Schöner handcolorierter Stahlstich aus Félix Édouard Guérin-Ménevilles Werk: "Dictionnaire pittoresque
d’histoire naturelle et des phénomènes de la nature", von 1833 bis 1840.
Blattgröße: 17 x 22 cm - rückseitig nicht bedruckt.
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Dokumentation:
Als Physiognomie wird die äußere Erscheinung von Lebewesen bezeichnet, insbesondere die des Menschen und
hier speziell die für einen Menschen charakteristischen Gesichtszüge. Vereinzelt versteht man darunter
auch seine ganze Statur, etwa als Konstitutionstyp. Menschen lernen im Säuglingsalter, andere Menschen an
der Physiognomie wiederzuerkennen (siehe Entwicklungspsychologie).
Die moderne Psychologie kann zeigen, auf welche Weise Menschen tatsächlich Emotionen über ihre
Gesichtsmuskeln kommunizieren (siehe Mimik). Unter Physiognomie wird jedoch all das verstanden, was vom
Kommunikationsverhalten unbeeinflusst bleibt – die Länge der Nase, Falten, Lage der Ohren etc.
Traditionell war für die Theorie der Mimik die Pathognomik zuständig, zu der die Theorie der Affekte und
des Ausdrucks gehören. Die Mimik wurde als Satz von Zeichen verstanden, die an der Oberfläche des Körpers
die Zustände der Seele anzeigen.
In der Philosophie ist diese Theorie Teil des Leib-Seele-Problems. Intuitiv glauben die meisten Menschen,
dass aus der Physiognomie etwas über die Seele einer Person zu erfahren ist. Den Versuch, methodisch aus
der körperlichen Erscheinung eines Menschen zu lesen, nennt man Physiognomik. Die Physiognomik ist eine
uralte Teildisziplin der Medizin seit und mit Hippokrates und Galen. Die genaue Beobachtung von
Gesichtsfarbe, Hautkonstitution, Pickeln oder Pusteln sowie die „Facies hippocratica“ als Gesicht eines
Sterbenden wie die physiognomische Evaluation der gesamten Gestalt und der inneren Organe gehören dazu.
Von Pathognomik im Gegensatz zur Physiognomik spricht man allerdings erst seit Lavater und Lichtenberg. In
der pseudoaristotelischen Schrift „Physiognomonika“ aus dem 3. Jh. v. Chr. und in den meisten Traktaten der
Folgezeit wird unter dem Begriff „Physiognomik“ meist auch die Mimik abgehandelt. Die ersten Einzelstudien
zur Mimik kommen aus der Benimmlehre (Erasmus über das Grimassenschneiden von Schülern 1524) und dann aus
der Kunst der frühen Neuzeit. Charles Le Brun, der Hofmaler von Louis XIV, hat 1688 ein mimisches
Musterbuch angefertigt, wo 24 Gesichtsausdrücke mit den entsprechenden Begriffen dargestellt werden. Das
posthum von Morel d'Arleux herausgebrachte berühmte Bilderbuch Le Bruns mit Vergleichen zwischen Mensch und
Tier Traité concernant le rapport de la physionomie humaine avec celle des animaux (1806) greift ebenfalls
antike Traditionen auf.
Bekannt wurde auch Charles Darwins Buch The Expression of Emotion in Animals and Men 1872. Entfernt
angelehnt an Methoden Francis Galtons können heute per Computergrafik gemittelte Gesichter erstellt werden.
Es wurde festgestellt, dass gemittelte Gesichter allgemein freundlicher und attraktiver wirken. Als Vater
der neueren Mimikforschung und Erfinder des FACS, Facial Action Coding System wurde Paul Ekman weltweit
bekannt. Steckbriefe, Reisepässe und Personalausweise verlassen sich auf die Unverwechselbarkeit der
individuellen Merkmale. Schon im Mittelalter wurde in amtlichen Dokumenten vermerkt, wie eine Person
aussah, um sie zu identifizieren.
Mit der kriminalistischen Technik der Bertillonage wurden im 19. Jahrhundert physiognomische Messdaten
archiviert und zur Identifizierung benutzt. Die Technik war jedoch zu ineffizient und wurde schnell durch
die Speicherung von Fingerabdrücken ersetzt. Der englische Naturwissenschaftler Sir Francis Galton
versuchte, mit Hilfe fotografischer Mehrfachbelichtung bestimmte gemeinsame physiognomische Merkmale von
Verbrechern zu erkennen. Zu dieser auch rassistisch geprägten Forensik gehört auch die Phrenologie
(Schädelkunde), die um 1800 von dem deutschen Arzt Franz Josef Gall entwickelt und von dem Italiener Cesare
Lombroso 1867 in die Kriminologie eingeführt wurde. Einige Rassenkundler im Nationalsozialismus versuchten,
besondere Erkennungsmerkmale jüdischer Gesichter festzuschreiben, und beriefen sich dabei auf Lombrosos
Thesen.
Die heutige Polizei verwendet fotografische oder digitale Techniken, um die Physiognomie von Kriminellen
und Verdächtigen nach Beschreibungen zu rekonstruieren (siehe Phantombild).
Die computergestützte Gesichtserkennung verlässt sich auf die unveränderlichen Merkmale der Physiognomie.
Computer sollen so lernen, in einer Menschenmenge oder bei Sicherheitskontrollen einzelne Menschen zu
erkennen und zu identifizieren. In der Medizin wird die Physiognomie eines Menschen, zum Beispiel durch
äußere Untersuchung des Gesichts, in einen Teil der Diagnose einbezogen, um erste Rückschlüsse auf den
gesundheitlichen Zustand zu ziehen. Das ist, gerade im Rahmen von Notfällen, wichtig.
Veränderungen der Physiognomie wurden schon immer durch Masken und Kosmetik vorgenommen. Seit einigen
Jahrzehnten wird plastische Chirurgie eingesetzt, um Physiognomien dauerhaft zu verändern. Dabei kann die
rekonstruktive Chirurgie durch Prothesen eine durch Unfall oder Krankheit zerstörte Physiognomie
wiederherstellen.
Da die Attraktivität des Gesichts Einfluss auf den sozialen Status haben kann, sind Veränderungen zu rein
kosmetischen Zwecken immer beliebter, aber auch umstritten. Einige Fernsehsendungen machen sich die
Popularität und den Sensationswert plastischer Chirurgie zunutze.
Weitere Formen der Körpermodifikation, die temporäre oder dauerhafte Eingriffe in die Physiognomie
bedeuten, sind Piercings und Tätowierungen. Sie haben in den letzten Jahrzehnten in den westlichen
Gesellschaften eine größere Verbreitung erfahren und gelten ihren Trägern meistens als Zeichen für
Individualität.
Quelle: Wikipedia
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