Warum er sich das in seinem fünfundachtzigsten Lebensjahr noch einmal antun soll, wo doch alles schon gesagt sei, fragt sich Ivan Ivanji, als die Einladung an ihn ergeht, bei einer Gedenkfeier zur Erinnerung an die Opfer der Außenstellen des KZ Mauthausen am Loiblpass als Zeitzeuge zu sprechen. Ein Glück, dass er zugesagt hat, denn jetzt liegt uns nicht nur Ivanjis berührende Rede vor, sondern auch deren spannende Genese, ergänzt mit hellsichtigen Reflexionen, die geografisch und historisch weit über den eigentlichen Anlass des Gedenkens hinausgehen. Mögen andernorts auch aus Gedenkstätten Spekulationsobjekte privater, kommerzieller Nutzung werden, die Erinnerung an die Gräuel, die Menschen durch Menschen erleiden mussten, ist nicht auslöschbar – nicht zuletzt wegen des verdienstvollen Wirkens sogenannter Zeitzeugen wie Ivan Ivanji. Er schließt mit einem Appell an die Jugend, sich nicht ob allen notwendigen Erinnerns den kritischen und wachsamen Blick auf das Hier und Jetzt trüben zu lassen, das ebenso viel, wenn nicht mehr Achtsamkeit verdiene als die Vergangenheit.