Zweiteiliger Kelim kurdischer Provenienz, knapp 100 Jahre alt, erworben 1968 in Van / Ostanatolien. Maße: 150 cm x 220 cm; Gewicht ca. 5,8 kg. Pflanzliche Farben, Material Schafwolle, eventuell geringer Anteil Ziegenwolle.

Farben Schwarz, Rot, Blau, Weiß, vereinzelt gelb. Dreimal zwei mit waagerechtem Kammmuster gerahmte Rauten, die durch vier Querbalken begrenzt sind. Die schmale Rautenbordüre ist für diese Region typisch. Die Rauten haben in der Mitte ein einzelnes „eli belinde“-Ornament, das aus der Region Niğde / Kayseri als diagonale Flächenfüllung bekannt ist. Elibelinde (türkisch für „die Hände an den Hüften“) bezeichnet das verbreitete Motiv das eine weibliche Gestalt zeigt. Die Arme der Figur werden durch zwei nach innen weisende Haken dargestellt, der Leib der Frau im Allgemeinen durch ein Dreieck oder eine Raute, ihr Kopf meist durch eine auf die Spitze gestellte Raute. Das Elibelinde gilt als Fruchtbarkeits- und Muttersymbol. Eingerahmt wird es von Streifen mit Karo-, Haken und Sägezahnmustern, die auch in den kleineren Hexagonen, die die Trennstreifen füllen, wiederkehren. Um die großen Rauten herum auf dem Grund kleine S-Hakenmotive, gekreuzt von Armen mit Zangenmotiv, auch dies für Westasien typisch. - Die Kettfäden mit in den zwei Bahnen unterschiedlicher Färbung sind zu achtsträhnigen Zöpfen in Körperstruktur verflochten, eine Technik, die man in ganz Asien und auch in Afrika findet. Die Planung des Musters der ganzen Fläche hat offenbar im Kopf der Weberin bestanden (oder war ein gängiges Motiv), ohne dass vorher exakte Maße berechnet wurden. So treffen die unterteilenden Streifen nicht immer genau zusammen. Diese Unbekümmertheit ist oft in Nomadenteppichen zu finden und machen auch den Charme dieses Stückes aus. Die Fotos zeigen Vorder- und Rückseite des Kelims.
Nearly 100 years old "Elibelinde" - Kilim from Van (Eastern Turkey), 150 x 220 cm. All wool, vegetable dyes.