BLEISTIFT ZEICHNUNG
Thun im Berner Oberland
Jungfrau


aus einer Zeichenmappe Karl Ehlers, Hamburg
Zeitraum 1880 bis 1910

vor 1910
 
Breite ca. 26,5 x Höhe 17,5 cm

gebraucht erhalten. ( siehe Fotos )



Thun (französisch Thoune) ist eine Einwohnergemeinde und der Hauptort des Verwaltungskreises Thun des Schweizer Kantons Bern.

Thun wird als Tor zum Berner Oberland bezeichnet. Die Stadt liegt am Ausfluss der Aare aus dem Thunersee. Thun ist die grösste Garnisonsstadt der Schweizer Armee und die elftgrösste Stadt der Schweiz. Die Agglomeration Thun umfasst etwa 80'000 Einwohner.


Der historische Stadtkern liegt nicht direkt am Thunersee, sondern etwa 1,5 Kilometer davon entfernt an der Aare. Die Innenstadt besteht aus dem Schlossberg, der Unterstadt, der oberen Hauptgasse und dem Bälliz. Auf dem Schlossberg stehen das Schloss und die Stadtkirche. Das Bälliz ist eine Insel in der Aare beim Abfluss aus dem Thunersee und gehört seit dem 14. Jahrhundert zur Stadt. Seit 1988 ist sie eine Fussgängerzone. Heute ist es nicht nur die wichtigste Einkaufs- und Marktgasse der Stadt, sondern auch die kulturelle Insel und Zentrum sowie eine beliebte Flaniermeile.

Die neuen Stadtquartiere liegen auf der Schwemmebene am Nordwestende des Thunersees, welche von der Kander aufgeschüttet wurde, bevor diese 1714 in den See umgeleitet wurde.

Während im Norden die Nachbargemeinde Steffisburg mit dem Ortsteil Schwäbis direkt an die Innenstadt grenzt, reicht das Thuner Gemeindegebiet im Süden wesentlich weiter und umfasst entlang des linken Seeufers die ehemaligen Dörfer Dürrenast und Teile von Gwatt, welche heute zum geschlossenen Siedlungsgebiet der Stadt gehören. Im Westen der Gemeinde liegen das Quartier Lerchenfeld, die Allmend, welche heute vor allem als Truppenübungsplatz genutzt wird, sowie der Stadtteil Allmendingen. Im Osten reicht das Gemeindegebiet ins Hügelland hinein und umfasst das Dorf Goldiwil. Der mit der Stadt zusammengewachsene Ortsteil Hünibach am rechten Seeufer gehört nicht mehr zu Thun, sondern zur Gemeinde Hilterfingen.

Der Name Thun kommt vom keltischen Gattungswort dūnon (latinisiert dūnum), was «Palisadenwerk, Burg, befestigter Ort» bedeutet und urverwandt mit deutsch Zaun, englisch town ist (siehe auch: Dun).


Bereits in der Jungsteinzeit (ca. 2500 v. Chr.) gab es eine Siedlung im Gebiet der heutigen Marktgasse. Es existieren reiche Funde aus der Bronzezeit von 1800 bis 800 v. Chr. aus den Gebieten Strättligen und Allmendingen. Im nördlichen Becken des Thunersees befand sich einst eine Pfahlbauersiedlung.

Als die römischen Legionen 58 v. Chr. fast das ganze Gebiet der heutigen Schweiz einnahmen, wurde auch das Gebiet des heutigen Thun ins Imperium eingegliedert. Zunächst Teil der römischen Provinz Germania superior, wurde Thun im Zuge der Verwaltungs- und Militärreformen des römischen Kaisers Diokletian (284–305) im Jahre 297 n. Chr. Bestandteil der Provinz Maxima Sequanorum.

An der römischen Fernstrasse Richtung Oberland stand von 58 v. Chr. bis ca. 400 n. Chr. bei Allmendingen am Rand der Thuner Allmend ein Tempelbezirk mit einem gallo-römischen Heiligtum, acht von einer Mauer umgebene kleine Tempel, und daneben ein Wirtschaftsbezirk. Im Stadtgebiet selbst wird zwar die Existenz des römischen vicus Dunum vermutet. Bis heute gibt es aber, von vereinzelten Münz- und Ziegelfunden abgesehen, keine Spuren dieser Siedlung.

