Fachbuch: Porzellan wird wieder Plastik - Charlotte Sommer-Landgraf
Dresdner Porzellan - Neue Edition der Sächsischen Porzellan-Manufaktur
Herausgeber: Wilhelm Siemen


Die Ausstellung im Deutschen Porzellanmuseum in Hohenberg/Eger gehört zu den Höhepunkten des Jahres 1999 im bereich des Porzellans.

Die Plastiken von Sommer-Landgraf in Porzellan sind Melensteine der Porzellangeschichte. Die Künstlerin die normalerweise in Marmor gearbeitet hat zeigt, dass Sie sich auch mit dem sehr schwierigem Material Porzellan anfreunden kann. Sie verleiht die Einzigartigkeit des Porzellans und Ihrer Plastiken ausdruck, in dem Sie beiden Aspekten besonderen Reiz verleiht.

Trotz des damalig sehr schwierigen Umfeldes in der Porzellanbranche, konnte mit der Dresdner Porzellanmanufaktur eine Kooperation getroffen werden, die nicht nur ökonmische Ziele verfolgte. Die mittlerweile zu Höchstpreisen gehandelten Stücken waren Ende des 20. Jahrhunderts kein wirtschaftlicher Erfolg für die Manufaktur. Man war hier seiner zeit weit voraus.

In diesem Buch sehen Sie die wertvollen Porzellanplastiken aus der Ausstellung.

Dresdner Porzellan - Geschichte

1708 An der Wiege des Weißen Goldes
Johann Friedrich Böttger und sein Team entdeckten das Arkanum, das Geheimnis der Porzellanherstellung. Dresden gilt seither als die Wiege des Weißen Goldes, das Sachsen sowohl Reichtum als auch Ruhm brachte.

1872 Gründung der „Sächsischen Porzellan-Fabrik von Carl Thieme zu Potschappel-Dresden“
Im 19. Jahrhundert verliehen die sogenannten Dresdner Hausmaler der sächsischen Porzellankunst ständig neue Impulse. Einer von ihnen, Carl Gottlieb Thieme, gründete in Potschappel eine Manufaktur. Am 17. September 1872 begann er mit der Herstellung von Zier- und Kunstporzellan. Als erstes Modell wurde eine durchbrochene Wandkonsole registriert.

1888 Tod Thiemes
Zu den Mitarbeitern Thiemes gehörte der talentierte Blumenmodelleur Karl August Kuntzsch. Er begründete die große Tradition des für Dresdner Porzellan bis heute charakteristischen üppigen Blumenbelags. Nach dem Tod von Thieme erwies er sich als weitblickender Unternehmer, der die Manufaktur erfolgreich weiterführte.

Um 1900 Siegeszug um die Welt
Kuntzsch reiste bis nach den USA, organisierte den Absatz in Europa, heimste Medaillen und Anerkennungen auf der Internationalen Industrie-Ausstellung in Brüssel 1897, der Pariser Weltausstellung von 1900 und zahlreichen Kunstausstellungen ein. Er machte das Dresdner Porzellan weltbekannt.

1901/02 Blau auf weißem Grund: SP Dresden
Das erste Markenzeichen für das in Potschappel hergestellte Porzellan war der Buchstabe „T“ (für Thieme) über einem Fisch. Es folgten andere, zum Teil kaum noch bekannte Label. Das bis heute genutzte und inzwischen weltberühmte „SP Dresden“ (für Sächsische Porzellan-Manufaktur Dresden) wurde 1901/02 amtlich registriert.

1912 bauliche Erweiterung des Firmengebäudes
Die wirtschaftlichen Erfolge ermöglichten und erforderten 1912 die bauliche Erweiterung der Manufaktur. Das Gebäude erhielt seine heutige Gestalt. Der prominenteste Kunde war das britische Königshaus, das bis zum Ende der 30er Jahre den feinen Zierrat aus Sachsen erwarb.

