Alter "Helm" u. Schärpe Vereinigung Schlaraffia am Tegrinsee mittelalterliche Gewandung Tegernsee ~1975

Alte Kopfbedeckung aus Stoff, waldgrüne und weiße Seide, silberne Biesen, gestickt bezeichnet "Bonzo di Lago", die weißem "Hängeohren" und Spitze mit Glöckchen, darauf 20 verschiedenen Schlaraffia-Abzeichen. Die Zipfel-Haube innen grün gefüttert, umlaufendens Leder-Stirnband. Die Scherpe 12,5 cm breit, 180 cm lang. Original-Gewandung eines ehemaligen Tegernseer Ritters aus dem "Reych Schlaraffia am Tegrinsee". Ca-Maße Helm: Höhe 20 cm, Kopfweite und Breite zusammengelegt 30 cm. Guter gebrauchter Zustand mit Schäden - siehe bitte auch Fotos. Bitte beachten Sie auch meine anderen Schlaraffia Angebote. 

Schlaraffia am Tegrinsee ein herzliches Willekum und LULU! Gegründet wurde das Reych im profanen Jahr 1949 in Tegernsee. Der Mitgründer Rt Amoroso vom hohen Reyche Monachia, war die letzte Erb-Herrlichkeit der Allmutter Praga. Nach ihm ist die Amoroso-Burg benannt. Schon ein Jahr später entwickelte sich ein Feldlager mit 21 Sassen. Am 21. April 1951 kam es zur Gründung der Colonie. Im darauf folgenden Jahr fand die Sanktionsfeier statt, an der über 300 Gäste und Sassen aus 53 verschiedenen Reychen teilnahmen. Die Schlaraffia am Tegrinsee vereint Männer, die Dichtung, Literatur, Musik und Künste mögen, Humor und Wortspiel lieben, Freundschaft und Verlässlichkeit schätzen, zuhören können, gerne etwas vortragen oder darbieten egal ob sie Profi oder Laie sind. Schlaraffia ist weder Loge noch Geheimbund, auch nicht eine bekannte Matratzenfirma. Am ehesten könnte man sie als skurrile Kleinkunstbühne bezeichnen. Politik, Religion oder gar Rassismus haben keinen Platz auch  Beruf, Stand, Einkommen hat im Reych keine Bedeutung, Ritter sind Ritter unter anderen. Allein die Sprache ist hörenswert, die Bühnenshow nutzen die Männer um sich in kleinem privaten Kreis ungezwungen selbst darzustellen. Einer singt, ein anderer hält eine satirische Rede, ein dritter trägt ein Gedicht vor. Die Darbietungen sind manchmal komisch, manchmal ergreifend, manchmal peinlich, erst nimmt sich dabei keiner. Alles bleibt Satire, Selbstirionie, Persiflage. Etwa 30 Ritter gibt es am Tegernsee, kaum Knappen als Neumitglieder. Ehrenschlaraffen der Schlaraffia am Tegrinsee sind profan Ludwig Thoma (21.01.1867-26.08.1921) und profan Franz Grothe (17.09.19082.09.1982).

Die Schlaraffia ist eine 1859 in Prag gegründete, weltweite deutschsprachige Vereinigung zur Pflege von Freundschaft, Kunst und Humor. Das Wort „Schlaraffe“ soll vom mittelhochdeutschen Wort „Slur-Affe“ abgeleitet sein, was damals so viel hieß wie „sorgloser Genießer“ (Schlaraffenland). Der Wahlspruch der Vereinigung lautet „In arte voluptas“ (in der Kunst liegt Vergnügen). Der Theaterdirektor Franz Thomé gründete den ersten Gesellschaftsverein namens Schlaraffia – als Gegenentwurf zu den Clubs der feinen Herren. Vor allem Künstler trafen sich dort ganz ungezwungen und befreit vom Ständedünkel des 19. Jahrhunderts. Die Idee traf den Zeitgeist und breitete sich im gesamten deutschsprachigen Raum aus. Und die Auswanderer gründeten neue Reyche auf der ganzen Welt. Sie haben eine eigene Sprache, das Schlaraffenlatein: „Ehe“ ist ein Ausruf für Prost. „Lulu“ bedeutet Zustimmung, Applaus oder ist als Gruß gemeint. Während ihrer Sitzung (Sippung) wird nichts zu Essen und Trinken bestellt, sondern Atzung und Labung. Bier heißt Quell, Wein heißt Lehte und Luntette bedeutet Zigarette. 

