Deutsche und französische Geistigkeit. Bausteine zum geeinten Europa.

von Redslob, Robert:

Autor(en)
Redslob, Robert:
Verlag / Jahr
Athenaion Vlg. Konstabt, 1960.
Format / Einband
broschiert. 49 S.,
Sprache
Deutsch
Gewicht
ca. 550 g
Bestell-Nr
1160008
Bemerkungen
Guter Zustand / good condition. - DER HORT IN DES RHEINES TIEFEN Wenn ich von einem Gipfel der Vogesen mein Heimatland, das Elsaß, überschaue, wenn mein Blick am schicksalsschweren Rheine z arten bleibt und weiter schweift, gen Morgen, nach dem Schwarzwild, auf dessen Kamm ein königlicher Strom entspringt, die Donau, die hinauszieht nach dem früher völkereinenden Ostreich und den unheilschwangeren Balkanländem, da gibt es viel zu sinnen über die Geschicke des Abendlandes und die Zukunft der europäischen Völker. Vogesen und Schwarzwald stehen sich, vor meinem Auge, wie zwei eherne Mauern gegenüber. Sollen sie auch fernerhin aufra-gen wie zinnenbekrönte Wachttürme, die dem Nachbarn drohend die Stirn bieten und sich zur Wehr setzen? Oder sollen sieBrük-kenpfeiler sein, auf denen sich ein den Rhein üb er spannender Brückenbogen zwischen unseren beiden Völkern wölben könnte? Das ist die bange Frage, die über diesen gesegneten und seit einem Jahrtausend immer wieder heimgesuchten Gefilden schwebt. Als der gewaltige See, der in vorgeschichtlichen Zeiten den weiten Raum zwischen Vogesen und Schwarzwald erfüllte, sich einen Ausfluß durch die Felsenenge bei Bingen bahnte, und als sich der mächtige Wasserspiegel senkte, da entstand der Rheinstrom, der vielumstrittene. Schon Julius Cäsar, schon der Imperator Julian haben hier an der Grenzscheide von zwei Welten gegen anstürmende Völkerschaften gekämpft. Und so ist es weiter gegangen viele Jahrhunderte lang. Der Rhein schleppt in seinen Wogen zerborstene Schilde, zersplitterte Schwerter, zerhauene Wappen und zerbrochene Kronen. Blutrot sind seine Wellen. Und wenn er im Mondenschein erglänzt und in seinem ewigen tragisch unabänderlichen Rhythmus dahinflutet, murmelt er längst verschollene Lieder. Da hat er immer wieder »Wunders viel gesait von kühner Recken Striten«, aber auch von »Weinen und von Klagen«. Tief drunten in seinen rauschenden Wassern liegt ein zauberhafter Schatz begraben. Die Rheintöchter wachen über ihn. Es ist das Gold der Nibelungen, so lautet die Sage. Ich denke heute nicht an diesen Schatz, den unheilschweren. Ich denke an einen andern Hort, in erhabenerem Sinn, an einen Hort von unendlichem Wert, der da drunten liegt und den es zu heben gilt. Ich meine all das reiche Gold, das in deutscher und französischer Geistigkeit enthalten ist. Wir haben die Aufgabe, die Edelmetalle, die sich in den beiden Volksseelen finden, in eins zu prägen und zu münzen. Dann wird der in Urzeiten fluchbeladene Hort in einem neuen Glanz aufleuchten, glückbringend für unsere zwei Nationen, deren Geschichte fortan sich als ein harmonisch ausgeglichenes, kristallklares Bild in den Wassern des hehren Rheinstroms spiegeln wird. Ich spreche von deutscher und französischer Geistigkeit. Man möchte hinabsteigen in die Tiefen dieses Problems. Es ergründen heißt, die beiden Nationen einander näherbringen, damit sie sich besser verstehen und schätzen lernen. Indessen, wenn ich versuche, die beiden Nationen zu charakterisieren, so vergesse ich wohlverstanden nicht, daß solche Darstellungen nur von relativer Wahrheit sind. Das Leben ist voller Schattierungen. Will man es in Begriffe fassen, so »baut man sich ein mäßig Kartenhaus«.
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Deutsche und französische Geistigkeit.

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