Mit Eichmann an der Börse versammelt Geschichten, die mit fast schmerzhafter Genauigkeit der Frage nachspüren, was es heißt, als nachgeborene Jüdin in Deutschland zu leben. In der Titelgeschichte ist von einem Kind zu lesen,
dessen Mutter und ältere Schwester den Holocaust überlebt haben. Wäre vielleicht alles anders, wäre sie auch im
Kleiderschrank versteckt gewesen? In skurrilen, fast schon ironisch witzigen Beobachtungen sind in ››Ein Tag. Und
ein Tag« das Lachen und die Verzweiflung einander unglaublich nahe. Eine Beerdigungsfeier wirkt beinahe heiter,
wenn nicht mitten unter den Kaffeegästen zwischen Stasi und Nazi eine Menge Probleme auftauchten. Hackepeter, Eisbein und Fragen der jüdischen Identität kann Esther Dischereit in einem Bündel mühelos und einleuchtend zusammenschnüren. Über »Aimee & Jaguar« - vor wenigen Jahren zum Kultpaar einer deutsch-jüdischen Frauenliebe während der Nazizeit avanciert - fördert sie eine andere Wahrheit zutage. In der »Auguststraße 14/ 16« werden wir an einem Tag in Berlin durch ein früheres jüdisches Kinderheim geführt. In der Nacht fürchtet sich ein Bediensteter vor der Golem- Figur eines Künstlers und läuft davon. ››Die beschlossene Erinnerung. Zahltag« sind Anmerkungen zur Entschädigung der Zwangsarbeiter. Wie ist es denn, wenn bei Papa und Mama einer auf dem Hof war oder hinten in der Wirtschaft? Erinnerung für die einen, Vergessen für die anderen.