Wozu noch Kunstbilder betrachten ? Sonderdruck aus: Wissenschaft und Kultur in Bibliotheken, Museen u. Archiven. Klaus-D. Lehemnn zum 65. Geb. gewidmet.

von Schwemmer, Oswald:

Autor(en)
Schwemmer, Oswald:
Verlag / Jahr
München: Saur, 2005.
Format / Einband
Broschiert. S. 23 - 29.
Sprache
Deutsch
Gewicht
ca. 550 g
Bestell-Nr
928465
Bemerkungen
Sehr gutes Ex. - "Die Kunst, so kann man allgemein sagen, ist ein Ort in unserer Kultur, an dem diese Geschlossenheit aufgelöst und die kulturellen "Gegebenheiten" durch eine Verschiebung der Prägnanzprofile mit Visionen des Utopischen - im wörtlichen Sinne des Ortlosen in der Kultur - durchsetzt werden. Denn die Kunst tut etwas grundsätzlich anderes als wir in unserem Alltag zumindest gewöhnlich und jedenfalls dann tun, wenn wir uns in den kulturellen "Gegebenheiten" der jeweiligen Prägnanzprofile bewegen. Die Kunst verschiebt diese Prägnanzprofile, indem sie die Grenzen zwischen dem Hervorgehobenen und Zurückgedrängten, zwischen Figuren und Hintergründen und überhaupt zwischen dem Identischen und dem davon Differenten verschiebt. Und da es sich bei diesen Verschiebungen um Verwerfungen des Bodens handelt, auf dem wir Identität und Differenz erst gründen, ist hier jede Verschiebung schon eine Umkehrung, eine Revolution im Wortsinn. Kehren wir wieder zum Sehen zurück. Was wir sehen, ist im allgemeinen - bei ausreichendem Licht, in nicht zu großer Entfernung und freier Sicht - von hoher Prägnanz. Nicht zuletzt diese Prägnanz des Sehens mag dazu beigetragen haben, dass das Sehen immer wieder als Musterbeispiel auch der gedanklichen Orientierung im ganzen - z. B. als Einsicht und Einleuchten, als Klarheit und Deutlichkeit der Gedankenführung und nicht zuletzt als Aufklärung - gewählt worden ist. Seit Platon ist unsere Tradition beherrscht von einer Metaphorik des Sehens, die unserem Denken die Orientierung vorzeichnen will. Und auch die Rede von einer Orientierung, die uns ja dem Osten, wo die Sonne aufgeht, zukehren soll, nutzt eine visuelle Metapher. Gerade das aber, was die Prägnanz des Sehens ausmacht, illustriert den Zusammenhang zwischen der klaren und deutlichen Strukturierung des Gesehenen auf der einen und der eben dadurch erzeugten Unaufmerksamkeit im Umgang mit dem überhaupt Sichtbaren auf der anderen Seite. Man kann dies auch in der Formel zusammenfassen: Sehen ist Übersehen..." (S.25).
Schlagworte
Oswald Schlemmer, Bilder, Kunstwissenschaft
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