, wie die von Lukutin. Beide Fabriken machten sich Konkurrenz und waren wohl die wichtigsten Werkstätten für Lackminiaturen in der Gegend von Moskau.

 

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