1939 - 1971 Schwierige Zeiten
Die beiden Weltkriege und die Weltwirtschaftskrise gingen nicht spurlos an der Manufaktur vorüber. Den beiden Söhnen des 1920 verstobenen Karl August Kuntzsch gelang es, das Unternehmen stets wieder flott zu machen. So auch nach dem Zweiten Weltkrieg. 1951 wurde Emil Kuntzsch als Wirtschaftskrimineller verfemt. Noch im selben Jahr ging er in die BRD. Ab 1958 firmierte die Manufaktur als Betrieb mit staatlicher Beteiligung.

1972 - 1990 Die vergessene Marke
1972 erfolgte die endgültige Enteignung und die Umwandlung in einen volkseigenen Betrieb. Das Exportgeschäft über den staatlichen Außenhandel der DDR boomte. Allerdings vermarktete man die Ware unter der Bezeichnung „Sächsisch-Thüringisches Porzellan“ ausschließlich im Ausland. Das führte dazu, dass die Marke „SP Dresden“ zunehmend in Vergessenheit geriet und das Porzellan im Osten Deutschlands vielen Menschen gänzlich unbekannt war.

1991 Reprivatisierung
Die 1989/90 in Ostdeutschland einsetzenden gesellschaftlichen Umwälzungen waren auch für die Manufaktur eine turbulente Zeit. Die Treuhandgesellschaft überließ den Betrieb 1991 schließlich einem französischen Bankenkonsortium, das schon Anfang 1993 Konkurs anmeldete.

Lichtblicke
Trotz mehrmaliger Insolvenzen und Besitzerwechsel konnte sich das Unternehmen am Markt weiter behaupten. Handelskontakte in die USA, England, Südeuropa, Nahost sowie nach Thailand und Japan konnten geknüpft bzw. aufgefrischt werden. Die Manufaktur öffnete sich für Besucher und kehrte so auch wieder in das Bewusstsein der einheimischen Bevölkerung zurück. Engagement bei Dresdner Projekten und Veranstaltungen sowie Präsenz an verschiedenen Stellen der Stadt, das stärkt das Bewusstsein: „Die Dresdner haben ihr eigenes Porzellan“.

Unverwechselbares Dresden
Der inzwischen auf 12.500 Stücke angewachsene Formenschatz der Manufaktur wurde ebenso bewahrt und weiter entwickelt wie die Fähigkeiten der Porzellangestalter und Maler. Dresdner Porzellan hat damit seinen unverkennbaren Duktus bis heute bewahrt und ist gleichsam ein Spiegelbild der europäischen Porzellangeschichte aus zwei Jahrhunderten.

Charlotte Sommer-Landgraf:

Charlotte Sommer-Landgraf (* 20. Juli 1928 in Dresden; † 11. November 2006 ebenda) war eine deutsche Bildhauerin und Grafikerin.

Nach dem Abitur 1947 studierte Charlotte Sommer-Landgraf von 1948 bis 1952 an der Abteilung Plastik der Hochschule für Bildende Künste Dresden. Ihre Lehrer waren neben Theodor Artur Winde ab 1949 Fritz Koelle und Walter Arnold. Prägend wurde zudem die Begegnung mit Eugen Hoffmann, einem früheren Mitglied der Dresdner Sezession, Gruppe 1919. Nach ihrem Studium war Charlotte Sommer-Landgraf an der Restaurierung der Staatsoper Berlin beteiligt.

Sie heiratete 1953 Günther Landgraf, den späteren Rektor der Technischen Universität Dresden, und brachte 1965 ihr viertes Kind zur Welt. In den 1950er Jahren wandte sie sich zuerst dem Zeichnen zu und beschäftigte sich mit Porträt- und Aktarbeiten. Ab 1952 arbeitete Sommer-Landgraf freischaffend als Bildhauerin. Sie löste sich bis zum Ende der 1970er Jahre zunehmend von einer plastischen Formensprache, die sich noch in ihrer Skulptur Stehender Knabe aus dem Jahr 1976 gezeigt hatte, für die ihr Sohn Bernd Modell stand. Sich befreien (1987)

