In der Eroberung Kambodschas durch die Vietnamesen, in den Kämpfen zwischen China und Vietnam sind auch noch die Trümmer einer Utopie zermalmt worden, jener Utopie eines Völkerfrühlings in Asien, die deutschen Studenten den Kampfruf »Ho, Ho Tschi Minh« in den Mund legte oder sie die kleine rote Mao-Bibel Schwenken ließ. Was hat sich wirklich ereignet in Indochina, seit die Franzosen 1945 dorthin zurückkehrten, um eine Ordnung wiederherzustellen, die nur noch zu liquidieren war?
Peter Scholl-Latour kennt jenen Vorsprung der von China beherrschten Landmasse nach Süden wie kaum ein anderer, er ist mit allen Ländern zwischen dem Golf von Bengalen und dem Golf von Tonking vertraut: Vietnam, Kambodscha, Laos, Thailand bis hinauf nach Burma und hinab nach Singapur, und kennt dazu China, den mächtigen Nachbarn, dessen Ausstrahlung aufgenommen und abgewehrt worden ist in diesem Schnittpunkt indischer und chinesischer Kultur.
Seit Scholl-Latour 1945 an Bord eines französischen Truppentransporters zum ersten mal dorthin reiste, hat er die Stationen einer nicht endenden Tragödie miterlebt, einer Tragödie, in der die Illusionen der Freiheit zerbrachen, weil jede Macht, jede Gruppe, weil Franzosen, Amerikaner, Vietnamesen und Rote Khmer ihre eigene Freiheit den anderen aufzuzwingen suchten.
Die Erlebnisse, Beobachtungen, Erfahrungen jener Jahre haben sich in diesem Buch zu eindrucksvollen Bildern verdichtet. Dem erfahrenen Fernsehberichter ist es gelungen, sein gewohntes Medium mit dem Wort zu übertreffen. Der Autor bietet eine Reportage höchsten Ranges, gesättigt mit Farben, Gerüchen und Tönen, erfüllt von scharf umrissenen, ganz und gar lebendigen Figuren, bewegt von der Turbulenz der Ereignisse und so geordnet, daß sich Zusammenhänge, Durchblicke, Einsichten wie von
selbst ergeben. Das Drama historischen Ausmaßes, das sich in Indochina abgespielt hat und noch abspielt, besitzt - von Peter Scholl-Latour in Szenen umgesetzt - eine Spannung, die sich dem Leser mitteilt.