Nachdem der ostgermanische Stamm der Burgunder im Jahre 443 n. Chr. vom weströmischen Heermeister Aëtius als foederati in der heutigen Westschweiz und in Sapaudia (heute Savoyen) angesiedelt worden war, schwand die römische Herrschaft über die Region um Thun. Der Fluss Aare wurde zur Grenze zwischen den christlichen Burgundern und den noch heidnischen Alamannen im Norden.


Im 7. Jahrhundert wird Thun in der Fredegar-Chronik erwähnt. Im Jahre 1033, als Konrad II. den Titel als König von Burgund verliehen bekam, wurde Thun ins Heilige Römische Reich eingegliedert. Vor 1200 bauten die Herzöge von Zähringen das heutige Schloss und erweiterten die Stadt um die Hauptgasse bis zum Rathausplatz. Im Mittelalter standen auf dem Schlossberg eine Kirche und eine Burg und an der Aare eine Siedlung mit einem Flussübergang. Gegen Mitte des 12. Jahrhunderts gehörte die Gegend zum zähringischen Rektorat Burgund. Als das Geschlecht der Zähringer 1218 ausstarb, erbten die ostschweizerischen Grafen von Kyburg die Stadt. Im 12. und 13. Jahrhundert bestanden zudem zwei Adelsfamilien, die sich von Thun nannten, eine freien Standes und die andere als kyburgische Ministerialen. 1264 erhielt Thun das Stadtrecht. Auseinandersetzungen um die Herrschaft im Hause Kyburg führten 1322 zum Brudermord im Schloss Thun. Graf Eberhard, der Brudermörder, musste Hilfe bei Bern suchen und Thun 1323 an Bern verkaufen. Er erhielt die Stadt als Lehen zurück, musste sie aber 1384 zusammen mit Burgdorf endgültig an Bern abtreten. 1476 erhielten die Thuner als Auszeichnung für ihre Leistungen in der Schlacht bei Murten an Stelle des schwarzen Sterns einen goldenen in ihr Wappen.


Im 16. Jahrhundert blühten in Thun das Handwerk und die Wirtschaft. Die Stadt wurde zu einem regionalen Marktzentrum. In der Mitte der Stadt wurde ein neues Rathaus mit einem Kaufhaus im Erdgeschoss erstellt und davor ein grosser Marktplatz, der Rindermarkt, geschaffen. Etwa um 1528 fand in Thun die Reformation statt. 1585 wurde der Archivturm, der als Schatz- und Rüstungskammer diente, erbaut.

Im 17. und 18. Jahrhundert entwickelte sich die Stadt kontinuierlich weiter und es erfolgten erste Versuche zur Einführung von Industrie. Thun blieb aber stets nur ein regionales Wirtschaftszentrum. Der Fernhandel spielte eine untergeordnete Rolle. 1641 begannen die Bauernunruhen, der sogenannte Thunerkrieg. Das städtische Kornhaus wurde 1699 erbaut. 1714 wurde die Kander in den Thunersee geleitet. Die Stadtbibliothek wurde 1785 gegründet. Nach dem Einmarsch der Franzosen, zur Zeit der Helvetik war Thun Hauptstadt des von 1798 bis 1802 existierenden Kantons Oberland.


Anfang des 19. Jahrhunderts begann durch das Aufkommen des Fremdenverkehrs und mit der Eröffnung der Eidgenössischen Militärschule 1819 eine neue Epoche. Mit dem Bau von Hotels und Pensionen und der Eröffnung der Dampfschifffahrt auf dem Thunersee 1835, wurde Thun zu einem bedeutenden Touristenort. 1859 wurde Thun ans Eisenbahnnetz angeschlossen. Die «Baugesellschaft Thun» erstellt das «Grandhotel Thunerhof», die Eröffnung erfolgte 1875.

Die Auflösung der fünf Thuner Zünfte erfolgte 1865. Mit dem frei werdenden Kapital gründen die ehemaligen Mitglieder der Metzgern-, Pfistern- und Schmiedenzunft die Spar- & Leihkasse Thun. Die erste Thuner Tageszeitung, der Tägl. Anzeiger für Thun und das Berner Oberland, erschien erstmals am 6. Oktober 1877.

