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Dramen des Weiblichen

by Dagmar ˜vonœ Hoff

Frauen schreiben keine Dramen. Sie neigen hochstens zu dramatischen Empfindungen. Dies ist ein allgemeiner Topos, der Drama und weibli­ ches Geschlecht als unfiberwindbare Gegensatze festlegt. Wenn im Zusammenhang mit Frauen der Begriff "dramatisch" be­ nutzt wird, ist zumeist gemeint, daB die Frau ein Drama vorspielt, daB sie sich verstellt, daB sie mimt. Es kann aber auch bedeuten, daB ihr Leben dramatisch verlauft, sie ein besonders schweres und trauriges Schicksal hat. Neben diesen umgangssprachlichen und allgemeinen Va­ rianten ist die Koppelung von Frau und Drama aber auch an gro8e theaterwirksame Gestalten gebunden. 1m Theater treten die Frauen als dramatis personae auf und spielen u. a. die Rolle der Iphigenie, der Ophelia, der Emilia. Sowohl in dieser umgangssprachlichen als auch in der ihr zugeschriebenen Theaterrolle bleibt die Frau eine 'fremdbe­ stimmte' Akteurin, sie entwirft sich nicht selbst. Autorinnen, die seIber Dramen verfaBt haben, treten so gut wie nie in Erscheinung, wei! davon ausgegangen wird, daB Frauen keine Dramen schreiben konnen. Dieses allgemeine Verstandnis, das die Gattung des Dramas dem weiblichen Geschlecht entgegenstellt, findet u. a. bei Georg Simmel, Marieluise Flelier, aber auch in der Literaturgeschichtsschreibung sei­ nen Ausdruck. So schreibt Simmel1911 fiber den Zusammenhang von dramatischer Gattung und weiblichem Geschlecht: . . . daB die Frau zwar dem Manne, der sozusagen der geschlossene Grenzen­ Durchbrecher ist, gegenuber als das geschlossene, von strenger Grenze umzirkte Wesen erscheint -aber mit ihren kiinstIerischen Leistungen gerade da versagt, wo die strenge Geschlossenheit der Form pravaliert: im Drama, in der musi­ 1 kalischen Komposition, in der Archi

FORMAT
Paperback
LANGUAGE
German
CONDITION
Brand New


Publisher Description

Frauen schreiben keine Dramen. Sie neigen hochstens zu dramatischen Empfindungen. Dies ist ein allgemeiner Topos, der Drama und weibli- ches Geschlecht als unfiberwindbare Gegensatze festlegt. Wenn im Zusammenhang mit Frauen der Begriff "dramatisch" be- nutzt wird, ist zumeist gemeint, daB die Frau ein Drama vorspielt, daB sie sich verstellt, daB sie mimt. Es kann aber auch bedeuten, daB ihr Leben dramatisch verlauft, sie ein besonders schweres und trauriges Schicksal hat. Neben diesen umgangssprachlichen und allgemeinen Va- rianten ist die Koppelung von Frau und Drama aber auch an gro8e theaterwirksame Gestalten gebunden. 1m Theater treten die Frauen als dramatis personae auf und spielen u. a. die Rolle der Iphigenie, der Ophelia, der Emilia. Sowohl in dieser umgangssprachlichen als auch in der ihr zugeschriebenen Theaterrolle bleibt die Frau eine 'fremdbe- stimmte' Akteurin, sie entwirft sich nicht selbst. Autorinnen, die seIber Dramen verfaBt haben, treten so gut wie nie in Erscheinung, wei! davon ausgegangen wird, daB Frauen keine Dramen schreiben konnen. Dieses allgemeine Verstandnis, das die Gattung des Dramas dem weiblichen Geschlecht entgegenstellt, findet u. a. bei Georg Simmel, Marieluise Flelier, aber auch in der Literaturgeschichtsschreibung sei- nen Ausdruck. So schreibt Simmel1911 fiber den Zusammenhang von dramatischer Gattung und weiblichem Geschlecht: . . . daB die Frau zwar dem Manne, der sozusagen der geschlossene Grenzen- Durchbrecher ist, gegenuber als das geschlossene, von strenger Grenze umzirkte Wesen erscheint -aber mit ihren kiinstIerischen Leistungen gerade da versagt, wo die strenge Geschlossenheit der Form pravaliert: im Drama, in der musi- 1 kalischen Komposition, in der Architektur.

Table of Contents

I. Das Drama — Männliches Territorium und Feld der Verheißung für Autorinnen.- II. Die 'Tötung' der Emilia Galotti.- III. Die Dramen der Autorinnen um 1800.- IV. Die Kunst- und Kultform der Attitüden und lebenden Bilder.- V. Der 'unerhörte' Körper der Hysterischen.- Schlußbemerkung.- Anmerkungen.- Anhang: Abbildungen.- Literatur.- Auswahlbibliographie.

Long Description

Frauen schreiben keine Dramen. Sie neigen hochstens zu dramatischen Empfindungen. Dies ist ein allgemeiner Topos, der Drama und weibli

Details

ISBN353112109X
Short Title GER-DRAMEN DES WEIBLICHEN 1989
Language German
ISBN-10 353112109X
ISBN-13 9783531121093
Media Book
Format Paperback
Subtitle Deutsche Dramatikerinnen um 1800
DEWEY 300
Pages 219
Year 1989
Publication Date 1989-01-01
Place of Publication Weisbaden
Country of Publication Germany
DOI 10.1007/978-3-322-85501-5
Imprint Springer VS
Author Dagmar von Hoff
Publisher Springer Fachmedien Wiesbaden
Edition Description 1989 ed.
Series Kulturwissenschaftliche Studien zur Deutschen Literatur
Edition 1989th
Illustrations 219 S.
Audience Professional & Vocational

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