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Elisabeth Joch-Jahn
" Mutter Schnäuzchen u. ihre Kinder "
Bilder von Walther Klemm
HC von Arbeitsgemeinschaft Thüringischer Verleger,
Engelhard Reyher Verlag Gotha, DDR
in 1. Auflage 1950
HC, Halbleinen, Ecken und Kanten bestoßen,
Rückseite etwas fleckig, Name im Vorsatz, sonst
guter gebrauchter Zustand
ZUM BUCH:
Bis hinauf zum Waldrand streckte sich die neue Straße am Ende der Stadt. Hier draußen war nichts mehr zu merken vom Lärmen und Hasten der inneren Stadtbezirke. Höchstens, daß dann und wann der Laster der Brauerei am Stadtrand durch die etwas ansteigende Straße polterte. Zwischen einzelnen, von Gärten umgebenen Häusern lag ein freies Stück Land. Wie die ganze noch unfertige Straße dehnte es sich längs des Bahndammes. Einstweilen, bis es gleichfalls mit Häusern besetzt werden würde, sollte es als Acker nutzbar gemacht werden. Der Böttcher aus der Brauerei hatte es gepachtet und mit Getreide bestellt. Wie pures Gold war der Acker anzusehen, wenn die Sonne darauf schien, denn es war Hochsommer und die Zeit der Reife. Täglich, wenn er aus dem Betriebe kam, ging der Böttcher hinaus zu seinem Pachtland, es zu besehen. Hin und wieder brach er einen Halm und zerrieb die Ähre zwischen den Händen, um zu prüfen, ob man nun bald mit dem Schnitt beginnen könne. Er war ein wenig in Sorge, weil schon einmal die sprühenden Funken aus der Lokomotive eines vorüberfahrenden Zuges die dürren Halme in Brand gesteckt hatten. Zum Glück, war kein beträchtlicher Schaden angerichtet worden. Bewohner in einem der anliegenden Häuser hatten rechtzeitig die züngelnden Flammen bemerkt und das Feuer gelöscht. Nur ein kleines, schwarz angekohltes Fleckchen Feld zeugte noch von dem Geschehnis. In den nächsten Tagen, nach Feierabend, wollte der Alte mit seinen beiden Söhnen sich an die Erntearbeit machen. Bei seinen Gängen, die er gewöhnlich gegen Abend unternahm, hatte er des öfteren einen Igel beobachtet, der auf dem Feld oder am Rain, auch wohl im Gras und Buschwerk des Bahndammes sein Wesen trieb. Schon seit dem Frühjahr und den ganzen Sommer hindurch hatte er seinen Spaß an ihm gehabt. In mühseliger, unablässiger Arbeit ging der redliche Gesell auf dem Acker seinem Lebensunterhalt nach. Er fügte ihm und der Feldfrucht keinen Schaden zu. Vielmehr erwies er sich als höchst schätzenswerter Helfer, indem er die Feldmäuse in Schach hielt. Wie ein zünftiger Feldhüter war er hinter dem schädlichen Gesindel her. Auf die kleinen Nager hatte der alte Mann eine förmliche Wut. Sie taten wer weiß wie harmlos und legten dabei einen geradezu unverschämten Appetit an den Tag. Wozu diese Freßsäcke überhaupt auf der Welt waren, konnte er einfach nicht begreifen. Wie jedoch hätte er sich ihrer erwehren sollen? Eine Zeitlang hatte er sich mit dem Gedanken getragen, Gift auszulegen. Aber er hatte den Plan wieder fallen lassen. Möglicherweise hätten Menschen hierdurch gefährdet werden können, zudem auch Tiere, wie Pferde oder Hühner. Und der Igel! Welchen Kummer hätte es ihm bereitet, wenn der Brave Schaden genommen hätte. Es war gewiß erfreulich, daß der Igel tagtäglich — oder besser gesagt, allnächtlich, denn das war seine gewöhnliche Jagdzeit — sich eine Anzahl von ihnen als Braten für seinen Tisch wegholte. Doch das war leider nur wie ein Tropfen auf einen heißen Stein. Ja...
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