Die Militärschule entwickelte sich im Laufe der Zeit zum grössten Waffenplatz der Schweiz und brachte 1861/1863 auch die eidgenössischen Militärbetriebe in die Stadt. Der Industrielle Gustav Selve eröffnete 1895 in Thun eine Fabrik zur Herstellung von Munitionsnäpfchen.

Im 20. Jahrhundert erfolgte eine starke Bevölkerungszunahme und damit auch eine grosse bauliche Ausdehnung der Stadt. Zudem wurden die Vorortsgemeinden Goldiwil 1913 und Strättligen 1920 eingemeindet.

Die neue Gemeindeordnung schaffte 1919 die Gemeindeversammlung ab und führte als Legislative den Stadtrat ein. Die Einführung des Frauenstimm- und -wahlrechts in Gemeindeangelegenheiten erfolgte 1969.

Ein neuer Bahnhof wurde am 1. Juni 1923 eröffnet. 1925 wurde der Schifffahrtskanal vom oberen Inseli bis zum neuen Bahnhof dem Verkehr freigegeben. Seit 1971 ist die Stadt an die Autobahn A6 angeschlossen.

Ab 1981 Planung und teilweise Realisation von Stadterweiterungen: Aarestrasse, Aarfeld- und Bahnhofareal, Scheibenstrasse. Die Spar- & Leihkasse Thun brach 1991 zusammen, und die Metallwerke Selve kündeten die Schliessung an.


Im 21. Jahrhundert erfolgten erneut einige Erweiterungen der Stadt: Neuüberbauung Aarefeld, Bau des Kultur- und Kongresszentrum Thun (KKThun), des neuen Fussballstadions Arena Thun, Neugestaltung des Selve-Areals. Diesen sollen weitere Projekte wie z. B. ein Wirtschaftspark im Gebiet Schoren, der Entwicklungsschwerpunkt (ESP) Thun-Nord (mit neuer Aareüberquerung) sowie die Umgestaltung des Emmi-Areals folgen.


Neben dem Tourismus sind der Maschinen- und Apparatebau, das Verlagswesen und das Militär von wirtschaftlicher Bedeutung. Die Blütezeit des Fremdenverkehrs in Thun ist zwar vorbei, doch trotzdem ist der Tourismus immer noch eine wichtige wirtschaftliche Einnahmequelle. Jährlich übernachten über 120'000 Gäste in Thun und rund 1,8 Millionen Tagesgäste besuchen die Stadt (Zahlen für 2010).

Thun ist heute der grösste und bedeutendste Marktort im Berner Oberland. Einheimische und Gäste schätzen das vielfältige Angebot der Geschäfte und der verschiedenen Märkte in der Innenstadt. Das «Bälliz» zwischen der inneren und äusseren Aare ist ein beliebtes Einkaufsquartier. Ganztägige Märkte finden dort am Mittwoch und Samstag statt, ein Frischproduktemarkt am Samstagvormittag auf dem Rathausplatz. Periodisch stattfindende Märkte sind der Pelzfellmarkt (2. Samstag im Februar) und der Grossmärit (2. Samstag im Juni). Weitere Angebote sind Flohmärkte auf dem Mühleplatz, Handwerkermärkte, Weihnachtsmarkt u. a. mehr.

In Thun sind insgesamt 4500 Firmen ansässig. Neben dem Tourismus sind u. a. der Handel, das Gesundheits- und Sozialwesen, das Baugewerbe (Frutiger AG, Duscholux AG), die Verwaltung, der Maschinenbau (RUAG) und das Militär von wirtschaftlicher Bedeutung. Mit der EMPA ist Thun auch Standort einer Forschungs- und Dienstleistungsinstitution für Materialwissenschaften und Technologieentwicklung innerhalb des ETH-Bereichs.

Zudem ist Thun Mitglied in mehreren Wirtschaftsorganisationen.


Der Schiffsverkehr auf dem Thunersee hatte bis Anfang des 20. Jahrhunderts eine wichtige Funktion für den Personen- und Warentransport Richtung Oberland. Lange war Thun Endstation der Bahn und die Weiterfahrt war nur per Schiff möglich. Mit der Eröffnung der Thunerseebahn (TSB) verlor Thun diese Schnittstellenfunktion und die Schifffahrt hat hauptsächlich noch eine touristische Bedeutung. Die Thunersee-Schifffahrt wird von der BLS betrieben.