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Dunkler, tiefer, heisser es geht nach unten und es droht Gefahr!
Vagina dentata , die bezahnte Höhle, der Eingang zur Hölle, das
mörderisch Weibliche ist ein uralter Mythos, den der Psychoanalytiker
Siegmund Freud als Kastrationsangst wieder bekannt gemacht hat.
Vagina dentata ist der Titel des vierten Albums der Grausamen
Töchter um Aranea Peel und nochmals eine deutliche künstlerische
Weiterentwicklung der Band. Alle sehr kraftvollen 15 Tracks des Albums
drehen sich mal klarer oder versteckter um dieses Thema; es geht in den
Texten mörderisch, sexuell, obsessiv, sadomasochistisch und zuweilen
alptraumhaft zur Sache, aber dahinter steht dann doch immer eine Art
Befreiung, die Sinnlichkeit, Selbstbestimmung und Leichtigkeit bringt.
Aranea Peel hat anscheinend ein gutes Verhältnis zum Wasser, denn das
Meer mit seinen mitunter bizarren Lebewesen ist in vielen Songs immer
wieder Symbol für Freiheit und Lust. In Wie eine Krake zum Beispiel lebt
das Meerestier in Freiheit, Lust und Chaos während der Seemann an der
Meeresoberfläche angstvoll über gerade dieses Chaos versucht
hinwegzukommen und natürlich grausam scheitert. Dieser Song bringt das
Album inhaltlich am meisten auf den Punkt. Stilistisch hat das Album
wie schon die vorherigen Alben der Frauenband eine erstaunliche
Bandbreite: Elektropop, Elektropunk, EBM, Industrial, Elektrorock bis hin
zu Chanson, Tango und bizarrer Zirkusmusik. E-Gitarre und Baritongitarre,
oftmals mit Bandecho wie in den 60iger Jahren, treten auf Vagina dentata
allerdings deutlich häufiger in Erscheinung. Neben Bassistin Era Kreuz ist
die Berliner Gitarristin Valeria Ereth neu zu der Band gestoßen und tourt
seit einigen Monaten auch schon mit ihren Kolleginnendurch Europa. Die
musikalisch ungewöhnlichsten Tracks sind wahrscheinlich Die ganze Welt
ist ein Zirkus und Nordsee-Tango wo eine ganze Batterie Gastmusiker mit
Blas-und Percussionsinstrumenten mitwirken, was sicher Araneas
Leidenschaft für Chansons geschuldet sein dürfte. Den größten
Ohrwurmcharakter haben aber sich die etwas poppigeren Songs Annika ist
tot und Ich liebe meine Vagina. Grausame Töchter zeigen sich auf
ihrem vierten Album als eine sehr gefestigte Band, die es mit Intelligenz
und Frische schaffen, im kommerziellen Einerlei der Musikindustrie einen
selbstbewußten und eigenständigen Weg zu gehen, der den Frauen ein
unverwechselbares Gesicht gibt. |