Die Schlaraffen, ein Männerbund, treffen sich in der sogenannten Winterung (Nordhalbkugel: 1. Oktober bis 30. April; Südhalbkugel: 1. Mai bis 30. Oktober) einmal pro Woche an einem festgelegten Wochentag in ihrer „Schlaraffenburg“, dem im Stil eines mittelalterlichen Rittersaales ausgestatteten Vereinslokal, zu Sippungen. Diese Zusammenkünfte werden nach festgelegtem Zeremoniell in Form eines Ritterspieles mit wohldurchdachten Regeln in zwei Teilen – einem im Ablauf stets gleichen, auf wiederkehrende Regularien bedachten ersten und einem freier zu gestaltenden, eher künstlerischen zweiten – abgehalten. Sturmhauben, Helme und Rüstungen sind aus buntem Stoff in den festgelegten Reychsfarben, die Waffen wie Junkerdolch oder Ritterschwert zumeist aus Holz. Während der Sippungen werden sowohl der Alltag persifliert als auch durch Vorträge in literarischer bzw. musikalischer oder künstlerisch-darstellender Form – Fechsungen genannt – das Interesse an der Kunst wachgehalten. Eine antiquierte Sprache mit eigenen Ausdrücken für alltägliche Dinge (Schlaraffenlatein) gibt den Sippungen ihre eigene, humorvolle Note. Alles außerhalb des schlaraffischen Spieles ist „profan“ / die „Profanei“.

Schlaraffisches Symbol für Weisheit, Humor und Tugend ist der Uhu, der in jeder Burg zu finden ist. Beim Betreten derselben grüßen die Schlaraffen ihn mit einer tiefen Verbeugung, was zugleich das Abstreifen „profaner Schlacken“ – also das Sich-ganz-Einlassen auf das schlaraffische Spiel – symbolisiert. Auch gehört eine besondere Zeitrechnung zum schlaraffischen Spiel: Im Gegensatz etwa zur Zeitrechnung nach christlichem Maßstab (n. Chr. oder A. D.) orientieren sich Schlaraffen am Gründungsjahr ihrer Vereinigung – demzufolge bezeichnen sie 2018 als das Jahr a. U. („anno Uhui“) 159. Obgleich die Schlaraffia vielerorts ein eher zurückgezogener Idealverein ist, treten einige Reyche (Vereine) mit öffentlichen Kultur-Veranstaltungen in ihren Heimatorten auf. So betreibt zum Beispiel die Schlaraffia Oldenburgia (Oldenburg) seit 2004 eine Kleinkunstbühne und veranstaltet Sonntagsmatineen mit Konzerten, Kabarett, Lesung und Theater. 


Künstler, Schauspieler, Schriftsteller und andere Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens waren und sind Schlaraffen, neben anderen: der Prager Theaterdirektor Franz Thomé, Gründer der Schlaraffia
die Komponisten Nico Dostal, Alfred Grünfeld, Karl Komzák junior, Franz Lehár, Hans Pfitzner, Oscar Straus
die Direktoren der Wiener Staatsoper Wilhelm Jahn, Gustav Mahler
die Opernsänger Anton Arnold, Eduard Bachmann, Hermann Becht, Walter Berry, Oskar Hillebrandt, Franz Innozenz Nachbaur, Louis Treumann (Operette und Schauspiel), Fritz Windgassen
die Musiker Erwin Bootz, Joseph Keilberth, Norbert Pawlicki, Otto Schulhof, Horst Winter
die Schauspieler Gustl Bayrhammer, Roland Eugen Beiküfner, Richard Eybner, Alexander Girardi, Konrad Adolf Hallenstein, Attila und Paul Hörbiger
die Schriftsteller Ludwig Ganghofer, Rudolf Lothar, Karl Morré, Peter Rosegger, Eduard Schmidt-Weißenfels, Albert Sixtus, Rudolf Stürzer, Karl Heinrich Tinti
die Bildhauer Hans Brandstetter, Bernhard Kremser und Otto Zirnbauer
die Architekten Ludwig Baumann, Richard Gach
die Maler Heinrich Hoffmann, Leo Sebastian Humer, Hugo Kunz, Jochen Kusber, Otto von Kotzebue
der Kriminalist Max Edelbacher
der ZDF-Meteorologe Uwe Wesp
die Kabarettisten und Texter Fritz Grünbaum, Fritz Riha, Peter Wehle
der Kinderchirurg Hans Peter Hümmer
der Theologe Ernst Georg Baars
der Grafiker und Kunstlehrer Werner Weißbrodt
Im Rahmen des Schlaraffenspieles werden darüber hinaus auch zahlreiche, nicht mehr lebende Persönlichkeiten namentlich verewigt, indem sie postum zu Ehrenschlaraffen (ES) erkoren und immer wieder rezitiert werden, so z. B. Heinz Erhardt (ES Alberich von Schalk), Hermann Löns (ES Mümmelmann), Robert Stolz (ES Servus Du), Johann Wolfgang von Goethe (ES Faust), Friedrich von Schiller (ES Funke), Karl May (ES Kara Ben Nemsi) oder Peter Paul Rubens (ES Malerfürst).