In Bildhauersymposien in den Jahren 1977 bis 1979, während denen sie mit anderen Dresdner Künstlern wie Peter Makolies und Hartmut Bonk zusammentraf, entstanden zahlreiche überlebensgroße Sandsteinskulpturen, die unter anderem in Dresden aufgestellt wurden. Die Sandsteinskulptur Besinnung, die das Ergebnis eines Bildhauersymposions im Prohliser Wäldchen in Dresden war, befindet sich heute auf dem Gelände der TU Dresden. Ab 1982 nutzte Charlotte Sommer-Landgraf zunehmend auch Marmor und Kalkstein für abstrakte Skulpturen. Zudem entstanden zahlreiche Medaillen und Büsten in Bronze, so zum Beispiel eine Stele zur Erinnerung an Robert Schumann, die 1986 an der Semperoper in Dresden aufgestellt wurde.

Im Jahr 1987 entstand Sommer-Landgrafs wohl bedeutendstes Werk, die monumentale Skulptur Sich befreien aus Carrara-Marmor, die 1990 im Palaisgarten in Dresden aufgestellt wurde und symbolisch für die Befreiung vom Sozialismus steht. Im Jahr 1981 nahm Charlotte Sommer-Landgraf einen Lehrauftrag an der Sektion Architektur der TU Dresden für „Figürliches Zeichnen“ an, der bis 1988 bestand. Grab von Charlotte Sommer-Landgraf auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden

Auf Anregung ihres Mannes begann Charlotte Sommer-Landgraf 1988, sich mit der Computergrafik zu beschäftigen. Erste Grafiken in Schwarz-Weiß entstanden auf einem Atari Heimcomputer, später folgten Farbgrafiken, die mit einem 4-Farben-Nadeldrucker auf A4 gedruckt wurden. Günther Landgraf selbst entwickelte in der Folge Computerprogramme in Druckercode, die das Drucken mit bis zu 340 Farben auf der Grundlage der Töne gelb, rot, blau und schwarz ermöglichten. Spätere von Günther Landgraf entwickelte Programme in Visual Basic ermöglichten komplexe Grafiken der Größe 70x100 Zentimeter. Charlotte Sommer-Landgraf ging in ihren Computergrafiken nicht von einer Vorlage aus, die sie veränderte, sondern schuf ihre Werke ausschließlich am Computer, an dem sie mathematische Prozesse in grafische Strukturen umwandelte. Spätere Werke wurden auf Spezialpapier mit Tintenstrahltechnik gedruckt. Es entstanden zudem Collagen, die auf Computergrafiken basierten. Für ihre Grafiken wurde sie auf der internationalen „CYNETart“ 2001 in Dresden mit dem Ersten Preis für Computergrafik ausgezeichnet.

Ab 1988 entstanden auch kleinformatige Marmorskulpturen als Entwürfe für den öffentlichen Raum. Im Jahr 1992 wurde eine Porträtreihe fünf bedeutender Musiker in der Semperoper aufgestellt. Ab 1996 setzte Charlotte Sommer-Landgraf zahlreiche eigene Marmor-Skulpturen auch in Porzellan der Sächsischen Porzellanmanufaktur Dresden in Freital um.

Ihr Grab befindet sich auf dem Trinitatisfriedhof in Dresden.


Auf den Bildern sehen Sie das Buch. Ihr Exemplar wurde nicht für die Fotos genutzt und ist noch ungelesen.

Herausgeber: Wilhelm Siemen
Autorin: Charlotte Sommer-Landgraf
Verlag: Deutsches Porzellan Museum, Hohenberg / Eger
Auflage: Erstauflage
Jahr: 1999
Auflagenhöhe: 2.500 Exemplare
Seitenanzahl: 66 Seiten
Abbildungen: 80 farbige Abbildungen
Buchart: Softcover
Sprache: Deutsch
ISBN 10: 3-927793-58-2
ISBN 13: 978-3-927793-58-3
Größe: ca. 204 x 283 x 7 mm
Gewicht: ca. 350 Gramm
Zustand: ungelesen